Ich bin im Drogenrausch

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Weihnachten

POV Lukas

Ich liebte die Weihnachtszeit. Der Schnee, der Geruch von Zimt und Orangen, Lebkuchen und Kerzen, und dann auch noch Weihnachten mit meinem Timi zu verbringen machte alles noch viel besser. Tim hatte sogar einen Weihnachtsbaum aufgestellt – einen echten, jedoch ziemlich mickrigen, den man eigentlich nicht Baum nennen konnte, dessen Geruch den Raum erfüllte. Ich fühlte mich sehr wohl. Wir saßen auf der Couch und Tim schrieb gerade angestrengt an irgendeinem neuen Song oder einer Geschichte oder sonstigem. Er fuhr sich den Schnurrbart mit Zeigefinger und Daumen nach und ich lachte. Tim schaute mich verwirrt an.

„Sorry, aber das mach eigentlich immer nur ich – und zwar in Interviews. Da hast du dir anscheinend eine meiner Gesten abgeschaut." Er lachte.

„Das ist mir gar nicht aufgefallen!"

„Wie denn auch? Du sahst grad so konzentriert aus." Ich strich ihm über die Wange. Er sah irgendwie alt aus, er hatte Ringe unter den Augen und war ziemlich blass. Ich nahm Tim's linke Hand und fuhr die Linien seiner Handflächen nach. Tim's Hände waren ziemlich einzigartig: runzlig und blass, wie die Hände eines Handwerkers.

„Hast du jemals in deinem Leben Handcreme benutzt?"

„Das haben meine Fans mich auch gefragt, als ich das Foto mit dem Schmetterling gepostet hatte." Ich schaute ihn an, und wartete darauf, dass er mehr sagen würde, aber es kam nichts. Ich holte mein Handy raus und entschied mich, das Eis zu brechen, also spielte ich den Song A Thousand Miles von Vanessa Carlton. Als die ersten Töne kamen, schaut mich Tim mit zusammengezogenen Augenbrauen und einem Hauch Verwirrung an.

„Ich hoffe, dass du DAS nicht als ‚unser' Lied bezeichnen willst." Ich grinste ihn nur an.

„Wehe, du spielst das an unserer Hochzeit, dann bring ich dich um!", drohte er mir.

„But I would walk a thousand miles..." begann ich zu singen.

„NEIN!" Er stürzte sich auf mich, woraufhin ich nach hinten kippte und er mir den Mund zu hielt. Ich war so dermaßen glücklich mit diesem Mann, die Endorphine benebelten meinen Verstand. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, mit jemand anderem zusammen zu sein. Die Liebe, die zwischen uns beiden herrschte nahm mich ein, wie ein sehr guter Drogenrausch – oder was ich mir von einem Drogenrausch vorstellen konnte. Tim, was stellst du mit mir an?

Am nächsten Tag

„Lukas, bist du fertig? Wir müssen in zwanzig Minuten da sein!", rief Tim ins Badezimmer. Ich warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel und gesellte mich zu ihm. Heute würde ich seine Eltern kennenlernen. Tim's Brüder kannte ich ja schon – und seine Eltern hatten uns zum Essen eingeladen um mich mal kennenzulernen. Wenig später saßen wir im Auto; Tim schien etwas nervös: er trommelte bei jeder roten Ampel auf dem Lenkrad rum, bis ich ihm irgendwann meine Hand auf seine legte und ihn somit etwas beruhigte.

„Eigentlich sollte ich ja nervös sein." Er schaute mich an und lachte.

„Ich hab echt keine Ahnung, warum ich so zappelig bin! Die wissen es ja eh schon", antwortete Tim.

„Auch mit der Verlobung?" Tim bog konzentriert in die nächste Straße ein; eine Antwort bekam ich nicht.

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