Kapitel 31

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{Marco's Sicht}
"Kommst du noch mit?", will Mats wissen, als wir im Mannschaftsbus zum Trainingsgelände fahren. Das Spiel haben wir gewonnen, aber ich habe nicht gerade gut gespielt. Egal. Hauptsache gewonnen.
"Ne, ich wollte noch etwas erledigen...", sage ich zögerlich. "Also bitte, was hast du denn am Samstag Abend um halb elf noch zu erledigen? Jetzt wird der Sieg gefeiert! Keine Widerrede!", versucht Mats mich zu überreden. "Ach. Woody geht schon mit.... Da mache ich mir keine Sorgen. Ich fahre ihn einfach nicht nach Hause.....", grinst Sven mich an. Ich wollte doch unbedingt noch zu Clara heute. So ein Mist. Ein Führerschein würde das alles einfacher machen.
Das ist halt immer so eine Sache. Ich kann mich nicht immer ausklinken aus der Mannschaft. "Ja, also gut. Eine Stunde. Höchstens zwei...", gebe ich mich geschlagen. Wir haben ohnehin nichts Großes vor - wir wollen nur noch bei Mats zuhause zusammen sitzen, ein Bier trinken und Kuchen essen. Cathy hat so ein veganes Zeug ausprobiert und uns für nach dem Spiel eingeladen. Und das muss ich zugeben: es ist schon immer ganz nett bei den Hummels....
Da es sowieso schon spät ist, beschließe ich, morgen direkt nach dem Training zu Clara zu gehen. Ich will sie nicht anrufen. Ich möchte sie sehen. Und das persönlich mit ihr besprechen.

"Alles ok, Marco?", will Mo wissen. Ich nicke. "Danke, Mann....", sage ich leise zu ihm, "und sorry nochmal...." Er grinst: "ist schon ok. Sieht ja so aus, als würde jetzt doch noch alles gut werden...." Ich grinse zufrieden.

Von Mats aus kann ich zu Fuß nach Hause gehen. Ich haue mich in mein Bett - es geht mir deutlich besser als noch heute Morgen. Oder die restliche Woche. Kaum zu glauben, was so eine Nachricht ausmachen kann. Und dabei kann ich mir noch nicht sicher sein, ob es wirklich alles so toll ist, wie ich mir das gerade erhoffe und vorstelle... Ob sie sich wirklich sicher ist? Ich höre die Nachricht auf meiner Mailbox noch einmal an und schlafe dann lächelnd ein.

***

Nach dem Training, das zum Glück am Tag nach dem Spiel nicht all zu lange dauert, fährt mich Auba zu Clara nach Hause. Sie weiß nicht, dass ich vorbei komme. Ich habe auf ihre Nachricht nicht geantwortet. Ich kann nur hoffen, dass sie auch zuhause ist.
"Do we have to stop anywhere before we arrive at her place?", will Auba wissen. Ich schaue ihn fragend an. "Ähhhh, no. Why?" Auba grinst: "Boy... If you want to win a woman's heart, you definitly have better chances if you bring her flowers...." Er zwinkert mir zu. Ich überlege.... Ist das nicht too much? "I don't know....", antworte ich ihm ehrlich. "It's just an idea....maybe she doesn't like flowers.... She's your girl.... Not mine...."
Ich bin nervös.... "She isn't my girl either...", rede ich mich raus. "Not yet....", zwinkert er mir zu. Ich schüttele meinen Kopf und wir biegen in die Straße ein, in der Clara wohnt. Sie ist zuhause. Zumindest steht ihr Auto auf ihrem Parkplatz.
Ich bedanke mich bei Auba und steige aus seinem Auto aus.

Nervös klingle ich am Türschild, auf dem 'Bräger' steht. Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich sagen oder machen soll, wenn Clara mir jetzt gleich die Tür öffnet. Falls sie mir die Tür öffnet.... Irgendwie dauert das schon ganz schön lange....

