Kapitel 70

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{Clara's Sicht}

"Guten Morgen!", sage ich als ich in den großen Wohnbereich komme. Es haben sich bereits alle versammelt, nur Marco fehlt. Ich frage mich, wo er ist, denn im Schlafzimmer war er auch nicht mehr. Aber ich werde lieber nicht fragen, denn ich gehe mal davon aus, dass den hier anwesenden klar ist, warum ich so spät aufgestanden bin.
Ich musste wirklich ein wenig länger schlafen. Aus bestimmten Gründen kam ich nämlich heute Nacht kaum dazu. Mann, ich weiß wirklich nicht, was da gerade los ist. Ich kann nicht genug davon bekommen. Von Marco. Keine Ahnung, ob es an dem Urlaub liegt, oder daran, dass wir noch nie so viel Zeit miteinander verbracht haben. Aber es läuft einfach wirklich super. Die Zweifel, die ich noch vor ein paar Wochen hatte, dass er nur mit mir zusammen ist, um jemandem für Sex zu haben, sind weg. Absolut.
Auch wenn wir hier in Dubai fast noch öfter miteinander schlafen, als zuhause. Ich muss jedes Mal daran denken, was Manuela gestern gesagt hat. Aber naja. Marco hat schon recht: natürlich haben wir Sex und natürlich wissen das auch alle. Nur muss ich mich ein wenig zusammenreißen, weil mir beim Gehen schon alles weh tut. Naja.

"Was habt ihr denn heute vor?", will Thomas an mich gewandt wissen. Ich zucke mit den Schulter: "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was man hier überhaupt so machen kann. Aber so ein bisschen würde ich mir die Stadt schon gerne ansehen.... Wir könnten ja alle gemeinsam auf Erkundungstour gehen, oder?" Yvonne schaut ihren Ehemann an. "Also ich hätte auf jeden Fall Lust! Schatz, was ist mit dir?" Philipp nickt und auch die anderen scheinen von meinem Vorschlag begeistert zu sein.
"Du bist auch nicht so der Typ, der im Urlaub nur gammelt und ein Buch liest, oder?", fragt mich Melli amüsiert. Ich muss lachen. "Ne, das halte ich maximal einen Tag aus, dann brauch ich Action...." Melli schüttelt den Kopf und ich frage mich, was los ist. Sie scheint meinen ahnungslosen Blick zu bemerken. "Meine Güte, die beiden passen echt zusammen wie Arsch auf Eimer!" Alle um mich herum lachen und nicken. Was ist denn hier bitte los heute? "Marco ist da ähnlich. Naja, ich würde sagen, er hält es nicht mal einen Tag aus, still zu sitzen...."
Ah, jetzt komme ich auch mit. Erklärt sich mir zwar noch immer nicht, wo Marco eigentlich ist, aber ich traue mich nicht, zu fragen. Egal. Er wird schon auftauchen.

Erst, als ich fast fertig mit frühstücken bin und Nico schon wieder im Pool plantscht, kommt Marco in die Wohnung. Als ich ihn sehe, weiß ich sofort, dass er joggen war. Der Mann hat Energie. Ich frage mich, ob er länger als drei Stunden geschlafen hat. Er holt sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, gibt mir einen Kuss und verabschiedet sich in Richtung Dusche.
Ich kümmere mich ein wenig um Mia. Die kleine ist so zuckersüß, ich könnte sie die ganze Zeit knutschen. Wir legen uns im Wohnbereich auf eine Decke und ich beschäftige sie mit Rasseln und Kuscheltieren. Immer wieder lechzt sie vor Lachen nach Luft.
Auf einmal spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und drehe mich um. Ich schaue in Manuelas Augen. Sie leuchten und Manuela lächelt. "Geht es dir gut, Liebes?", will sie wissen. Ich lächle sie an: "Ja, sehr gut! Warum?" Sie setzt sich zu mir auf den Boden. "Ach, es war einiges los in der letzten Zeit. Deshalb wollte ich mal nachfragen. Aber es freut mich, wenn es dir wirklich gut geht. Du siehst glücklich aus!" Hm. Es ist verrückt, ausgerechnet mit der Mutter meines Freundes so ein Gespräch zu führen. "Ich bin auch sehr glücklich, Manuela. Danke!" -- "Darf ich dich mal etwas fragen, Clara?" Oh Gott, jetzt werde ich nervös. Was will sie denn? "Klar, was gibts?", sage ich gespielt lässig. "Bist du gar nicht sauer auf Marco, dass er mit deinen Eltern gesprochen hat?" Wie kommt sie denn jetzt da drauf? "Woher weißt du das?", frage ich zurück. "Er war vorher bei Thomas und mir und hat mit uns darüber gesprochen. Wir hatten ihm davon abgeraten, ehrlich gesagt." Ich bin wirklich überrascht. "Ich war auch sauer auf ihn. Nur habe ich ihm das nicht gesagt", gebe ich offen und ehrlich zu. "Aber du darfst ihn doch nicht anlügen. Und schon gar nicht solltest du das in dich hineinfressen, wenn du sauer auf ihn bist. Daran gehst du doch nur kaputt!" Ich atme tief ein. "Manuela, er hat schon so viel für mich getan. Er gibt sich so unendlich viel Mühe und ständig nimmt er auf mich Rücksicht. Ich hingegen mache gar nichts. Ich mache ihm mit allem nur noch mehr Sorgen. Und jetzt hat er schon wieder so viel auf sich genommen, nur damit es mir besser geht. Ich kann ihm dafür doch keinen Vorwurf machen. Er hat es ja nur gut gemeint." Manuela streichelt mir über den Rücken. "Er liebt dich wirklich sehr, Clara", flüstert sie mir zu, "ich bin seine Mama, ich spüre das! Du machst ihn so glücklich!" Ich grinse und schließe kurz meine Augen. "Ich liebe ihn auch!", antworte ich und blicke in ein zufriedenes Gesicht. "Ich kümmere mich um Mia, schau du mal nach Marco. Wir wollen dann ja auch mal los, oder?" Sie zwinkert mir zu und ich stehe auf.

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