Kapitel 32

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{Clara's Sicht}

Ein penetranter und lauter Klingelton weckt mich. Irgendwie fühle ich mich kraftlos und kann mich erst mal nicht bewegen, aber ich muss diesen Ton ausmachen, weil mein Kopf schon wieder zu dröhnen beginnt. Mein Hals ist trocken, er tut weh. Und mir ist total kalt. Man, scheiße. Wann hört das endlich auf? Ich könnte kotzen.
Ich drehe mich zu meinem Nachttisch und nehme mein Handy in die Hand. Aber da leuchtet leider nichts auf. Hä? Wie kann das sein? Was zum Henker klingelt denn dann jetzt?
Ich schaue auf die Uhr auf dem Handy und sie zeigt 17:23 Uhr. Oh, da habe ich ganz schön lange geschlafen. Und das Fieber hat mir auch noch eingeredet, dass Marco hier wäre. So ein Schwachsinn. Meinem Handy kann ich nämlich entnehmen, dass er sich nicht auf meine Voicemail gemeldet hat. Toll. Ich habe es also verkackt. Und als Dank dafür bin ich jetzt auch noch krank. Oh, wie ich mich hasse. Zum Glück hat dieser furchtbare Ton aufgehört. Aber wahrscheinlich habe ich mir diesen Ton genauso eingebildet wie die Anwesenheit von Marco.
Denn außer mir ist niemand in meinem Schlafzimmer. Super. Ich will ausrasten. Aber dazu fehlt mir die Kraft.

Plötzlich ertönt meine Toilettenspülung und ich erschrecke. Wer....? Achso, Claudia wird noch da sein. Sie war so lieb und hat mir heute Mittag noch eine Suppe gekocht. Ich vergrabe mich wieder in meine Bettdecke. Mir ist wirklich so unglaublich kalt. 

