Kapitel 33

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{Clara's Sicht}

"Guten Morgen, Frau Bräger! Schön, dass es Ihnen wieder besser geht!" Ich wundere mich, warum mein Chef heute so förmlich ist und mir seine Hand entgegenstreckt, erwidere das aber und schüttele seine. "Guten Morgen, Herr Maier. Ja, ich bin auch froh, dass ich wieder arbeiten kann. Die ganze Zeit im Bett liegen ist nichts für mich... Aber jetzt bin ich wieder fit."
Ich war am Montag Abend bereits fieberfrei und bin dann aber vorsichtshalber am Dienstag noch zuhause geblieben. Und ich bin so froh, endlich wieder arbeiten zu gehen. Ich hasse es, zuhause rumzuliegen. Marco hat mich zwar besucht und sich wirklich großartig um mich gekümmert, aber ich bin viel zu umtriebig, um krank zuhause zu liegen. Vom Rektorat aus gehe ich ins Lehrerzimmer, wo ich Claudia treffe. "Na.... Claralein, wieder fit?", sie zwinkert mir zu. Als würde sie es nicht wissen. Sie hat mich genau wie Marco jeden Tag besucht. Neugierige Person. Sie hat nen Freudentanz aufgeführt, als ich ihr erzählt habe, dass Marco und ich jetzt zusammen sind. Also.... Zumindest gehe ich davon aus, dass wir zusammen sind. Ausgesprochen hat das so von uns niemand. "Was macht dein ganz privater Krankenpfleger?", will sie wissen. "Dem habe ich gekündigt", antworte ich ihr trocken. Sie sieht mich mit großen Augen an. "Das ist nicht dein Ernst! Du hast es nicht mal drei Tage ausgehalten, eine Beziehung zu führen?" Ich muss leicht kichern. "Du Eimer, Claudia! Natürlich habe ich das ausgehalten. Aber ich bin gesund... Wäre ich sonst hier?" Jetzt versteht sie auch, was ich gemeint habe. Sie kommt mit ihrem Gesicht näher zu meinem und flüstert mir ins Ohr: "Aber er hat dich doch gut gepflegt.... Also, wenn du weißt, was ich meine?!" Ohje.... War klar, dass die Frage kommt, aber so schnell hätte ich nicht damit gerechnet. "Claudia. Falls es dir entgangen ist, ich hatte Fieber. Und mir ging es echt schlecht! Nur so als Beispiel: ich bin aufgestanden, auf Toilette gegangen und das war so anstrengend, dass ich danach ne Stunde geschlafen habe!" -- "Macht Sinn....",meint sie nachdenklich und schenkt sich eine Tasse Kaffe ein. Ich will von diesem Sex-Thema ablenken. "Aber Marco geht es gut - um auf deine Frage zurück zu kommen. Ich gehe heute Abend zu ihm, wir wollen was kochen und uns dann vor den Fernseher chillen. Er muss morgen früh nach Frankfurt." Claudia nimmt einen Schluck Kaffee. "Was macht der denn in Frankfurt?", will sie wissen. Ich sehe mich im Lehrerzimmer um. Viel zu viele Menschen... Deshalb beuge ich mich zu ihr vor. "Dort trifft sich die Nationalmannschaft...", flüstere ich. Es ist mir unangenehm - ich möchte nicht mit Marco hausieren. Claudia macht mir da jedoch einen Strich durch die Rechnung. "Natürlich! Er muss zur Nationalmannschaft!", sagt sie laut. "Bitte.... Geht das auch leiser?", frage ich sie und sie legt ihre Hand auf den Mund. "Sorry...", sagt sie leise. Ich muss grinsen. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in unsere Klassenzimmer, die direkt nebeneinander liegen. "Also und heute Abend habt ihr dann ein Date?", versucht sie mir weiter alles aus der Nase zu ziehen. Date? Naja... So hab ich das nich gar nicht gesehen. "Na Date würde ich das jetzt nicht unbedingt nennen. Wir verbringen halt den Abend miteinander." Claudia stößt einen gequälten Lacher aus. "Du hast echt nicht viel Ahnung von Dates, oder?" Ich schaue sie an und fühle mich ertappt. "Also, wenn ich mich mit meinem Freund treffe, wir gemeinsam etwas kochen und einen gemütlichen Abend verbringen wollen.... Dann ist das für mich ein Date. Oder kommt noch jemand dazu?" Während sie das Wort 'gemütlichen' ausspricht, zeigt sie mit ihren Finger Anführungszeichen in die Luft. Innerlich verdrehe ich die Augen. "Nein, nur wir zwei!", antworte ich ihr. "Na sieht du - Date! Und da du jetzt wieder gesund bist.... Würde ich sagen: zieh dir ne ordentliche Unterwäsche an, denn heute Abend wirst du sicher Bekanntschaft mit Mini-Reus machen!" Sie reibt sich zufrieden die Hände. Ich schubse sie ein wenig von mir weg. "Wäh, hör auf, sowas zu reden. Ist ja ekelhaft!",  sage ich angewidert. Ein bisschen bin ich das auch. Aber hauptsächlich bin ich einfach nicht so der Typ, der mit so etwas so locker umgeht. "Ja, komm.... Du und er zuhause bei sich. Alleine. Bisschen Essen, bisschen Kerzenschein, Kuscheln auf dem Sofa, Knutschen und zack - Knick Knack!" Sie grinst vor sich hin. "Knick Knack?", schaue ich sie entrüstet an. "Du hast mich schon verstanden...", zwinkert sie mir zu. "Allerdings....", gebe ich zurück, ich bin froh, dass wir an ihrem Klassenzimmer angekommen sind und sich unsere Wege jetzt erstmal trennen - dieses Gespräch geht für mich in eine unangenehme Richtung, "bis später!" Claudia geht in ihr Klasenzimmer und bereitet noch irgend etwas vor, während mir gerade der Hintern ganz schön auf Grundeis geht. Klar, habe ich beim Rumknutschen mit Marco die letzten Tage schon daran gedacht, .... also an Sex...., aber irgendwie ist das doch in einer Beziehung so, dass man nicht gleich sofort miteinander schläft? Oder bin ich da verklemmt? Ich weiß auch nicht. Und außerdem, was hatte das mit dem Date zu bedeuten? Und mit der Unterwäsche? Oh, das macht mich jetzt wahnsinnig. Ich hatte mich wirklich auf den Abend mit Marco gefreut und jetzt bin ich einfach nur noch nervös und bekomme Panik. Was, wenn ich etwas falsch mache? In Gedanken gehe ich meine Unterwäsche-Sammlung durch. Ok, bevor ich zu Marco gehe, muss ich noch einkaufen gehen. So viel ist sicher.

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