Kapitel 81

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Kapitel 81

{Clara's Sicht}

Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist, wenn er mir das jetzt erzählt. Jetzt haben wir uns noch nicht mal eine Stunde wieder und schon wollen wir das alles auf die Kippe stellen? Ach, aber wie gesagt. Es scheint ihm wichtig zu sein.
"Ich habe sie 2009 kennen gelernt, als ich gerade nach Gladbach gewechselt bin. Sie hat beim Verein ein Berufspraktikum gemacht. Ich war neu und kannte mich nicht wirklich aus. Wir haben viel zusammen unternommen, sind Freunde geworden. Tja... Und irgendwann kam es dann halt, dass wir uns ineinander verliebt haben. Wir sind 2010 zusammen gekommen. Das war einfach super, Clara. Sie kannte mich, wie ich wirklich war. Sie hat alles ausgehalten, als es anfing, im Fußball krass zu werden. Ich war immer weniger da, musste mehr Interviews geben, mehr trainieren, hatte plötzlich Sponsorentermine und wurde  zum Training der Nationalmannschaft eingeladen. Andere Vereine haben an mir herumgezerrt. Ich musste mir ein Management suchen, weil ich es selbst nicht mehr hinbekommen habe. Sie war es, die mich auf dem Boden gehalten hat. Natürlich meine Familie auch. Aber sie war einfach - keine Ahnung - sie war mein Ausgleich. Und sie hat mich unglaublich stark gemacht. Ich weiß, dass es nicht schön ist, für dich so etwas zu hören. Es ist sogar scheiße. Und das tut mir Leid. Aber ich hatte das Gefühl, dass sie die eine ist, die für immer an meiner Seite bleiben wird. Weil sie - so doof es sich auch anhört - mit meinem Erfolg mitgewachsen ist. Sie hat dafür gesorgt, dass mir mein Erfolg nicht zu Kopf steigt. Wenn ich nur den kleinsten Anflug von Höhenflug hatte, hat sie den sofort im Keim erstickt. Und das hat mir unendlich gut getan.
Wie auch immer. Ich habe den Verein gewechselt und es kam eins nach dem anderen. Sie war immer an meiner Seite. Immer. Ohne wenn und aber. Und ich sage dir das jetzt, weil ich dir vertraue - und weil ich will, dass du absolut alles, ohne Ausnahme von mir weißt... Ich hatte vor, ihr nach der WM einen Heiratsantrag zu machen. Ich wollte den Rest meines Lebens mit ihr verbringen. Als meine Verletzung dazwischen kam, habe ich das verschoben. Es gab einfach andere Dinge, die ich in den Fokus stellen musste. Und wollte. Ich war so unglaublich verbissen, wieder zurück zu kommen. Ich wollte mich ablenken, dass ich die WM verpasste und ich wollte um alles in der Welt wieder fit werden. Ich habe trainiert wie ein Wahnsinniger. Es ging mir nur noch um mein Comeback. Wir haben nicht zusammen gewohnt oder so. Aber wir hatten einen Schlüssel von der Wohnung des jeweils anderen und - naja - im Prinzip war sie ohnehin immer bei mir.
Ja, und dann, als ich Ende November 2014 vom Auswärtsspiel ein wenig früher heim gekommen bin, weil ich mich in Paderborn schon wieder verletzt hatte, da hat sich dann alles geändert. Ich wurde gefoult, mein Sprunggelenk war wieder am Arsch. Und ich wollte nur nach Hause zu Moni, nachdem ich wieder den ganzen Nachmittag und Abend im Krankenhaus verbracht hatte. Naja. Dann hab ich sie halt erwischt, in meinem eigenen Bett mit irgendeinem Typen. Ich weiß nicht, wer das war. Aber ich bin ausgerastet. Ich habe ihn rausgeschmissen und sie gleich hinterher. Ich war völlig am Boden. Dann kam auch noch die Sache mit meinem Führerschein in die Presse. Es war echt zu viel für mich. Aber um die vorweihnachtliche Stimmung noch zu verbessern, hatte sie mir dann - im Nachhinein überraschender Weise total ehrlich - gesagt, dass sie schon fast ein Jahr lang fremd gevögelt hat. Und das nur allzu gerne in meinem