Meine Schlafzimmertür geht auf und ich glaube, ich sehe nicht richtig. Da kommt  tatsächlich Marco in mein Schlafzimmer. Ich setze mich schnell auf und starre ihn an.
Was macht der denn hier?
Wie kommt der hier rein?
Und warum um alles in der Welt hat er keine Hose an?
„Du bist ja wach!", sagt er mit einem Lächeln im Gesicht und kommt auf mich zu. Er setzt sich auf die Bettkante, beugt sich zu mir vor und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich habe definitiv Halluzinationen. „Geht es dir besser?", fragt er und streicht mir über die Wange. Ich nicke. So richtig weiß ich gerade gar nicht, was ich sagen soll.
„Äh, was machst du denn hier?", frage ich ihn verwundert. „Seit wann bist du da?"
Marco lacht. „Ich bin schon den ganzen Nachmittag hier....", jetzt schaut auch er mich verwundert an. Ich schließe kurz meine Augen. Ohje... Also doch kein Fiebertraum. „Oh...", gebe ich zu, „ich dachte gerade, ich habe das geträumt!" Marco muss lachen. „Du hast auch wirklich extrem Fieber. Aber es war kein Traum! Ich bin schon wirklich hier!"
Mir ist das echt peinlich, aber ich muss das jetzt fragen: „Und wahrscheinlich träume ich auch jetzt nicht... aber du hast keine Hose an?!" Marcos Blick geht auf seine nackten Oberschenkel. Er grinst und ich erkenne, dass seine Gesichtsfarbe sich in ein leichtes Rot verwandelt. „Naja...", stammelt er, „ich habe mich zu dir gelegt, aber unter deiner Decke waren saunaähnliche Zustände... Da hab ich mir die Jeans ausgezogen. Ich hoffe, das stört dich nicht!" Meine Mundwinkel verziehen mich nach oben. „Nein, alles gut!", antworte ich ihm und nehme seine Hand. „Schön, dass du hier bist! Es tut mir wirklich so Leid, dass ich so scheiße zu dir war!" Marco hebt meine Hand hoch und küsst sie vorsichtig. Allerdings sagt er nichts. Ich weiß nicht, ob es am Fieber liegt, aber ich rede einfach weiter: „Ich war einfach dumm, Marco. Und... Ach, ich weiß auch nicht, was ich noch sagen soll..."
Marco schließt kurz die Augen und öffnet sie dann wieder. „Du hast schon alles gesagt, Clara. Ist schon gut. Und das Gute ist, dass ich es mir jetzt immer wieder anhören kann, sollte ich mal vergessen, was du gesagt hast. Und was noch besser ist, ich kann es dir vorspielen und dich daran erinnern..." Ich schüttle den Kopf. „Du Spinner!" Marco beugt sich noch einmal zu mir vor und drückt mir einen Kuss auf die Lippen.
Waaaahhhh, ich raste aus. So ein schönes Gefühl, seine Lippen auf meinen zu spüren. Ich will gar nicht, dass es wieder aufhört, aber Marco löst sich gleich wieder von mir. Er schaut mir tief in die Augen und lächelt mich an – ich kann nicht anders als auch zu lächeln. „Ich glaube, dein Handy hat vorher geklingelt... Kann das sein?" Marco blickt sich um. „Oh, ja, das steckt in der Jeans. Sorry, ich hab vergessen, es lautlos zu stellen", entschuldigt er sich. Er steht auf und geht zu seiner Hose, um das Handy heraus zu holen. Ich beobachte ihn und mir fällt sein toller Körper auf. Ok, ich gebe zu: mir fällt sein unglaublich sexy Hintern auf. Der Rest ist ja bedeckt von seinem T-Shirt. Aber der Hintern zeichnet sich durch die enge Boxershort ganz schön gut ab. Zum ersten Mal denke ich an andere Dinge als ans Küssen. Oh Oh... Clara. Das ist sicher nur wieder das Fieber. Nebenbei sehe ich, wie er etwas auf dem Handy herum tippt und es dann auf meiner Kommode ablegt.
Er dreht sich wieder zu mir um und steuert dann wieder das Bett an. Er hebt die Decke hoch und legt sich auf die freie Seite meines Bettes. Ich drehe mich zu ihm, so dass ich ihn anschauen kann. Ich weiß gar nicht, was ich sagen oder tun soll. Im Moment ist alles nur einfach schön.
„Ich bin so froh, dass du hergekommen bist... Ich dachte schon, dass du die Schnauze voll hast von mir!" , gebe ich zu. „Das hatte ich zwischendurch auch, ehrlich gesagt!" Ich mache große Augen. „Verständlich", sage ich schließlich. „Aber keine Angst. Du hast das ganz gut hinbekommen...." Er grinst mich wieder einfach nur an. „Warum grinst du so blöd?", frage ich ihn. „Lass mich! Ich freu mich nur!" Der Typ spinnt wirklich. „Worüber genau freust du dich? Dass ich krank bin und aussehe wie Scheiße?" Marco grinst einfach weiter, er rückt näher an mich heran und legt seine Hand wieder auf meine Wange. „Deshalb...", sagt er leise und legt seine Lippen auf meine. Er küsst mich sanft und ich kann nicht anders als in den Kuss hineinzulächeln. Vorsichtig tastet er sich mit seiner Zunge an meine Lippen vor und ich tue es ihm gleich. Der Kuss, den wir austauschen, ist fast noch besser, als die anderen, die wir bisher ausgetauscht hatten. Ich bin völlig hin und weg. Die Gefühle in meinem Körper schlagen Purzelbäume. Obwohl ich krank bin, habe ich mich noch nie so gut gefühlt. Ohne, dass ich es steure, bewegt sich meine Hand in Marcos Richtung. Ich hebe vorsichtig die Decke an und lege meine Hand auf Marcos Seite. Vorsichtig streiche ich über sein T-Shirt  und kann zum ersten Mal seine Muskeln erspüren. Wow... Damit habe ich irgendwie gar nicht gerechnet  - auch wenn ich es mir hätte denken können. 

Wir küssen uns weiterhin zärtlich und liebevoll. Auch wenn es mich gerade unheimlich anstrengt, will ich nicht, dass es aufhört. Marco schlägt seine Decke zurück, hebt meine an und legt sie über sich. Er rückt noch näher an mich heran und ich kann seine Wärme spüren, was unheimlich schön ist. Zum ersten, weil ich es jetzt schon liebe, seinen Körper an meinem zu spüren, und außerdem – was zwar ziemlich unromantisch ist, aber in meiner Situation jetzt einfach so ist – er wärmt mich, denn mir ist immernoch unsagbar kalt. Während wir uns weiter küssen, legt Marco seinen Arm um mich und fährt mir zuerst kaum spürbar den Rücken hinab, um seine Hand dann auf meinem Hintern abzulegen.
Na, der macht ja gar keine faxen... Ich kann jedoch nicht sagen, dass mich das jetzt stört. Ganz im Gegenteil.  Nach kurzer Zeit wandert seine Hand wieder ein paar Zentimeter nach oben an meine Hüfte und er zieht mich noch näher zu sich. Mit meiner Hand streiche ich über seinen Oberarm und erfühle auch dort einfach nur tolle Muskeln. Mit der Handfläche fahre ich unter den Ärmel seines T-Shirts. Mehr traue ich mich ehrlich gesagt nicht. Zu gerne würde ich unter sein T-Shirt fassen, um seine Bauchmuskeln nachzufahren. Am aller liebsten würde ich ihm jetzt sogar das T-Shirt ausziehen. Aber ich muss mich beherrschen. Erstens bin ich krank und würde ohnehin nichts zustande bringen, zweitens ist noch nicht mal geklärt, ob wir jetzt wirklich zusammen sind, und drittens sollten wir meiner Meinung nach hier nichts überstürzen.
Marco scheint anderer Meinung zu sein, denn an seiner Handbewegung merke ich, wie er meinen Körper nach dem Saum meines Shirts abtastet. Er möchte unweigerlich unter mein Shirt fassen. Aber leider gelingt es ihm nicht. Ich weiß natürlich, woran das liegt und muss ein wenig triumphierend in den Kuss hinein lächeln. Marco löst sich von mir. „Was zum Teufel hast du da an? Hat das etwa eine Kindersicherung?" Jetzt muss ich wirklich lachen. Ich hebe die Decke, unter der wir beide liegen, kurz an und auch Marco muss lachen. „Superirl?", sagt er amüsiert. Ich verdrehe die Augen. Ein wenig ist es mir schon peinlich. "Ich liebe diesen Jumpsuit, ok? Der ist unglaublich bequem!"  Marco schüttelt nur den Kopf. Er dreht sich auf den Rücken und legt einen Arm um mich, so dass ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegen kann.
„Marco, auch wenn ich das hier total super finde... Aber ich bin krank und du solltest nicht auch noch krank werden!" Mit dem Arm, den er um mich gelegt hat, streicht er mir sanft am Hals auf und ab. „Ich habe ein gutes Immunsystem!", meint er dann. Ich haue ihm leicht auf den Bauch. „Ich meine das Ernst. Du muss Fußballspielen und sollst nicht meinetwegen krank sein!" – „Wir haben jetzt 10 Tage Pause", entgegnet er mir. „Aber da sind Länderspiele. Erzähl mir nichts... ich kenn mich da besser aus, als du denkst!" Marcos Brustkorb hebt und senkt sich schnell, weil er lachen muss. „Ich weiß noch nicht mal, ob ich im Aufgebot bin...", verteidigt er sich. „Ja genau", entgegne ich ihm, „weil es ja immer so unsicher ist, ob du berücksichtigt wirst... Als ewiger Wackelkandidat..." – „Jetzt verarsch mich nicht!"

Ich antworte nichts mehr, sondern genieße einfach nur den Moment, den wir beide gemeinsam haben. Ich hebe meinen Kopf und drehe mich so hin, dass ich Marco direkt in die Augen sehe. Er hat so wunderschöne Augen. Sanft streiche ich ihm mit meinen Fingern an der Schläfe entlang.  Marco hält meinem Blick stand und schaut mich ebenso liebevoll an. „Wie bescheuert ich war, nicht zu merken, dass du mich so unglaublich glücklich machst", flüstere ich leise und lege meine Lippen wieder auf seine.

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Ich kann irgendwie nicht schlafen, deshalb gibt es noch eine 'Gute-Nacht-Lektüre'.

Ich mag das Kapitel nicht 😕

Die große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt