17. Kapitel

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Mehrere Wochen ist die Abstimmung schon her, und trotzdem bin ich immer noch im Kapitol. Wochen voller Diskussionen mit Paylor, die alle zu dem selben Ergebnis geführt haben: Die Mehrheit hat für die Spiele gestimmt, die Mehrheit entscheidet.
Und auch wenn ich mit diesen Spielen nie Frieden finden werde, hat sie vielleicht Recht. Ich muss mich dem Willen des Volks beugen. Dieses eine Mal. Viel zu lange war ich schon die Rebellin, vielleicht muss ich endlich lernen, normal zu sein. Mich auf mein Leben und meine Zukunft konzentrieren. Aber wie kann ich schon normal sein, wenn ich beim Ausrichten der 76. Hungerspiele helfen muss? Wenn ich, wie Paylor bestimmt hat, eine symbolische Mentorin sein muss? Ich weiß es nicht. Und die Planung hat auch ihren Tribut: Peeta und ich sehen uns fast nie mehr, weil er gemeinsam mit Plutarch an Reden und Worten, dem, was er am besten kann, arbeitet. Ich selbst soll bei der Planung der Arena möglichst komplizierte Fallen entwerfen, aber ich bin wahrscheinlich keine große Hilfe. Während Paylor und ihre Leute versuchen, das Ganze so spektakulär wie möglich zu designen, versuche ich, die Gefahren so klein wie möglich und so menschlich wie möglich zu kreieren. Und seit vor wenigen Tagen jemand den Geniestreich hatte, aus der Arena einen Mix des Dschungels der 75ten, des Waldes der 74ten Hungerspiele und der Minenlandschaft der Kapitolstraßen zu machen, um die Grausamkeit des Kapitols und meinen bereits durchlebten Horror zu verdeutlichen, muss ich an der Rekonstruktion meiner Albträume helfen. Was ich nun wirklich nicht toll finde, eine simple Arena hätte meiner Meinung nach auch gereicht. Am
schlimmsten ist aber, dass ich jedes Mal die Gesichter derer, die ich an diesen drei Orten verloren habe, vor Augen sehe.
"Katniss, was hältst du von der Idee, die Teile der Arena nach und nach zu vernichten, bis nur noch einer übrig ist, wo sich die verbleibenden Tribute bekämpfen müssen?", lässt Plutarch mich auffahren. "Nein, zu viele Tote. Zu wenig Platz...zum kämpfen.", antwortete ich abgehackt. "Gut, dann bauen wir die Vernichtung der Arena mit in die Spiele ein. Du siehst alles viel zu negativ, ein bisschen Platzmangel wird niemanden schaden.
Außerdem müssen wir dann nach den Spielen weniger aufräumen", lacht Plutarch. Vielleicht sollte ich alle Ideen bestätigen und loben, und dann entscheiden sich die Spielemacher für
die seichtere Variante. Oder machen den Horror noch größer. Nein, die Gefahr ist zu hoch, außerdem ist mein schauspielerisches Talent nicht besonders groß.
Vor uns leuchtet eine animierte Version der geplanten Arena auf. In der Mitte steht-mal wieder- eine Art Füllhorn aus Glas, ohne jede Möglichkeit sich zu verstecken. Der Bau dieses Mittelpunktes der Arena hat bereits begonnen. Die Spiele sollen in weniger als 3 Monaten stattfinden, weshalb die Planung und Konstruktion der Arena rasend schnell vorangeht.
"Wir hätten da noch ein größeres Problem vor uns.", höre ich Plutarch sagen. Verwirrt frage ich nach, was denn noch geklärt ist. Plutarch lacht ein wenig:"Denk mal nach, Katniss. Die Tribute!"
Verwirrt, wie ich bin, stottere ich: "Aber- Aber sollte nicht einfach kurz vor den Spielen ein "Erntefest" mit allen Kindern der Kapitoleinwohner durchgeführt werden?"
"Für die Öffentlichkeit soll es auch so wirken. Aber was hat wohl dazu geführt, dass unter Snow bei den Hungerspielen oft Geschwister in zwei aufeinanderfolgenden Jahren antreten
mussten? Nicht das "Schicksal" oder der "böse Bann" der auf der Familie lag. Das war alles nur eine gut gelungene Show, um den Zuschauern den Spaß noch mehr zu steigern. Die die meisten dumm genug waren, anzuzweifeln. Und wir werden mit den gleichen Methoden agieren."
Zwar habe ich schon öfters an diesen "Zufällen" gezweifelt, aber Snows abgekartetes Wahlverfahren wirft mich trotzdem etwas aus der Bahn.
"Wir können doch nicht genauso wie Snow handeln! Was kann seine Enkelin dafür, ist sie mehr schuldig als die Enkel anderer begeisterter Snowanhänger, die nicht so einen hohen Rang bestreiten?"
"Natürlich nicht, aber wir zahlen es ihnen mit den gleichen Waffen heim. Was wären das schon für Hungerspiele, in denen nur die Kinder irgendwelcher Lehrer aus dem Kapitol gegeneinander kämpfen würden? Langweilige. Und weil du nun leider nicht die bist, die Entscheidungen trifft, und Paylor der Auswahl von Tributen zugestimmt hat, werden wir es auch so durchführen."
Er liest die Liste der in Frage kommenden Kinder vor, natürlich werden sie mit ein paar "durchschnittlichen" Kapitolkindern gemischt werden um den Schein zu wahren. Außerdem sind laut Plutarch ein paar Außenseiter immer gut, so wie ich es eine war, immer gut, um die Spannung zu steigern. Was wären das denn für Spiele, bei denen es keine Schwächeren gäbe, die gegen die Stärkeren rebellieren, aber letztlich doch verlieren, weil sie nun mal schwächer sind. Aber ganz manchmal schafft es eine wie ich, die Stärkeren zu besiegen, und dann sieht das ganze System der Unterdrückung lächerlich aus. Ein System, das nur zum zerfallen erschaffen wurde. Und genau vor diesem Zerfall hat Paylor, genau wie auch schon Snow und all die anderen Machthaber Jahrhunderte zuvor Angst.
Deshalb zeigt Plutarch mir eine Liste mit möglichen Kandidaten, sowohl unbekannte, ärmere als auch reichere. Und dann sind da ein paar Namen, die ich erkenne: Romulus Flickerman, wahrscheinlich der Sohn von Caesar. Was mit ihm passiert ist, weiß ich nicht. Und dann, auch wenn es mich nicht wirklich wundert, die Enkelin von Snow. Atropos Snow. Ihr würde ich wahrscheinlich nie ins Gesicht schauen können, bei der Vorgeschichte, die ihr Großvater und ich haben. Plutarch erleichtert mich: "Keine Sorge, du wirst wieder die Mentorin für eine Außenseiterin sein, eine Tochter einer Verwaltungsangestellten. Aber Peeta hat das große Los gezogen, Mentor für die bekannteste Tributin zu sein."
Wir können nur verlieren, einer von uns wird seinen betreuten Tribut verlieren. Wir werden gegeneinander arbeiten müssen. Und auch, wenn es vielleicht egoistisch klingt, ist das, was mich wirklich ängstigt, dass diese Konkurrenz einen Keil zwischen Peeta und mich treiben könnte.

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Hallo mal wieder:)
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Wie versprochen habe ich das Kapitel rechtzeitig hochgeladen, das nächste werde ich wahrscheinlich erst in zwei Wochen dank den ganzen Prüfungen hochladen. Danke nochmal;)
Annika

Tribute von Panem 4Where stories live. Discover now