14. Kapitel

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Als ich aufwache, ruht mein Kopf auf Peetas Schulter, meine Hand ist mit seiner fest umschlossen. Ich beobachte, wie die wenigen Lichtstrahlen, die der Vorhang durchlässt, seine hellblonden Wimpern fast glitzern lässt. Mehrere Minuten bewundere ich dieses Phänomen, bis Peetas Kopf leicht zur Seite ruckt und er "Katniss! Nein! Bleib bei mir!" murmelt, bis er schließlich schreit. Ich möchte ihn nicht in dieser Welt der Albträume gefangen halten, also streiche ich ihm sanft ein paar Strähnen aus der Stirn. Seine Augenlider zucken, dann öffnet er seine Augen ruckartig. Sein Blick sucht panisch den Raum ab, bis ich mich über ihn beuge und ihm in die Augen sehe. "Ich bin hier. Bei dir. Alles ist gut." Er quittiert meine Worte mit einem leichten Lächeln, dann küsste er mich lange.
Die Zeit vergeht, aber meine Gedanken sind nur bei ihm. Bei uns. Nicht an all den Problemen, die wir ja hatten, sondern nur im Moment. Doch irgendwann schiebt Peeta mich von ihm weg. Leicht verletzt frage ich ihn, was los sei.
"Nein, es hat nichts mit dir zu tun. Es ist nur... So viele Menschen sind wegen mir gestorben, und ich... Ich bin einfach so glücklich mit dir. Mein ganzes Leben habe ich davon geträumt, mit dir zusammen zu sein. Aber habe ich dich überhaupt verdient? Mitchell, die anderen Tribute, fast du. Ich habe so viel Böses getan, ist es richtig, dass ich mich wieder gut fühle?"
Seine Worte verwirren mich. Er war immer der, der optimistisch in die Zukunft geschaut hat. Also versuche ich ihm zu helfen, indem ich sage: "Peeta. Du wolltest nur jemandem schaden. Die Spiele, die Regierung, Snow, sie alle haben uns gezwungen, schlimme Sachen zu tun. Wir mussten Leute zurücklassen, verletzen oder töten. Aber jetzt sind wir frei. Wir haben die Chance, ein schönes Leben zu führen, um alle Opfer, die der Krieg gebracht hat, zu ehren. Wir müssen allein für die Menschen, die sich für die Freiheit geopfert haben, glücklich sein. Das wird nicht immer einfach sein, aber wir müssen es versuchen. Für Prim. Für Rue. Für Mitchell. Für Boggs. Und für uns."
Er wirkt beruhigt, und ich möchte ihn wieder küssen, als Haymitch die Tür aufschlägt. Haymitch wirkt überrascht, als er mich und Peeta sieht, die wir versuchen, uns voneinander zu lösen. Unser Mentor räuspert sich, dann sagt er: "Turteltäubchen, guten Morgen! Ich wusste ja gar nicht, das es bei euch schon.. so zugeht. In einer Stunde beginnt das Treffen mit Paylor, und deshalb müsst ihr euch anziehen.Ihr könnt natürlich auch hier liegen bleiben und statt des Treffens-"
Weiter kommt Haymitch nicht, den ich habe ein Kissen nach seinem verdammt großen Maul geworfen.
"Alles gut, Süße. Ich gehe dann jetzt wohl lieber", fängt sich Haymitch und geht lachend aus dem Zimmer. Ich höre ihn draußen nach Effie rufen: "Unsere Sieger haben sich angenähert, Effie. Sind die beiden nicht ein schönes Paar?"
Effies Antwort kann ich nicht mehr verstehen, denn ich bin aufgesprungen und habe die Tür geschlossen. Dann lächele ich Peeta entschuldigend an.
Er schmunzelt: "So sind die Beiden nun mal. Aber Katniss, denkst du, du kommst damit zurecht, wenn wir öffentlich zeigen, dass wir zusammen sind? Wegen Gale und deiner Mutter?"
"Das ist kein Problem für mich. Ich fände es schön, wenn alle davon wissen würden. Vielleicht würde es die Bürger noch mehr beruhigen, und Gale ist mir egal. Was er uns angetan hat... Meine Mutter, sie wird vermutlich nie damit einverstanden sein, dass ich einen Freund habe. Aber auch sie ist froh, dass es mir besser geht. Also nein, die anderen sollen es gerne erfahren." Peeta wirkt entspannter, und wir beide beginnen uns anzuziehen. Ein Mitarbeiter muss in der Nacht für uns beide Kleidung herausgelegt haben, denn die zwei Stapel Kleidung auf dem Boden sitzen perfekt. Die Vorstellung, dass ein Fremder mitten in der Nacht das Zimmer betreten hat, ist beängstigend, aber man wird dem Kapitol wohl nie ganz seinen Luxus abgewöhnen können. Als wir beide fertig sind, gehen wir in den Speisewagon. Dort sitzen Effie und Haymitch schon, beide mustern uns von unten bis oben. Doch während des Frühstücks blende ich alle Kommentare aus und konzentriere mich auf mein Essen, bis Peeta meine Hand rüttelt: "Geht es dir nicht gut? Ist irgendetwas?"
"Nein", antworte ich, " ich denke nur über das Gespräch mit Paylor nach." Und das stimmt. Wie soll ich ihr gegenübertreten, wo ich dich dem Volk eine Wahl versprochen habe? Wird sie mich überhaupt anhören? Ich bin zu keiner Lösung gekommen, als die anderen aufstehen. Der Zug hat gebremst, wir sind wieder im Kapitol. Im Ort des Grauens, wo ich und die Rebellen so viele auf dem Gewissen haben. Doch als ich aus dem kleinen Fenster des Wagons blicke, sehe ich nicht wie früher eine losgelöste, freudige Menge. Sie wurden durch mehrere hundert wütende Bürger abgelöst, die Schilder in die Luft halten. Auf ihnen wird gegen weitere Spiele geworben. Die Nachricht muss sich wie ein Fegefeuer verbreitet haben. Als sie mich erblicken, brüllen sie: "Katniss, was hast du nur entschieden! Es ist deine Schuld, das wieder Kinder geopfert werden. Was hast du nur getan?" Effie und Haymitch versuchen die Menge zurückzuscheuen, aber ich versuche ihre Worte zu begreifen. Sie haben Recht. Es ist meine Schuld, ich habe für erneute Hungerspiele gestimmt. Und obwohl ich ihnen einem Volksentscheid versprochen habe,
sind sie nicht überzeugt. Der Entscheidung des Volksentscheids hat Paylor noch nicht zugestimmt.  Ich habe Versprechen gegeben, die ich vielleicht nicht halten kann. Eine Frage kristallisiert sich aus meinen Gedanken heraus, und während des gesamten Weges zum Palast quält sie mich. Was habe ich nur wieder getan, und wie schaffe ich es aus diesem Schlamassel wieder heraus?

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Hallöchen mal wieder,
Ich habe endlich das nächste Kapitel fertig und freue mich, es hochladen zu können. Jetzt kommen noch die letzten Prüfungen und es wird etwas stressiger, aber ich hoffe, weiterhin regelmäßig hochladen zu können. (Mein Vorsatz für 2016... Was habt ihr für welche?)
Danke für die ermutigenden Kommentare:)
Eure Annike;)

Tribute von Panem 4Where stories live. Discover now