Die Schattentänzerin | Abgebrochen

f i v e

,,Wohin?", fragte Florian außer Atem.

,,Trafalgar Square, ich wohne da.", keuchte ich zurück.

Ich sprintete zum rot-blauen Underground-Schild, das kaum 50 Meter entfernt war.

Kurz darauf saßen wir schweratmend in Der U-Bahn Richtung Charing Cross, und ich fragte Florian: ,,Wo wohnst du eigentlich? Und wo gehst du zur Schule?"

,,Ich ...? Ach so ... Ich wohne beim Hyde Park. Ich geh auf die Oakwood High."

"Ist ja lustig. Ich gehe auf die Rosehill High. Die ist direkt daneben!"

,,Charing Cross", verkündete die monotone Computerstimme und ich nahm Florian an der Hand und zog ihn aus dem Waggon bis vor die Underground-Station.

,,Jetzt normal gehen, nicht rennen, so wenig auffallen wie möglich.", flüsterte ich ihm zu.

Wir schlenderten Hand in Hand über die Straße, um wie ein stinknormales Paar auszusehen. Niemand sah uns an, niemand drehte sich zu uns um. Wir waren unauffällig genug.

Ich führte Florian bis zu den Haus, in dem die Wohnung von meinen Dad und mir untergebracht war, steckte den Schlüssel in die Haustür, der mir seltsamerweise nicht abgenommen worden war, im Gegensatz zu meinem Handy.

Nachdem wir die Treppen hochgestiegen waren, schloss ich die Haustür auf und wunderte mich, dass mir nicht mein besorgter Dad entgegenstürmte, bis mir einfiel, dass er auf Geschäftsreise in Australien war.

,,Du wohnst hier aber nicht allein, oder?", fragte mich Florian verwirrt.

,,Nein! Mein Vater wohnt hier auch, aber der ist gerade auf Geschäftsreise!", lachte ich.

,,Ich muss noch meine Freundin anrufen, die macht sich bestimmt Sorgen um mich, weil ich mit ihr telefoniert habe, und als ich entführt wurde, wurde das Gespräch unterbrochen.", meinte ich.

Ich hatte eine Idee und wollte testen, ob sie funktionierte.

Ich hob meine rechte Hand, wurde aber von Florian unterbrochen, der verwirrt fragte: "Was machst du denn da?"

,,Will nur was ausprobieren.", murmelte ich.

Wenn ich fliegen konnte, warum sollte ich dann nicht auch die Schwerkraft anderer Gegenstände beeinflussen können?

Ich konzentrierte mich auf das ungefähr drei Meter entfernte Telefon, schloss die Augen, und stellte mir vor, wie eine unsichtbare Hand es hochhob und zu mir trug.

Als ich die Augen wieder öffnete, hatte ich ein Telefon in der Hand und einen sprachlosen Florian neben mir.

,,Wie ... was ... ich versteh das nicht ... wie hast du das gemacht ..."

Hihi, Florian war vollkommen fassungslos.

,,Na ja, ich hatte überlegt, dass meine Fähigkeit vielleicht nicht das fliegen, sondern das beeinflussen der Schwerkraft ist."

,,Das ist noch mächtiger und du wirst dadurch noch mehr in Gefahr geraten.", seufzte Florian bedrückt.

Meine Hochstimmung verflog augenblicklich und ich sag traurig zu Boden.

Florian kam auf mich zu und nahm mich in den Arm.

Erst versteifte ich mich, doch dann vergrub ich mein Gesicht an seiner Schulter und die Ereignisse der vergangenen Woche strömten auf mich ein und überwältigten mich, sodass ich kaum merkte, wie mir eine Träne die Wange herunterrollte. Florian drehte mich zu sich um, wischte mir die Träne von der Wange und sagte beruhigend: ,,Hey, hey, ist schon gut. Es wird nichts passieren. Wenn jemand kommt, kannst du doch einfach wegfliegen. Alles gut ..."