Kapitel 31 ❋ Mehl und Nähe

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„Hör auf damit! Wir wollten doch backen!", rief ich. 

„Ich höre erst auf, wenn du aufhörst!" 

„Niemals!" 

Auf keinen Fall würde ich mich geschlagen geben. Wir sahen nach wenigen Minuten schon aus wie Geister und ich befürchtete sogar schon, dass uns das Mehl ausgehen würde und wir das mit dem Backen vergessen konnten. 

Ich konnte aber nicht aufhören, zu lachen, was sich als Schwachstelle erwies. So konnte ich nämlich nicht mehr anständig laufen und wurde allmählich langsamer. Also kam es dann dazu, dass Luke mich schließlich einholte und von hinten seine Arme um mich schlang. 

„Lass mich los! Lass mich los!", schrie ich und versuchte, mich zu befreien. Daraufhin hielt er mich nur noch stärker fest und machte keine Anstalten, mich überhaupt irgendwann loszulassen. 

Ich konnte mich nicht wehren, ich war zu schwach und ich musste immer noch lachen, was es nur schlimmer machte. Eine Weile lang drehte er mich herum, bis mir schon fast schwindelig wurde. Als er sich von mir löste, zerzauste er mir meine Haare, indem er mir die letzte Ladung Mehl hineinwuschelte. 

„Bist du jetzt zufrieden?", fragte ich ihn. 

„Allerdings." Eine Weile lang sah er mich an und ich erwartete jederzeit, dass doch noch irgendwo Mehl in meinem Gesicht landen würde. Aber es passierte nicht. 

„Lass dich ansehen", sagte er. Meinte er das jetzt ernst? 

Ich wollte einen Schritt zurückweichen, damit er schön ruhig ansehen konnte, was er mit mir angestellt hat, aber er nahm meine Hand und wirbelte mich einmal am Finger herum. 

Als ich wieder mein Gleichgewicht herstellen wollte, gelang mir dies nicht und ich stolperte über meine eigenen Füße nach vorne, wo ich in Lukes Armen landete. Unsere Gesichter befanden sich plötzlich nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt und mir blieb der Atem im Hals stecken.

Wir sahen uns die Augen und da waren sie wieder – Die elenden Bauchschmerzen, die ich bereits auf der Kirmes hatte, als wir oben im Waggon festsaßen. In letzter Zeit kamen sie immer öfter und ich wusste nicht, warum. 

Mir wurde heiß und ich wollte so viel Abstand zwischen uns bringen, wie nur möglich. Ich senkte meinen Blick und ging schnell wieder zu der Kücheninsel, an der wir ursprünglich backen wollten.

Aber was zum Teufel war das denn gerade? 

Das war das Einzige, worum sich nun meine Gedanken kreisten. Luke stand nun wieder neben mir und schüttete das restliche Mehl und die anderen Zutaten in die Schüssel und mischte sie durch, als wäre nichts passiert. 

Wie paralysiert sah ich ihm dabei zu und konnte immer noch nicht wirklich reagieren. Sehr seltsam. So etwas ist mir noch nie passiert. Ich brauchte ihm merkwürdigerweise keine Anweisungen zu geben, er machte alles richtig. 

Als könnte er in meinen Gedanken lesen. Aber das war ja nichts Neues. Irgendwann riss er mich aus meinen Gedanken, indem er fragte: „Ist das gut so? Kann ich ihn in den Ofen schieben?" 

Verwirrt sah ich ihn an und dann den Kuchen. „Äh... Ja. Wow. Perfekt. Wie hast du das hinbekommen?" 

Er zuckte mit den Schultern und lächelte. „Intuition. Hoffentlich schmeckt er dann auch." 

Kaum war der Kuchen im Ofen, schon klopfte ich mich vom Mehl aus. Das Zeug war wirklich überall und ich freute mich schon auf die Dusche heute Abend. Luke tat es mir gleich und wir wuschen uns unsere Hände und Gesichter im Spülbecken aus. 

„Aber das war doch lustig, oder?", hörte ich ihn fragen. 

Ich lächelte. „Natürlich war es lustig." 