Der Summer ertönt doch und ich drücke gegen die Haustür. Ich gehe die drei Stufen zu ihrer Erdgeschosswohnung hoch und höre, wie ihre Wohnungstür geöffnet wird. Los, jetzt! Du schaffst das, Reus! Stell dich nicht so an.
Ich stehe vor ihrer Tür und blicke in das Gesicht einer überraschten Frau.
"Ähhh....", beginne ich ebenso überrascht. "Marco!", sagt sie leise. Ich starre sie nur an. "Hey! Ich bin Claudia. Erinnerst du dich noch? Wir haben uns vor ein paar Wochen in der Bar gesehen...", ich komme nicht wirklich drauf, aber ich erinnere mich, dass Clara mal etwas von einer Claudia gesagt hat. Ich strecke ihr höflich meine Hand entgegen. "Hey... Ich wollte eigentlich zu Clara....", sage ich zögerlich. Claudia macht eine Geste, die mir sagt, dass ich hereinkommen soll. Ich bin noch immer verwirrt, was hier vor sich geht, folge ihr aber. Sie bittet mich ins Wohnzimmer und ich setze mich auf Claras Couch.
"Clara schläft", erklärt sie mir und ich checke gar nichts mehr. Warum schläft sie am Sonntag Nachmittag um 14 Uhr? "Wir waren am Freitag Abend in der Stadt unterwegs. Gestern Nachmittag hat sie mich angerufen, dass sie meint, sie hätte Fieber. Ich war kurz bei ihr - heute Nacht war sie alleine , aber ich dachte, ich schau nochmal nach ihr. Habe ihr eine Suppe gekocht und jetzt hat sie sich wieder hingelegt. Sie ist echt k.o. Ich tippe auf Grippe. Aber sie wird morgen erstmal zu Arzt gehen, wenn es nicht besser wird."
Ich starre diese Claudia an. Grippe.... So ein Mist. Ich will nicht, dass sie krank ist. Wobei... Wenn sie beim Party machen war, kann es nicht so schlimm sein. "Ok... Dann lasse ich sie mal schlafen....", sage ich zögerlich.
Ganz ehrlich: wenn sie sich die Nacht um die Ohren geschlagen hat, wird sie ganz schön besoffen gewesen sein, als sie mir gestern morgen um kurz nach acht auf die Mailbox gesprochen hat. Meine Freude über ihre Nachricht relativiert sich gerade wieder enorm.
"Ich glaube, sie hätte nichts dagegen, wenn du sie aufweckst und hallo sagst... Sie wartet ohnehin, dass du dich meldest! Sie ist ehrlich gesagt am Durchdrehen, weil sie sich fragt, warum du ihr die Tür nicht geöffnet hast, warum du nicht ans Telefon bist oder dich mal zurückgemeldet hast...." Claudia schaut mich mit einem "jetzt erklär mir das mal bitte"-Blick an.
"Du weißt...", beginne ich. Allerdings werde ich unterbrochen. "Klar weiß ich es. Ich weiß alles, Marco. Und falls du jetzt denkst, dass sie dir betrunken auf die Mailbox gequatscht hat - hat sie nicht. Sie hat den ganzen Abend nichts getrunken. Also.... Keinen Alkohol. Nicht einen Schluck. Ihr ging es schon ziemlich dreckig am Abend. Kopfschmerzen und so. Aber sie ist trotzdem mit."
Ok, ich sollte wirklich keine voreiligen Schlüsse ziehen. Darin bin ich nicht gut, wie sich wieder einmal rausstellt. "Sie meint das alles ganz ernst! Wirklich Marco! Sie mag dich so gerne. Sie redet doch von gar nichts anderem mehr." Claudia zwinkert mir zu. Warum zwinkern mir heute eigentlich alle zu? Ich nicke nur schwach. Was soll ich denn jetzt auch zu dieser fremden Frau sagen?
"Naja, ich haue jetzt ab. Ich muss meine Jungs bei meinen Eltern abholen. Sie wird mich töten, wenn sie rausfindet, dass ich dir das gesagt habe!" Sie steht auf, gibt mir die Hand zum Abschied und geht.

Lass mich hier nicht alleine, fremde Frau... Was soll ich denn jetzt machen?

Ich sitze noch eine Weile auf Claras Couch. Die Gedanken in meinem Kopf fahren Achterbahn. Irgendwie fühle ich mich komisch.... Soll ich warten, bis sie aufwacht? Oder soll ich zu ihr schauen? Ich will sie eigentlich nicht aufwecken. Wenn sie doch so krank ist und es ihr nicht gut geht. Woher soll ich wissen, ob sie es jetzt wirklich ernst meint?
Ach, egal. Ich stehe auf und schleiche leise in ihr Schlafzimmer. Sie ist kaum zu sehen unter diesem Deckenberg. Nur ein bisschen ihres Kopfes schaut heraus, gerade so, dass sie noch Luft bekommt. Ich muss lächeln. Wie süß das aussieht. Ich gehe zu ihr und gehe direkt neben ihr in die Hocke. Sie liegt auf der Seite und schläft tatsächlich. Sie bemerkt mich nicht. Meine Zweifel sind wie weggeblasen. Alle die fiesen Gedanken - warum um alles in der Welt habe ich ihr unterstellt, dass sie mich nur als Lückenbüßer benutzt? Ich streiche ihr vorsichtig mir einem Finger über das bisschen Gesicht, das nicht zugedeckt ist. Schon so merke ich, dass sie glüht.
Sie macht lustige Schmatz-Geräusche. Am liebsten würde ich sie sofort küssen. Ich stehe wieder auf und überlege, was ich jetzt machen soll. Kurzerhand ziehe ich meine Schuhe aus und beschließe, mich neben sie zu legen. Vorsichtig gehe ich um das Bett herum und lege mich auf die andere Seite. Clara liegt jetzt mit dem Rücken zu mir. Ich rutsche näher an sie ran und hebe ihre Decke, um mich darunter zu legen. Ich rücke ganz nahe an sie heran, so dass mein Körper ihren berührt. Scheiße, diese Frau hat echt Fieber... Unter ihrer Decke kocht es. Aber das ist jetzt egal. Ich lege meinen Arm um sie und ziehe sie ganz sachte noch weiter zu mir.
Mist.... Sie wacht auf.... Das wollte ich nicht. "Psch.... Schlaf einfach weiter!", flüstere ich, "du musst schnell gesund werden!" Sie dreht sich zu mir um und starrt mich an. Sie macht schwach die Augen auf - ich bin mir gar nicht sicher, ob sie mich richtig wahrnimmt. Sie sieht echt fertig aus. Aber auch echt knuffig. "Was?.....", fängt sie an zu fragen, jedoch unterbreche ich sie. "Du sollst ruhig sein und schlafen. Alles gut!", grinse ich sie an und gebe ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. "Aber... Du wirst auch krank, wenn du hier bist!", sagt sie leise und total verschlafen. "Das ist nicht wichtig jetzt...", widerspreche ich ihr. Sie kuschelt sich mit ihrem Kopf an meine Brust. "Ich wollte nicht so gemein zu dir sein!", nuschelt sie gegen meinen Körper. "Jetzt ist ja alles gut!", sage ich. "Ich lauf auch nicht mehr weg, versprochen!" Ich muss grinsen. "Ich lasse dich auch nicht mehr gehen, versprochen!"

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Ich wünsche euch einen traumhaften Samstag 🍭☀️💋

Die große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt