Afterparty

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POV Timi

Mann, hatte ich einen Schädel. Gestern Abend war echt krass. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass Basti nackt in den Pool sprang und Vortex mit sich nahm, was jedoch schlecht für beide endete: der Pool war doch nur 1.20 Meter tief... Also mussten wir Basti ins Krankenhaus bringen – und das nicht zum ersten Mal! Da er doch nicht so schlimm verletzt wurde, durfte er die Station ziemlich früh wieder verlassen, und bestand darauf, dass wir alle zurückgehen würden. Lukas entschied sich, nachhause zu fahren. Und ich – war auf irgendwelchen Pillen. Doch Basti hatte sich nur eine leichte Kopfverletzung zugezogen, und somit gingen er, Vortex und ich wieder zurück zur Party, die immernoch in vollem Gange war.

Ich öffnete meine Augen und sah erst mal gar nichts. Ich tastete neben mich und setzte meine Brille auf. Langsam fokussierte sich alles. Ich war in meinem eigenen Bett, Heisenberg lag am Ende des Bettes zusammengerollt. Als ich mich umsah, merkte ich, dass Heisenberg doch mein einziger Bettnachbar war. Ich versuchte mich aufzusetzen, was mir nicht ohne verstärktes Pochen in meinem Kopf gelang. Heisenberg hob seinen Kopf und bellte kurz bevor er vom Bett aufsprang und zur Tür lief. Ich hievte mich auf – nicht ohne kurze Schwindelgefühle – und folgte Heisenberg die Treppe hinunter in meine Küche, wo mich der Geruch von Spiegeleiern und Speck erwartete. An der Küchentheke gelehnt und die Kaffeemaschine ihr Werk tuend, wartete er, nur mit einem Handtuch bekleidet und mit nassen Haaren. Ich betrachtete ihn erstmal, seine sehr blasse Haut, die zwei Grübchen oberhalb seines Gesäßes. Ich ging zu ihm hin und begann seinen Nacken zu küssen. Mit einem leisen Stöhnten drehte er sich zu mir und küsste mich zurück. Ich riss ihm das Handtuch vom Leib und....

„Beeeuurgh!!!"

Das Geräusch von jemand, der sich übergab. Ich hasste es. Wenn es eine Sache gab, mit der ich nicht klar kam, dann war es kotzen. Ich fand das Geräusch und den Geruch so furchtbar, dass ich erstens immer wegschauen musste, wenn sich jemand in meiner Gegenwart übergab, und zweitens bei unseren Konzerten immer in den Backstagebereich flüchtete, wenn Basti wieder sein bekanntes Ekelcocktail-trinken veranstaltete. Am schlimmsten fand ich, dass mein Traum jetzt brutalst zu Ende gebracht wurde.

„Muss das jetzt sein?", fragte ich Basti, der auf den Teppich reiherte. Er warf mir einen entnervten Blick zu und widmete sich wieder seiner Arbeit.
Angewidert stand ich auf und versuchte – Basti so wenig wie möglich beachtend – den Raum zu verlassen. Das Haus war ein Saustall – überall lagen leere Flaschen, kaputte Gläser und Zigarettenstummel. Dazwischen lagen mehrere Alkoholleichen. Ich stieg über die komatösen Gäste und ging hinaus.

Ein leichter Wind wirbelte durch die Bäume. Ich atmete tief ein und schlug den Weg ein, den ich am besten kannte: zur nächsten U-Bahnstation, die mich zu Lukas' Wohnung bringen würde.

POV Lukas

Ich war froh, dass ich nachhause gegangen war. Ich konnte es nicht ertragen, ständig Timi zu sehen und ihn nicht anfassen zu können. Ich erinnerte mich an eines unserer 16Bars TV Interviews, wo ich neben Timi saß und er sich an meine Schulter lehnte. Ja, das ist Trailerparkshit. Ich schaute auf mein Handy. 13 Uhr. Vielleicht sollte ich doch mal etwas Produktives machen, was mich von Timi ablenkt. Ich setzte mich auf die Couch mit meiner Gitarre und begann ein paar Akkorde zu spielen. Plötzlich meldete sich mein Handy.

T: Hey Mann, bist du zuhause?

L: Ja, versuch grad zu musizieren.

T: Kann ich vorbeikommen oder störe ich dich?

L: Nee, passt schon. Kann mich eh nicht konzentrieren.

Timi kommt gleich vorbei... Meine Gedanken begannen zu schweifen, bis ich merkte, dass ich noch gar nicht geduscht hatte. Ich lief ins Bad und warf die Dusche an. Nach der Dusche versuchte ich meine Haare irgendwie zu richten, doch sie standen nur noch schlimmer ab. Jetzt hab dich nicht so! ermahnte ich mich selber. Ich suchte mir ein T-Shirt aus, setzte mich auf die Couch und wartete.

Nach einer gefühlten Ewigkeit klopfte es an der Tür. Ich sprang auf und öffnete sie.

„Hey."

„Hey", sagte Timi.

Ich lächelte ihn an und bat ihn herein.

„An was schreibst du denn?", fragte Timi.

„An einem Song. Mit dir. Hoffentlich."

„Oh. Ok. Wie heißt der Song denn?"

„Schlaflos in Guantanamo", antwortete ich.

2 Stunden später

Wir waren in meinem Studio, ich saß am Computer und Timi stand hinter mir. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken und versuchte mich auf den Song zu konzentrieren, was mir schwer fiel. Er lief seine Finger an meinem Nacken entlang und ich drehte mich zu ihm um.

„Wie...." Mehr konnte ich nicht fragen. Timi presste seine Lippen auf meine und ich zog ihn näher an mich heran. Es war wundervoll. So sanft – obwohl er ein Mann ist - und doch sehr sehnsüchtig. Ich hatte den Kuss so richtig genossen – es war irgendwie sanfter und doch leidenschaftlicher, als ich mir je vorgestellt hätte, wie es ist, einen Mann zu küssen. Und vor allem: ich wollte mehr. Ich wollte ihn wieder und wieder küssen, ihn umarmen, ihn fi... Ich nahm seinen Kopf in meine Hände und sah ihn an.

„Was in Guantanamo passiert? Eher, was hinter verschlossenen Türen passiert!", grinste ich. Timi grinste mich zurück an und drückte mich gegen die Wand.

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Wie gefällt es euch denn so? Ich verspreche: die Teile werden spannender und romantischer :D

Lass liegen bleibenWhere stories live. Discover now