Lass liegen bleiben

Wer weiß

POV Lukas

Ein paar Wochen später wollte ich Tim überraschen und kaufte mir ein Zugticket nach Bielefeld. Er hatte mich nach dem Gespräch mit seiner Familie spätnachts angerufen und meinte, seine Brüder hätten noch mit ihm kiffen wollen und er habe dadurch die Zeit vergessen, aber das alles super lief und alle die Neuigkeiten gut aufgenommen hatten. Er war ziemlich high am Telefon, also gab ich das Ausfragen nach kurzer Zeit auf. Ich wusste, dass Tim noch nicht zuhause war, er hatte mir jedoch vor einiger Zeit einen Schlüssel gegeben, was ich jetzt ausnützen wollte. Ich schloss die Tür auf und wurde freudig von Heisenberg und Gustavo begrüßt. Ich streichelte die beiden und brachte meine Tasche in Tim's Schlafzimmer, bevor ich mich auf den Balkon setzte. Heisenberg legte sich auf meine Füße, Gustavo sprang auf meinen Schoß. Ich ließ meinen Blick über das große Feld schweifen. Es war schon sehr schön hier. Ich kraulte die Katze und blieb noch eine Weile auf dem Balkon sitzen, bevor ich mich ins Schlafzimmer begab und meine Tasche auspackte. Ich räumte meine Klamotten in die Schublade, die Tim mir vor einiger Zeit freigemacht hatte. Nachdem ich alles weggeräumt hatte und Tim immer noch nicht zuhause war, fiel mir auf, dass die Schublade mit seiner Unterwäsche nur halb zu war. Ich schaute mich um und lauschte kurz, um zu sehen, ob Tim's Auto vorm Haus parken würde - es tat sich jedoch nichts. Ich öffnete die Schublade mit einem Finger - wahrscheinlich, weil ich Angst hatte, er würde es sonst mitkriegen. Es war ziemlich unordentlich da drin - das war einer der Unterschiede zwischen meinem Freund und mir: ich war jemand, der seine Klamotten - auch Unterhosen - faltete und Tim war eher jemand, der alles zusammenwarf. Als ich durch seine Wäsche wühlte, sa ich plötzlich den Rand eines Papiers. Ich zog an dem Rand und musste lächeln. Es war ein Foto, das wir vor einiger Zeit zusammen gemacht hatten. Wir lagen im Bett, beide ohne T-Shirt, mein Kopf auf Timi's Brust. Tim zog an einer Zigarrette und ich schaute lächelnd zu ihm hoch. Ich liebte dieses Foto. Wir sahen so glücklich aus - er grinste mit geschlossenen Augen. Auch wenn ich nicht gerade der Typ dafür war, meine Beziehungen in der Öffentlichkeit zu zeigen (was aber eher an meinem celebrity-Status lag), freute es mich sehr, dass Tim dieses Foto hatte. Während ich weiterhin das Foto anschaute, öffnete sich die Haustür. Ich legte das Foto zurück und schloss die Schublade.

„Ja, meinst du ich soll ihn fragen? Ich liebe ihn wirklich sehr aber ich weiß nicht, ob das nicht vielleicht zu viel für ihn ist... Mann, Steven, ich kenn mich damit doch gar nicht aus! Ich bin doch nicht so der Beziehungstyp! Ich....", plötzlich kam Timi ins Schlafzimmer und stockte.

„Ääähhh ich ruf dich zurück!...Ja, ist er."

„Ist wer?", fragte ich meinen Freund und lief zu ihm rüber, um ihn zu küssen.

„Was suchst du in meiner Schublade?" Das hatte ich nicht erwartet. Also schon, aber dass Tim gleich so zickig reagierte.

„Gar nichts, die war nur offen, ich wollte...sie zumachen." Tim schob die Augenbrauen zusammen, starrte auf den Boden und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Er sah nicht glücklich aus.

"Du hast doch gesagt, dass ich immer vorbeikommen kann! Deswegen hast du mir doch den Schlüssel gegeben. Tim, was ist denn los?" Er schaut mich an - ich hatte immernoch keine Ahnung, was ich denn gemacht hatte. Ok, in den Sachen anderer rumkruscheln geht nicht, aber die Schublade war ja offen, ich hab ja eh nichts Komisches gefunden.

„Nichts, nichts...du hast mich nur überrascht. Äh...wann bist du denn angekommen?", irgendwie kam Tim mir nervös vor, vor allem als er sich eine Zigarrette anzündete.

„Grade eben erst. Was ist denn los?"

„Gar nichts, bin nur... Mach dir nichts draus! Hast du Hunger?" Er ging in die Küche und ließ mich einfach stehen. Ich hatte keine Ahnung, ob es was Positives oder was Negatives war - bei Tim war ich mir nie so sicher, da er dazu tendierte, eher neutral zu bleiben.