Ich will noch nicht nach Haus

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Der heutige Part wird etwas länger, weil ich die nächsten Tage unterwegs sein werde und nicht so viel schreiben kann. Eine Warnung hinweg: einige Parts können etwas unangemessen (i.e. Sex und dergleichen wird nicht ausgelassen) sein.

Titel: Ich Will Noch Nicht Nach Haus - SDP feat. Trailerpark

POV Basti

Bin ich fett geworden! Dachte ich mir, als ich vor dem Spiegel stand und meinen Körper betrachtete. Ich legte meine Hände an meine Wangen und zog mein Gesicht herunter. Sogar mein Gesicht war fett. Egal. Meine Mutter war daran schuld. Jedes Mal, wenn ich sie besuche, stellt sie mir Riesenportionen vors Maul. Und da kann man ja nicht nein sagen. Auf der Tour ernähre ich mich ja eh ein bisschen anders...etwas Koks hier, ein Bier da...Und so kommen dann die Kilos. Wenn's dir schmeckt, dann iss' es auf! Meint meine Mutter dann immer, und ich befolge ihren Rat. Wenn's mich glücklich macht, dann kann es doch anderen egal sein. Das würde allerdings den Mangel an Frauen in meinem Leben erklären.

Ich zog mir das nächstbeste T-Shirt an und machte mich auf ins Studio. Die Jungs von SDP wollen ein Feature mit uns machen und da kann man ja nicht nein sagen. Wenn der Song was wird, kann ich mir endlich wieder Kokain kaufen. Mein Vorrat geht langsam (oder eher schnell) zu Ende.

Ich kam im Studio an; meine Bandmitglieder waren wie immer zu spät, was mich wieder zum Kochen brachte. ICH bin der Labelboss, nur ICH alleine darf zu spät dran sein! Nach einer Weile trudelten die anderen Jungs ein. Ich warf jedem einen dunklen Blick zu. Sudden war wie immer gleich – Sonnenbrille, Eichhörnchenfresse, Pikachumütze. Timi und Lukas schienen irgendwie...seltsam. So strahlend und überglücklich, was mir überhaupt nicht passte. Mürrisch begrüßte ich sie: „Ihr seid spät dran, ihr Hunderficker!", woraufhin Timi mir mit „Reg dich wieder ab, du kleiner Giftzwerg!" antwortete. Ich wollte gerade etwas zurückzicken als die SDPler sich zu uns setzten.

„Also, der Song soll Ich will noch nicht nach Haus heißen. Es geht um Party machen, sich abfüllen und nicht nach Hause gehen wollen", erklärte uns Vincent.

„Was denn sonst?", unterbrach ich ihn grob. „Der Titel erklärt das Ganze ja schon irgendwie."

„Wie auch immer", erntete ich mir einen bösen Blick von Vincent, „Ihr habt alle einen Part, jedoch haben wir euren Text noch nicht geschrieben. Das wollten wir euch überlassen. Also, los geht's, schreiben."

Vincent gab uns allen den Text, mit leeren Boxen für unsere Parts. Ich schaute mich um und – alle Erwartungen treffend – sah ich, dass Lukas sofort zu schreiben anfing. Wie der immer so schnell Ideen finden kann, ist mir ein Rätsel. Timi kaute auf seinem Stift rum, Sudden starrte auf sein Handy. Ich seufzte und dachte an mein Kokain. Eigentlich sollte uns dieser Song ziemlich einfach fallen. Party, Frauen, spät nachts, die Disko schließt schon, nicht nach Hause gehen wollen - dafür stehen wir doch als Band. Und plötzlich kam mir eine Idee. Vergesst mal den Schlaf, ich bin seit gestern am Start, und habe dank meines weißen Helfers Geld fürs Essen gespart. Der Ordner sagt ich soll gehen, doch ich trete ihn tot. Was sind fünf Jahre Boxen gegen zehn Jahre Coke? Nix. Ist zwar nichts Besonderes, aber dieser Song – auch wenn unsere Parts sehr kurz sind - wird uns eh keine goldene Schallplatte bringen. Dafür ist Lukas, unser Goldkehlchen, verantwortlich. Auf den kann man sich in der Beziehung schon verlassen, vor allem mit Willst Du, durch den die ganzen kleinen 14-jährigen feuchte Höschen kriegen.

3 Stunden später

Der Song war im Kasten, und – auch wenn er bei weitem nicht unser bester war – war ich froh, dass wir wieder irgendwas vollbracht hatten. Wenig Arbeit ist auch Arbeit, oder so. Ich nahm einen kräftigen Schluck von meinem Bier und ließ meinen Blick zu den anderen schweifen und blieb bei Lukas und Tim stehen. Die beiden saßen verkrampft auf der Couch nebeneinander gequetscht und schienen nervös. Die schienen doch noch vor kurzem so verfickt happy. Mir doch egal, was die so treiben, die lecken sich doch eh immer auf der Bühne ab. Ich runzelte die Stirn und widmete mich meinem Handy. Lukas schien eh immer irgendwie verkrampft, auch wenn er in seinem Element – der Musik und des Musikbusiness – war und Timi hatte wahrscheinlich seit einiger Zeit nichts geraucht und war deshalb so zappelig.

POV Timi

Warum musste Lukas so nah neben mir sitzen? Mein Herz klopfte immer schneller, vor allem je mehr ich an unser letztes Treffen dachte...Wir hatten zwar nicht miteinander geschlafen, aber dieses Knutschen und Anfassen hatte mir trotzdem den Kopf verdreht, und ich wollte mehr. Ich hatte noch nie zuvor Gefühle für einen anderen Mann entwickelt. Ich verspürte den Drang, seinen Oberschenkel zu streicheln, bis ich bemerkte, wie Basti uns beobachtete. Ich stand schnell auf, und ging hinaus, um eine zu rauchen. Dieser Song war wirklich nicht so gut. Verglichen mit Lukas und meinem Schlaflos in Guantanamo war er definitiv nichts Besonderes. Ich musste lächeln, als ich an unser letztes gemeinsames Arbeiten dachte, und was danach passierte.

„Hey, du Schwuchtel, was machst du hier draußen?", fragte mich Basti, der plötzlich aus dem Nirgendwo aufgetaucht war.

„Nur rauchen".

„Was ist denn mit dir und Lukas los? Habt ihr gevögelt oder warum benehmt ihr euch so komisch?"

Mein Herz sank in meine Hose. Nein, leider nicht, dachte ich. Was für eine Reaktion hatte ich denn sonst von Basti über Lukas und mein seltsames Benehmen erwartet?

„Nee, wie kommst du denn darauf?", antwortete ich mit zittriger Stimme. Ich versuchte, mir eine weitere Zigarette anzuzünden, doch meine Hände waren zu zittrig.

„Mann, du musst echt mal was anderes nehmen. Speed tut dir nicht gut." Ich nickte ihm zu und ging wieder ins Studio hinein. Ich sah mir den leeren Platz neben Lukas an und beschloss stehen zu bleiben. Lieber mal keine Aufmerksamkeit erregen. Wenn unser Benehmen schon Basti auffällt, dann sollten wir lieber nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu uns ziehen.

Wir nahmen den Song auf – was nicht lange dauerte – und gönnten uns noch ein paar Bierchen. Basti beobachtete mich und Lukas immer wieder mit argwöhnischem Blick, jedoch sagte er nichts mehr.

POV Vortex

Timi und Lukas benahmen sich sehr seltsam heute. Sie schienen beide sehr angespannt und redeten kaum miteinander. Ich konnte mir nicht vorstellen, was zwischen den beiden vorgefallen sein könnte. Sie waren so unterschiedlich und sich doch so ähnlich, ich konnte mir bei weitem nichts vorstellen, was die zwei auseinander bringen könnte.




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