t w e l v e

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Es klopfte, und abermals rief ich: ,,Herein!"

Die Tür öffnete sich langsam und Florian betrat den Raum, mal wieder mit vollkommen ausdrucksloser Miene.

Mein Pokerface stand seinem um nichts nach.

,,Kannst du Bitte gehen? Ich muss mit Zoe etwas besprechen."

Es war keine höfliche Bitte, es war ein Befehl.

,,Tut mir ja sehr leid für dich, aber ich habe mich mit Rose noch nicht zu Ende unterhalten. Wir haben noch so einiges zu bereden. Allein."

Seine Augen wurden schmal und sein Blick zunehmend missbilligender.

,,Ich komme wieder."

Gott, selbst das hörte sich bei ihm arrogant an.

,,Hrmpf.", machte ich nur.

Die Tür schlug mit einem lauten Knall hinter mir zu und ich zuckte zusammen.

,,Was haben wir denn noch so zu bereden?", fragte mich Rose mit einem leichten Schmunzeln und einem spielerischen hochziehen ihrer Augenbraue.

,,Lass deiner Kreativität freien Lauf. Aber der Typ soll mich verdammt nochmal in Ruhe lassen."

,,Hast du nicht bemerkt, dass hinter ihm noch drei Männer reinkommen wollten?"

,,Häh?", machte ich wenig verständlich.

Ich hatte die Typen zwar bemerkt, jedoch für eine Illusion meines durch den Kampf eventuell angeschlagenes und generell wegen Schlafmangels etwas verwirrtes Hirn gehalten.

,,Hast du sie erkannt?", fragte ich verwundert.

,,Nee. Aber sie sahen nicht so aus wie der Typ, der uns angegriffen hat, falls dich das beruhigen sollte."

,,Mmh. Seltsam. Na, wir werden es ja gleich sehen, wenn du weggegangen bist."

,,Du willst dich doch nicht wirklich mit denen treffen? Allein und ohne Schutz! Das kann wer weiß wer sein! Mörder, Entführer oder Psychopath! Denk mal wa-"

,,Ist schon gut. Wir sind hier in einem öffentlichen Krankenhaus, und ich bin an alle möglichen Monitore angeschlossen. Sobald da kein Herzschlag mehr ist, wird Alarm ausgelöst. Da passiert schon nichts. Da kann nichts passieren."

,,Sag mal, kann es sein, dass du gerade versuchst, dich selbst davon zu überzeugen?", fragte sie neugierig.

Ich seufzte ergeben und sagte: ,, Du kennst mich einfach zu gut, Rosie."

Und das stimmte. Ich kannte Rose schon mein ganzes Leben lang, wir waren zusammen in die Krabbelgruppe, und später auch in Kindergarten und Schule gegangen.

Sie hatte mit mir gelacht, sich mit mir gefreut, mit mir Spaß gehabt.

Doch sie hatte auch mit mir geweint und gelitten.

Und doch war sie hier, und saß auf meiner Bettkante.

Zu unserem Verhältnis hatte ich mal einen sehr lustigen Spruch gelesen: ,,Freunde sind wie Psychologen. Nur effizienter und kostenlos."

Das stimmte wohl.

,,Bist du noch anwesend oder soll ich weiter Selbstgespräche führen?", riss mich eine vertraute Stimme aus meinen Gedanken.

,,Ich weiß doch nicht, was in deinem gestörten Hirn so vorgeht, wenn du Selbstgespräche führst."

Es war nur ein kleiner, spaßig gemeinter Seitenhieb meinerseits, den ich von ihr vermutlich bald zurückbekommen würde.

Die Schattentänzerin | AbgebrochenWhere stories live. Discover now