1. Es war ihm egal

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Evie

Ich rannte schnell im Regen nach Hause, durch die dunklen Gassen von Colorado. Warum? Weil mein Vater bald von der Arbeit nach Hause kommen würde und wenn ich nicht vor Mitternacht in meinem Zimmer vorzufinden wäre, dann würde ich sehr großen Ärger bekommen. Und mit groß meinte ich auch Gross! Bei dem Gedanken daran bekam ich Angst... Ich rannte also schnell um die Ecke zu unserem Haus, doch mit einem Mal durchzog mich ein Schmerz in meinem Arm und ich spürte einen harten Untergrund unter mir.

"Kannst du nicht, aufpassen wo du hinläufst?" Mein Blick glitt etwas wütend nach oben und da sah ich einen Jungen mit verärgertem Gesichtsausdruck. Er sah nicht schlecht aus. Weiche, braune Haare und glänzend, dunkelbraune Augen, die nun aber etwas böse auf mich hinabschauten. Ein großes Tattoo zierte seinen Oberarm und er war – meines Erachtens nach – recht muskulös gebaut.

"Oh, nein, also ja. Ich meine natürlich ja, kann ich...sorry, war in Gedanken", stotterte ich und spürte schon, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Er schüttelte bloß missachtend den Kopf, bevor er einfach so weiterlief, ohne mir noch weitere Beachtung zu schenken oder mir aufzuhelfen. Ein Gentleman ist er ja schon mal nicht.

Als der Junge verschwunden war, lief ich rasch zu unserem Haus und wollte so unauffällig und leise wie möglich in mein Zimmer schleichen, ohne dass mein Vater bemerkte, dass ich zu spät war, als ich plötzlich ein Räuspern hinter mir vernahm. Ruckartig drehte ich mich um und sah meinen Vater mit einem miesen Gesichtsausdruck am Türrahmen gelehnt stehen. Oh nein, das würde eine schlimme Nacht werden...Schnell wollte ich mich umdrehen und davonlaufen, doch ich wurde von zwei starken Armen meines Vaters aufgehalten. Nun war ich geliefert.

Er drehte mich um und drückte mich kräftig gegen die Tür. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Rücken, weswegen ich kurz aufschrie aber gleich darauf begann zu wimmern, als er nur noch fester meine Schulter zudrückte. Wehrlos wie ich war, versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien, was mir aber leider nicht gelang.

"Warum bist du erst jetzt zu Hause, junge Dame? Ich habe dir schon oft genug gesagt, wenn du nicht pünktlich in deinem Zimmer bist, wird es böse für dich enden!", schrie er mich an. Vor Schreck zuckte ich zusammen, da er so nah an meinem Ohr war, dass mein Trommelfell nur so vibrierte. Als ich nicht direkt antwortete, löste er einen Arm von mir, holte aus und schlug mit seiner geballten Faust in mein Gesicht. Ich spürte, wie meine Nase an fing zu bluten, mein Kopf dröhnte und aus meinen Augen Tränen flossen. Ich fühlte mich elend. Nur langsam und zögerlich antwortete ich: "Ich habe jemanden angerempelt, oder bessergesagt, er hat mich angerempelt... Ich bin gefallen und habe es deshalb nicht rechtzeitig geschafft." Mein Herz begann schneller zu klopfen, als mein Vater mich mit einem unglaubwürdigen Blick musterte. Langsam liess er mich los und trat einen Schritt von mir weg. Ich sackte auf dem Boden zusammen, meine Kraft war wie verschwunden. Meine Arme schlang ich schützend um meine Beine und zog diese somit näher zu mir.

"Na gut. Wenn du das so sagst, will ich dir mal meinen Glauben schenken. Trotzdem kommst du auf das Internat, wie wir schon besprochen haben. Ich habe keine Lust mehr dein Gesicht jeden Tag sehen zu müssen und auch noch so viel Geld zu zahlen. Die Kosten übernimmt

deine Grossmutter. Du bist mir keinen weiteren Cent mehr wert!", sagte er mit kalter Stimme zu mir und würdigte mich keines Blickes mehr, bevor er in seinem Arbeitszimmer verschwand.

Oh nein, das hatte ich schon befürchtet...

Wir hatten schon vor etwas längerer Zeit besprochen, dass er mich in ein Internat stecken würde. Also wirklich diskutiert, hatten wir das nicht. Seine Entscheidung lag bereits fest, ich musste eigentlich nur stumm dasitzen und zuhören, was er zu sagen hatte. Damals war der wesentliche Grund gewesen, dass meine Mutter gestorben ist, aber nun, seit er noch mehr Alkohol trank als früher, wollte er mich einfach nur noch loswerden. Es war ihm egal, dass ich meine Freunde nie wieder sehen würde, dass ich das Grab meiner Mutter nicht mehr regelmässig besuchen könnte und auch dass ich nie wieder jeden Sonntag mit der alten Frau in der Bäckerei einen Kaffee trinken könnte. Es war ihm egal.

"Ich möchte nicht auf ein Internat!", schrie ich laut, doch er schien mich einfach zu ignorieren. Als ich die Tür meines Zimmers schloss, hörte ich nur noch seine Stimme von unten rufen:

"Pack noch deine Sachen, Evie. Wir fahren morgen früh los. Um sechs Uhr warte ich in meinem Auto auf dich und wehe du kommst nicht!!"
Na toll, jetzt musste ich auch noch schnell alles packen. Eigentlich hatte ich es ja schon beinahe befürchtet, aber dass das Ganze bereits so früh eintreffen würde, hätte ich nicht gedacht.

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Hallo zusammen. So, mein erstes Kapitel. Leider ist es nicht so lange, aber ich weiss ja nicht wie euch die Geschichte gefallen wird. Hoffe es gefällt euch. Wie schon gesagt ist das meine erste Geschichte, also seid nicht zu streng mit mir. Lasst doch ein paar Verbesserungsvorschläge in dem Kommis.

chixr_x❤️

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