Luke schnappte sich einen Lappen und wollte saubermachen, aber ich riss ihn ihm praktisch aus der Hand. „Lass mich das machen." 

„Nein, das geht nicht. Ich habe damit angefangen." Aber ich schüttelte den Kopf. Ich wollte mich nützlich machen und würde es jetzt nicht ertragen, einfach dazustehen und nichts zu tun. 

„Fein. Dann werde ich mich dafür revanchieren müssen." 

„Dann überlege dir etwas." 

„Das werde ich." Er zwinkerte mir zu und ich kniete mich schnell auf den Boden, um nicht womöglich noch rot zu werden. Schnell wischte ich den Boden durch, auf dem überall Mehl herumlag. Luke half mir schließlich doch, da das Mehl wirklich überall war. Danach räumte ich noch ein wenig die Küche auf und hoffte, dass der Kuchen so langsam fertig war. 

Ich spähte in den Ofen hinein. „Er sieht schon echt lecker aus! Wenn er auch so schmeckt, bin ich echt stolz auf dich." 

„Er wird schmecken. Er muss einfach! Ich will unbedingt, dass du stolz auf mich bist." 

Ich sah ihn an und lächelte. „Das ist die richtige Einstellung." Die Bauchschmerzen, die sich dann wieder einschlichen, konnte ich nicht verhindern. 

Kurz darauf holte ich den Schokokuchen aus dem Ofen. Wir ließen ihn ein paar Minuten abkühlen und kosteten ungeduldig von ihm. Und er war wirklich sehr, sehr lecker. 

„Mhm. Also ich bin wirklich stolz auf dich. Und ich habe dir noch nicht einmal großartig helfen müssen!" 

„Vielen Dank. Vielleicht werde ich doch noch Bäcker!" 

Ich musste lachen. „Das eher nicht. Bleib du mal bei deinem Football, da hast du mehr Chancen."

„Wie du meinst. Dann wirst du auch keine Gratis-Kuchen bekommen." 

Ich zog gespielt eine Schnute. „Oh, wie schade. Aber du kannst doch auch so für mich backen, oder?"

„Es wäre mir eine Ehre!" Er grinste und ich fing wieder an, in meinen Gedanken zu schwelgen. 

Diesen Satz habe ich früher sehr oft gehört. Es war ein Satz, der bei uns häufig verwendet wurde, vor allem dann, wenn ich bei den verschiedensten Bällen zum Tanz aufgefordert wurde. 

Ich habe es gehasst. Diese viel zu pompösen Kleider, das wohlhabende Gerede und den ganzen Tee, den man trinken musste. Bälle waren immer mein schlimmster Albtraum. Aber ich wollte überhaupt nicht daran denken. 

Jetzt sollte ich mich glücklich schätzen, dass dies zumindest für den Moment zu meiner Vergangenheit gehört, auch wenn ich weiß, dass mich genau dies in der Zukunft höchstwahrscheinlich wieder erwarten wird. 

„Kann es sein, dass du öfters in deinen Gedanken versunken bist?", hörte ich Luke mich fragen und ich befand mich wieder in der Gegenwart. 

„Irgendwie ist das zur Gewohnheit geworden", nickte ich. 

„Ich würde nur zu gerne wissen, was sich so Magisches in deinem Kopf abspielt. Du siehst jedes Mal so aus, als wärst du in einer anderen Welt." 

Ja, wenn du nur wüsstest! Trotzdem könnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. „Ich dachte, du könntest in meinen Gedanken lesen", entgegnete ich. 

„Das ist manchmal schwerer, als es sich anhört."


❋ ❋ ❋ 

Ich hoffe ihr mögt dieses Kapitel mindestens so sehr wie ich! *-*

Täusche ich mich, oder sehe ich zwischen den beiden etwa ein paar Funken sprühen? ;)

Irgendwie fallen mir für dieses Kapitel gerade keine Fragen ein, außer einer - Was hat es mit diesen merkwürdigen "Bauchschmerzen" nur auf sich? ;D Hihi.

Ich freue mich auf eure Meinung zu diesem Kapitel in den Kommentaren! ♥

- nici

Lemony ❋ Die Highschool PrinzessinWhere stories live. Discover now