Kapitel 21 ❋ Erinnerungen

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Wir unterhielten uns auf dem Weg ein wenig über die Schule, aber die Unterhaltung wurde so langweilig, dass wir dann eine Weile lang gar nichts mehr sagten, aber auch das gefiel mir gar nicht. Und das Schlimme daran war, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich das Schweigen brechen sollte.

Zum Glück betraten wir dann den Park, wo ich mich sofort mit großen Augen umsah. Und dann kam aus mir heraus: „Wow. Hier ist es so wunderschön. Das erinnert mich sehr an Castelaria." Zu spät bemerkte ich, was ich gerade gesagt habe. 

Interessiert sah Luke mich an. „Castelaria? Ist das wo du herkommst?" Vorsichtig nickte ich. Jetzt gab es sowieso kein Zurück mehr. War mein Geheimnis offenbart? Zum Glück war dies nicht der Fall. „Noch nie davon gehört", sagte Luke nämlich und ich wollte vor Erleichterung am liebsten laut aufatmen. Pass besser auf, was du da sagst, Daphine. Erst denken, dann sprechen. 

Ich musste wirklich lernen, mich ein wenig besser zu kontrollieren. Aber zuerst einmal war ich von dem wunderschönen Park fasziniert. Hier blühten sogar ein paar Blumen, zu denen ich sofort hin lief. „Wunderschön", flüsterte ich. „Allerdings", hörte ich Luke neben mir sagen. 

Langsam ging ich weiter und betrachtete alle Blumen ganz genau. Alle davon hatten wir in unserem Schlossgarten und ich liebte sie. Ach, wie mich das alles an Zuhause erinnerte! Ich verspürte einen Stich im Herzen. Das durfte nicht passieren. Ich war jetzt hier und frei. Das sollte fürs erste auch so bleiben. 

„Du stehst also auf Blumen, hm?" Ich lächelte. „Es gibt für mich nichts Schöneres. Ich liebe sie", erwiderte ich. Man, ich musste echt so langweilig erscheinen! Schnell versuchte ich das Thema zu wechseln und Football war das Erste, das mir einfiel. 

Heimlich wünschte ich mir, dass wieder seine Augen so zu leuchten begannen. Trotzdem erleichterte es mich, dass Luke endlich etwas erzählte und ich nur zuhören musste. Wir setzten uns auf eine Bank, von der wir einen tollen Ausblick auf den Park hatten, da sie sich auf einem Hügel befand. Luke erzählte immer noch vom Football und ich warf ab und zu ein paar Fragen und Kommentare dazu.

Bis mir irgendwann einfiel, dass ich mich über die 13 als seine Rückennummer gewundert habe, wo die Zahl doch als Unglückszahl gilt. Ich beschloss ihn danach zu fragen. „Wieso ist eigentlich die 13 deine Rückennummer? Ich meine... Es ist doch... Eine Unglückszahl..." 

Meine Stimme verebbte sofort, als ich seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Er senkte den Blick und sah so traurig aus, dass es mir das Herz brach. Ich hätte mir denken können, dass die Zahl eine tiefere Bedeutung hatte und wünschte mir, dass ich diese Frage nie gestellt hätte. Wieso habe ich ihn nicht einfach weiterreden lassen? 

Ausdruckslos sah er mich an und sagte nach einer Weile leise: „Mein kleiner Bruder war 13, als er gestorben ist." 

Meine Augen weiteten sich und ich verspürte an dieser Stelle wirklich einen Schmerz im Herzen. Worte konnten nicht ausdrücken, was ich in diesem Moment fühlte und ich fühlte mich mehr als schlimm. Ich war so dumm. Ich war diejenige, die ihn auch noch daran erinnern musste. 

„Du musst wirklich nicht-", begann ich, aber Luke unterbrach mich: „Nein. Es ist schon okay. Ich möchte es dir erzählen." Als er mir tief in die Augen blickte, konnte ich nicht anders, als aufmunternd zu lächeln. „Dann bin ich hier und höre dir zu." Ich hätte ihn am liebsten umarmt, seine Hand gehalten, oder sonst irgendwas. Aber ich war mir unsicher, ob ich näher kommen sollte. Also blieb ich einfach sitzen und gab Luke meine volle Aufmerksamkeit. 

„Es war der zehnte November, vor zwei Jahren. Ich war mit meinen Freunden auf einer Party. Gott, wie dumm von mir." Ich sah das Glitzern in seinen Augen und sofort schrillten bei mir die Alarmglocken. Wenn er in Tränen ausbricht, werde ich wohl oder übel mit ihm weinen müssen, dachte ich nur und sah ihn mit großen Augen an. 

„Meine Eltern und Felix, mein Bruder, waren zu Hause. Die Party war nicht hier in Somerfield, sondern ein paar Kilometer weiter in einem benachbarten Ort. Deswegen sollten meine Eltern mich abholen kommen. Natürlich konnten sie Felix nicht alleine zu Hause lassen und mussten ihn mitnehmen. 

Ich war so blöd. Ich habe natürlich trinken müssen. Sonst könnte ich auch alleine fahren... So sind meine Eltern mit Felix zusammen gefahren... Und waren in einen Autounfall verwickelt." 

Er machte eine Pause und jetzt konnte ich nicht anders, als doch näher zu rücken. Ich legte meine Hand auf seine Schulter, um ihm zumindest ein bisschen Komfort zu gewähren. 

„Ich war betrunken. Sie haben mich sofort angerufen, aber ich habe kaum etwas mitbekommen. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. Meinem Vater ging es gut, er war kaum verletzt. Meine Mutter hatte lediglich einen gebrochenen Arm. Und das war schon wie ein Wunder. 

Der Unfall war nicht ihre Schuld, sondern die eines Mannes, der hinter ihnen gefahren ist. Er war anscheinend auch betrunken, ist aber trotzdem mit dem Auto gefahren. Er war viel zu schnell und ist meiner Familie von hinten ins Auto gefahren. Hinten, wo Felix saß. Er hat es nicht einmal mehr bis ins Krankenhaus geschafft." 

Eine Träne kullerte ihm über die Wange und ich nahm ihn wortlos in den Arm und drückte ihn fest.


❋ ❋ ❋

Soo ihr Lieben, heute gibt es nicht nur ein neues Kapitel, sondern - Haltet euch fest - Auch einen neuen Prolog! :D 

Schaut ihn euch unbedingt bitte an und sagt mir, wie ihr ihn findet! :) Ich mochte den alten irgendwie überhaupt nicht und hoffe wirklich, dass der jetzige besser ist :D

Jedenfalls... Hat jemand von euch so etwas erwartet? :/ Etwas Trauriges musste doch kommen... Hoffen wir, dass es im nächsten Kapitel wieder fröhlicher wird. ;)

- nici

Lemony ❋ Die Highschool PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt