Kapitel 29

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{Marco's Sicht}

Donnerstag. Heute ist schon Donnerstag. Seit Montag Abend habe ich nichts mehr von Clara gehört. Und ich habe mich auch nicht bei ihr gemeldet. Dabei denke ich ständig an sie. Aber sie meinte, es sei besser, wir würden uns eine Zeit lang nicht sehen und das möchte ich respektieren.

„Ruf sie halt an. Ich wette, sie redet mit dir!", meint Marcel als er mich gerade zum Training fährt. „Marcel, das hat doch keinen Sinn. Da kann ich genauso gut mit einem Fußball reden." --  „Meine Güte, du bist schlimmer als ein Weib!! Nach allem was du erzählt hast, meldet sich dieser andere Typ auch nicht bei ihr. Und das macht sie wahnsinnig, weil sie nicht weiß, was los ist. Jetzt mach nicht den gleichen Fehler! Ruf sie an, oder geh bei ihr vorbei. Redet nochmal. Und ich wette, dann läuft die Sache. Sie hat dir doch gesagt, dass sie dich auch mag. Auf was wartest du also?"

Marcel versteht das nicht. Klar kann ich mit ihr reden. Logisch. Aber erstens hat sie gesagt, dass sie Abstand will und zweitens: solange dieser Typ ihr im Kopf rumspukt... Wie kann ich mir da sicher sein, dass sie das jetzt nicht nur macht, damit sie abgelenkt ist? Darauf habe ich keine Lust. Dafür empfinde ich zu viel für sie. „Ich warte einfach noch. Sie meinte, sie braucht Zeit. Und ich will sie nicht bedrängen. Das mache ich nicht!"

Da wir schon am Trainingsgelände angekommen sind, ist die Diskussion zum Glück beendet. Als der Pförtner meinen Wagen sieht, öffnet er sofort das Tor. „Was ist denn hier heute los?", fragt Marcel mich verwundert, als wir auf dem Gelände in Richtung Parkplatz fahren. Ich seufze: „Öffentliches Training. Ich bin echt so top motiviert, das glaubst du gar nicht..." – „Tja, Woody, das gehört zu deinem Job. Immer Lächeln..." Ich atme noch einmal tief durch, verabschiede mich von Marcel und steige aus meinem Wagen aus. Ich mache echt drei Kreuze, wenn ich endlich diesen scheiß Führerschein nachholen darf.

Ich gehe zur Mannschaft und ziehe mir meine Trainingsklamotten an. Dann gehen wir gemütlich hoch zum Trainingsplatz. Ich sehe einen großen Pulk an Menschen  - das Wetter ist ganz gut, da sind meist mehr Leute da. Ich schätze mal so auf 500 oder 600. Zu Beginn des Trainings stehen wir wie immer im Kreis – Thomas fasst kurz zusammen, was wir heute vorhaben und schickt uns dann erstmal zum Warmlaufen. 8 Runden. Dieses stupide Laufen macht mir echt überhaupt keinen Spaß, aber was solls. Da muss ich durch. Und ich habe ja Auba und Mo an meiner Seite. Die kümmern sich schon drum, dass selbst beim Warmlaufen ein wenig Spaß aufkommt.

Wir laufen unsere Runden und immer, wenn wir an unseren Zuschauern vorbei kommen, rufen alle durcheinander und winken. Das ist eigentlich ganz süß. Die schauen uns beim Schwitzen zu und freuen sich auch noch unglaublich. Dabei ist es wirklich nicht so spannend. Die ersten Runden beachte ich das noch gar nicht so genau, ich schaue meistens auf den Boden oder quatsche mit Auba und Mo. Irgendwann schaue ich doch mal zu den Zuschauern. Es sind wie immer viele Mädels dabei. Ob die alle Schule schwänzen? Ganz am Ende der Zuschauerreihen sehe ich sogar eine Gruppe kleinerer Kinder sitzen. Moment! Jetzt fällt es mir ein! Ich hatte Clara doch über das öffentliche Training informiert. Ist sie tatsächlich gekommen mit ihrer Klasse?

Das kann ich mir nicht vorstellen – schließlich kam der Vorschlag von ihr, dass wir uns ein paar Tage nicht mehr sehen sollten. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass sie zwei Tage später zum Trainingsplatz kommt. Ich muss bei der nächsten Runde noch einmal genau schauen, ob ich sie vielleicht entdecken kann.

Soweit kommt es allerdings nicht, da Thomas pfeift und wir uns alle wieder im Kreis treffen, um die Trainingsgruppen einzuteilen. Es war so klar, dass ich jetzt ausgerechnet in die Gruppe muss, die am anderen Ende des Trainingsplatzes anfangen muss. Aber egal. Wir tauschen ja durch. In meinem Brustkorb habe ich plötzlich ein ganz komisches Gefühl. So beklemmend. Ich bin nicht nervös oder so. Aber ich fühle mich beobachtet. Nicht außergewöhnlich bei einem öffentlichen Training, aber dieses Mal ist es anders. Weil ich nicht weiß, ob sie wirklich da ist. Sie wollte sich doch melden, wenn sie tatsächlich kommt. Aber naja, das war ja auch bevor wir rumgeknutscht haben. Thomas pfeift erneut und wir wechseln mit unserer Gruppe die Stationen.

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