13. Kapitel

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Ich schwanke leicht, als ich zurück auf die Bühne gehe. Peeta werfe ich einen Blick zu, der besagt: Lass uns hier abhauen!
Ganz von allein führen meine Beine mich zum Vorhang, hinter dem Ruhe und Privatsphäre auf mich warten. Doch wenige Schritte, bevor ich den Ausgang erreiche, ruft Caesar: "Katniss, wo willst du denn hin? Das Interview ist noch nicht zu Ende."
Caesar muss sich irren. Seit mehreren gefühlten Stunden bin ich schon in diesem gleißenden Scheinwerferlicht, fühle mich ausgeliefert wie ein Insekt unter einem Glas, auf Schritt und Tritt beobachtet.
Langsam drehe ich mich um, lege die kurze Strecke zu meinem Sessel zurück und setzte mich. Das glatte Leder klebt an meiner Haut, und ich rutsche unruhig hin und her. Nach wenigen Augenblicken fällt mir auf, was ich für einen Eindruck machen muss. Die heruntergekommene, geistig verwirrte Führerin der Rebellion hält ein Interview und ein wenig Druck der Gesellschaft nicht aus. Nein, ich muss einen selbstbewussten Eindruck machen und mit dem Interview fortfahren. Also setzte ich mich auf, wische meine Hände am Kleid ab und sage mit klarer Stimme: "Entschuldigen Sie, Caesar. Ich war etwas abgelenkt. Nun, fahren Sie fort."
"Gut. Dann zu meiner nächsten Frage: Wie sehen die Pläne für ihre Zukunft aus?"
Endlich mal eine leichte Frage.
"Ich werde schauen, was sie mir bringt. Vielleicht möchte ich anderen beibringen, sich in den Wäldern um Distrikt 12 zurechtzufinden und in ihnen zu jagen."
"Und ihr Privatleben betreffend?"
"Nun ja.. Ich werde in meinem Haus wohnen bleiben, und mit.."
"Ja?"
"Mit Peeta Zeit verbringen. Dank ihm bin ich wieder in die Natur gegangen, habe angefangen zu leben. Genaueres kann ich Ihnen auch nicht sagen, Caesar.", antworte ich, mit einem gepeinigten Lacher am Ende des Satzes.
"Aber warum bist du dann hier, Katniss? Auf dem Weg zum Kapitol? Wenn du doch eigentlich ein ruhiges Leben mit Peeta, abseits der Öffentlichkeit führen möchtest?", fragt Caesar.
"Paylor hat mir beauftragt, zu einer Besprechung ins Kapitol zu kommen."
"Wenn ich fragen darf, wovon soll diese Besprechung handeln?"
Diese Frage wirft mich aus der Bahn. Wenn ich sie beantworte, dann wird es erneut Protest geben. Wenn nicht, dann hält man mich wieder für eine Lügnerin. Was soll... Ich grüble und grüble, doch Peeta unterbricht mich und meine Gedanken.
"Kurz nach dem Ende des Krieges, gab es eine Abstimmung unter den verbliebenen Siegern. Sie entschied, dass es erneut Hungerspiele mit Kindern des Kapitols geben sollte. Als Möglichkeit für alle, die Verluste erlitten haben, Abschied zu nehmen und Rache zu bekommen."
Wieder- schon zu oft an diesem Abend- wird es laut. Das Publikum scheint sich in zwei Teile zu teilen. Die eine Hälfte brüllt begeistert, die andere protestiert lautstark. Beim Versuch, die Zuschauer zu beschwichtigen, steht Peeta auf. Er steht einfach da und schaut den Bürgern nach und nach in die Augen. Und tatsächlich setzen sie sich einer nach dem anderen wieder auf ihre Plätze. Ich bewundere es, welche Macht Peeta über Menschenmassen haben kann. Auch wenn ich merke, dass seine Hand leicht zuckt, redet er mit ruhiger, starker Stimme: "Ihre Reaktion ist verständlich. Diese Entscheidung wurde getroffen, als alle von den kürzlichen Ereignissen verwirrt waren.
Deswegen wird eine erneute Wahl abgehalten, um die Meinung des Volkes miteinzubeziehen. Danke!"
Er dreht sich zu mir um, und auch wenn Caesar "Stop!" ruft, geht er in Richtung des Ausgangs und ich folge ihm. Ich merke, dass Gale hinter mir die Bühne verlässt, aber es ist mir egal. Alle Hoffnungen, wir könnten vielleicht Freunde bleiben, waren umsonst. Ich möchte ihn einfach nur noch hinter mir lassen und vergessen. Also laufe ich hinter Peeta her, hole ihn ein, fasse ihn an seiner Hand und gehe einfach weg. Weg von Caesar, weg von Gale, weg vom Publikum. Aber wir kommen nicht weit. Effie springt in unseren Weg und kreischt: "Wieso konntet ihr nicht einfach alles etwas, nun ja, schöner erzählen? Und vielleicht das Detail der kommenden Hungerspiele weglassen? Außerdem sind die Spiele sind schon festgelegt, wie könnt ihr dem Volk eine Volksabstimmung versprechen?"
Ich fasse Effie an den Armen, versuche sie zu beruhigen. "Wir werden mit Paylor darüber entscheiden. Mach du dir keine Sorgen, alles wird gut." Ich verspreche ihr, was ich ihr nicht versprechen kann. Aber für den Moment muss es reichen. Doch Haymitch erleichtert mir meine Arbeit, indem er wie aus dem Nichts hervorspringt und Effie umarmt.
Augenblicklich beruhigt sie sich und fällt zurück in ihren Befehls-Modus.
"Katniss, Peeta, auf auf! Wir dürfen unseren Zug nicht verpassen! Morgen früh startet eure Besprechung mit Paylor." Sie scheucht uns wortwörtlich zurück in den Zug, und bringt Peeta und mich in unsere Abteile, "damit wir sicher den Weg finden und nicht auf die Idee kommen Unsinn zu machen".
Nach wenigen Minuten klopft es an meiner Tür. Ich öffne sie, und Peeta kommt herein. Er setzt sich unsicher auf die Bettkante, und ich begebe mich neben ihn. Er räuspert sich und mit einer leisen Stimme fragt er: "Stimmt es, was du im
Interview gesagt hast? Dass...dass du mich liebst? Ich, ich..."
Er fängt an zu stottern, verhaspelt sich in seinen sonst so sicheren Worten. Meine Finger suchen seine, und als sie seine gefunden haben, sage ich: "Du weißt, dass ich nicht so gut in diesen Dingen bin." Alles erinnert mich an die 1. Arena, den Kuss, um das Publikum zu überzeugen... Aber dieses Mal möchte ich nicht alles genauso machen. Also fasse ich mir ein Herz und fahre fort: "Ja, es stimmt. I-Ich liebe dich, Peeta." Und das erste Mal seit Ende des Krieges schaue ich ihm fest in die Augen, lasse den geringen Abstand zwischen uns verschwinden und küsse ihn.

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Hallo erstmal:)
Sorry für dieses etwas schnulzige Ende, aber den Everlark-Shippern wird es hoffentlich gefallen. Ich hoffe, ihr habt frohe Weihnachten gehabt, und kommt gut ins nächste Jahr! 🎉
Dankeschön und einen guten Rutsch,
Annika😉

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