Bett gemacht hat. Das war beinahe der Todesstoß für mich. Danach war es aus. Bei mir gingen echt alle Lichter aus. Ende. Ich konnte nicht mehr. Robin und Marcel sind auf die Idee gekommen mit Miami, das war super. Danach hatte sie tatsächlich die Dreistheit, bei Robin auf der Geburtstagsparty aufzutauchen. Das verstehe ich bis heute nicht, warum sie das getan hat. Naja. Mich hat das rasend gemacht und ich habe angefangen, dieses ganzen Schmerz zu kompensieren. Ich habe echt ständig irgendwelche Weiber abgeschleppt und es war mich scheißegal. Denn es war klar, dass ich nie wieder eine Frau in mein Leben lasse. Dass ich mich nie im Leben noch einmal verlieben würde. Der jemandem vertrauen. Sie hat mich wirklich gebrochen. Und es war nicht absehbar, dass das jemals wieder zusammengeflickt werden kann."
Während Marco redet, bewege ich mich keinen Millimeter und mache keinen Mucks. Ich bemerke, wie sehr er es braucht, sich das alles von der Seele zu reden. Es mir zu erzählen. Sich mir anzuvertrauen.
Ich weiß gar nicht so recht, was ich jetzt sagen soll. Wie geht man denn mit so etwas um? Ich schmiege mich an ihn und drücke ihn. Dann drehe ich meinen Kopf so, dass ich ihm einen Kuss auf die Brust geben kann. "Das tut mir unheimlich leid, Marco. Das hast du echt nicht verdient.... Das hat niemand verdient...." Ich habe keine Ahnung, ob diese Worte passend sind. Aber mir fällt nichts anderes ein. "Ich muss mich entschuldigen, Clara. Ich weiß, dass das für dich furchtbar ist, das zu hören. Aber ich möchte einfach, dass du es weißt. Dass du alles weißt...." Dass er mir das so sagt, mir all das erzählt, das ist im Grunde genommen ein wunderschöner Liebesbeweis. "Marco,  es tut wirklich weh, so etwas zu hören. Aber ich will genau so ehrlich sein, wie du es bist: es ist schrecklich, dass du hier liegst und mir gleichzeitig davon erzählst, wie sehr du diese Frau geliebt hast. Aber es ist tausend Mal schlimmer, zu erfahren, wie sehr sie dich verletzt hat. Das macht mich unendlich traurig. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Marco... Aber insgeheim bin ich froh, dass sie dich so verletzt hat. Denn wenn sie das nicht hätte, dann wärst du jetzt nicht hier, bei mir. Danke, dass du so ehrlich zu mir bist und mir so sehr vertraust Marco! Wirklich. Danke!" Er schaut mich an und streicht mir mit einem Lächeln über mein Gesicht. "Dir ist klar,  dass ich mir niemals erträumt hätte, dass ich mich noch einmal so auf eine Frau einlassen kann? Du glaubst gar nicht, was du alles in mir ausgelöst hast im letzten halben Jahr..." Ich drücke meine Lippen auf Marcos und schaue ihm dann in die Augen: "pass auf: das ist alles Vergangenheit, ok? Für uns zählt nur das Jetzt und Hier. Nichts anderes. Und jetzt sind wir beide hier. Carla und Marco. Mehr brauchen wir nicht. Scheiß auf alles, was war. Wir schauen nach vorne. Du und ich. Das ist alles was zählt!" --- "ich liebe dich!", flüstert er mir nur leise zu. Ich grinse nur und lege dann wieder meine Kopf auf seine Brust um genau dort einzuschlafen, wo ich mich wohl fühle. Bei Marco.

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So. Erstmal: waaaaaaahhhhhh!!! Schon 81 Kapitel... Wie schnell das geht 🙈 Krasser Scheiss! Danke, dass ihr die Story so gerne lest ☺️ ich hätte echt nie damit gerechnet!!!! ❤️ macht weiter so 😜

So, jetzt zum Kapitel: was sagt ihr? Ist es richtig, dass er so einen Seelen-Strip hingelegt hat? Oder hätte er es einfach für sich behalten sollen? Wie findet ihr Claras Reaktion?
Findet ihr es zu kitschig?

Habt einen schönen Abend!!! 😘😘

Die große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt