10. Kapitel

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Am nächsten Morgen wache ich früh auf. Neben mir schläft Peeta. Sein Gesicht sieht selig und ruhig aus, seine Brust senkt sich langsam und gleichmäßig. Dieser Peeta kommt mir wie ein Anderer als der aufgewühlte, panische Peeta von gestern vor. Am liebsten möchte ich ihm Tage beim schlafen zugucken, so entspannend ist dieser Anblick. Aber das ist mir nicht vergönnt: Nach nur wenigen Minuten platzt Effie in das Zimmer herein und ruft: "Meine Lieben, warum schläft ihr denn noch? In einer Stunde fährt der Zug ab! Auf, auf! Katniss, Peeta, für euch sind Kleidungsstücke im Bad bereit gelegt worden. "
Ich merke, wie Peeta schlaftrunken seine Augen öffnet, doch etwas Anderes ist es, das mich beschäftigt.
Verwirrt stammle ich:" Wieso? Es reicht doch, wenn wir uns vor der Ankunft im Kapitol gut kleiden. Schließlich fahren wir einen Tag lang."
"Aber nein, wir werden in Distrikt 4 einen Stop einlegen, hat das euch denn niemand gesagt? Du wirst die Möglichkeit haben, mit deiner Mutter zu sprechen! In einem Interview, das in ganz Panem übertragen wird. Ist das nicht spannend?", fragt Effie mich. Eine Sekunde wundere ich mich ob ihre Frage ernst gemeint ist, doch dann fällt mir Effies immerwährender Optimismus ein.
" Ehrlich gesagt habe ich nicht so viel Lust auf ein Interview. Es..
Es erinnert mich sehr an die Interviews bei den Hungerspielen.", antworte ich.
Aber mein wahrer Grund ist ein ganz Anderer: Alles, was ich mit meiner Mutter bereden möchte, möchte ich nicht vor abertausend Mitbürgern sagen. Außerdem kommt mir dieses Interview so wie Plutarchs Redensart vor: Panem et circenses.
Brot und Spiele. Und dieses Mal soll ich wieder für die Spiele und die Unterhaltung des Volkes zuständig sein.
"Keine Widerrede, Schätzchen! Stell dir doch mal vor, wie die Leute auf ein emotionales Wiedersehen zwischen dem Spotttölpel und seiner Mutter reagieren würden. Außerdem hast du dich ziemlich lange nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken lassen. Panem muss doch wissen, dass du am Leben bist!", mahnt Effie.
Leicht beleidigt schnaube ich:" Wenn es sein muss...", und gehe schnurstracks in das Badezimmer. Ihr Interview können die haben. Nur, dass ich mich nicht von einer emotionalen Seite zeigen werde.
Nachdem ich mich schnell angezogen habe, verlasse ich das Haus. Alle warten auf mich, der Wagen steht schon bereit. Ich steige in den Wagen ein und nach einer kurzen, holprigen Fahrt erreichen wir den Bahnhof. Er hat die Bombenangriffe gut überstanden, allein die große Uhr hängt lose an einem dünnen Befestigungsseil herunter. Wir werden von Effie durch die Gänge gescheucht, und in einen hochmodernen Zug hinein geschubst. Der Zug sieht fast genauso aus wie der, der uns zu den ersten Hungerspielen gebracht hat. Und als ich genauer hinschaue, bekomme ich meine Vermutung bestätigt: Im Mahagonitisch sieht man immer noch leicht die Macke, die ich aus Wut über Haymitch mit einem Messer in den Tisch gestochen habe. Wenige Zentimeter neben seine Finger. Hätte ich das nicht getan, hätte Haymitch uns vielleicht nie als vollwertige Tribute akzeptiert. Vielleicht hätte er sich in der Arena nicht so für mich eingesetzt, und dann wäre ich gestorben. Prim hätte glücklich leben können, und keiner dieser abertausenden Menschen in der Rebellion wäre gestorben. Hätte. Hätte. Hätte. Aber ich habe nun mal, und werde damit leben müssen. Warum wurde uns nur dieser Zug voller Erinnerungen zu Verfügung gestellt, nicht irgendein anderer?  Aufgewühlt laufe ich zu Haymitch, doch er antwortet nur:"Alles hat seinen Grund, Süße. Hinterfrage nicht immer alles. Tu das,was ich immer mache. Warte ab, und die Wahrheit und Antwort wird sich früh genug an dich wenden. Du musst sie nicht suchen, sie kommt zu dir."
Mit dem Echo dieser Worte in meinen Ohren schlafe ich unruhig in Peetas Armen ein.
Sie kommt zu dir...Kommt.. Zu dir...
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So, ich habe es mal wieder geschafft ein etwas ruhigeres Kapitel hochzuladen(das Nächste wird spannender, versprochen;)). Leider werde ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ganz so oft hochladen können, aber ich schreibe weiter und nächste Woche werde ich das nächste Kapitel veröffentlichen.  Eure lieben Kommentare motivieren mich immer wieder weiter zuschreiben.:) Also, trotz dieses Schnulzes, hoffe ich, das euch das Kapitel gefällt.
Eure Annika;)

Tribute von Panem 4Where stories live. Discover now