Nichts

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POV Basti

Alles war schwarz und ich schob leicht Panik, bis mir endlich auffiel, dass meine Lieder geschlossen waren. Ich öffnete meine Augen. Mein Blick war verschwommen, mein Mund trocken und in meinem Schädel pochte es furchtbar laut. Ich hatte es irgendwie in mein Hotelzimmer geschafft, nachdem Vortex, Sudden und ich uns gestern richtig zulaufen haben lassen. Sudden ist dann irgendwann mit einem Püppchen abgehauen und ich hatte mir noch ein paar Lines reingezogen, bevor wir auf der Hamburger Reeperbahn landeten. Den Rest weiß ich nicht mehr.

Ich schaffte es irgendwann doch aufzustehen und schaffte es gerade noch ins Bad bevor ich mich – direkt vors Klo – übergab. Den Putzfrauen wollte ich eh noch was da lassen.

POV Lukas

Ich hatte von Timi geträumt. Das erstaunte mich jedoch nicht sonderlich – jedes Mal, wenn ich jemanden küsste, tauchten sie in meinen Träumen auf. Mein Handyalarm ging nun zum dritten Mal los. Ich schaltete ihn aus und ging duschen, nicht ohne einen Blick auf meine Nachrichten zu werfen. Nichts. Als ich in der Dusche stand, kamen die Gedanken nur so über mich. Wo war Timi gestern Nacht gewesen? Hatte er mit jemand anderen geschlafen? War ihm unser ernstes Rumknutschen zu viel und er hatte sich doch gegen mich entschieden? Besonders der letzte Gedanke erschrak mich ein bisschen. Vielleicht waren wir doch etwas zu schnell in diese Beziehung gesprungen. War es denn eine Beziehung? Ich seufzte und wünschte weiterhin, Timi wäre hier. Warum war er gestern nicht ins Hotel gekommen? Ich hatte mich sehr auf die Nacht mit ihm gefreut. Mit ihm würde ich über diese ganzen Gedanken und Ängste reden können, bei ner Flasche Wein, etwas zu essen, Kerzen...Ich stöhnte auf – das war nun echt viel zu romantisch! Und ich war mir sicher, Timi wäre nicht sonderlich beeindruckt, wenn ich ihn in so einem Aufzug begrüßen würde. Ich stieg aus der Dusche, ging zum großen Spiegel und schaute mich an. Ich hatte endlich wieder etwas zugenommen, und mein Gesicht hatte auch etwas Farbe abbekommen. Plötzlich klopfte jemand aggressiv an meine Zimmertür. Ich öffnete sie nur mit einem Handtuch bekleidet und sah einen verkaterten Vortex.

„Was los?", fragte ich.

„Wo zur Hölle ist Timi? Wir müssen los!"

„Ja Mann, ich ruf ihn an", meinte ich genervt. Nachdem das Rufsignal ein paar Mal läutete, ging er endlich dran.

„Tim, wo bist du? Wir müssen nach Köln!".

„Ähhh...ja, bin ja fast da", tönte es verschlafen aus der anderen Leitung.

„Beeil dich, ich pack deine Sachen".

Ich packte meine und Timi's Sachen schnell zusammen und folgte Igor nach draußen. Ich hoffte insgeheim, dass Timi sich nur verlaufen hatte, dass er vielleicht doch mit Sudden irgendwo war. Am meisten hoffte ich, dass er nicht mit irgendeiner Frau geschlafen hatte. Wir hatten ja noch nie über unsere Beziehung geredet, die Regeln besprochen oder zumindest über uns geredet, jedoch versetzte mir der Gedanke daran, dass Timi mit jemand anderen geschlafen hätte, einen Stich. So lange ging das zwischen uns noch nicht, jedoch war ich ein sehr eifersüchtiger Mensch. Ich kochte zwar nie sofort auf, dennoch sammelte meine Wut sich immer in mir zusammen, sodass ich irgendwann richtig explodierte. Das hatte meine Ex Anna immer so gestört. Obwohl sie mich letztendlich dann doch betrogen hatte und somit meine Eifersucht verschlimmerte. In Gedanken trug ich unsere Koffer zum Tourbus, wo Sudden mit unserem Fahrer schon wartete und Timi bald eintreffen würde.

Im Tourbus

POV Timi

Ich hatte es doch noch rechtzeitig geschafft. Basti schlief, Sudden spielte auf seinem Handy rum, Vortex drehte an der Musik herum, bis Hello von Adele kam und er es anließ. Dies machte meine Depression noch schlimmer. Ich war enttäuscht von mir selber. Weil ich nicht mit meinen eigenen Gefühlen klarkam, musste ich mich wie Sudden benehmen und einfach rumficken. Ich sah Lukas an. Er schlief – oder er tat so, als würde er schlafen. Ich glaube, er wusste, wo ich gestern Nacht war. Ich holte mein Handy raus und schrieb ihm eine Nachricht.

Bist du mir böse wegen gestern Nacht? Ich wollte das doch nicht. Es ist einfach so passiert. Ich war zu voll. Es tut mir leid.

Ich hörte Lukas' Handy vibrieren, er rührte sich jedoch nicht. Ich seufzte und ging in den hinteren Bereich des Buses. Ich rollte mir sorgfältig einen Joint, sehr langsam, in der Hoffnung, Lukas würde nach hinten kommen und mich stoppen. Ich wusste gar nicht warum ich das eigentlich wollte: es war ja nur ein Joint. So kannte ich mich selber überhaupt nicht. Vielleicht hatte er doch einen stärkeren Einfluss als ich dachte. Ich schaute nach vorne, doch Lukas blieb auf seinem Platz sitzen. Komm her, dachte ich. Dieser Scheiss-Song war jetzt endlich vorbei und irgendein Techno-quatsch ging an. Ich schüttelte den Kopf, legte den Joint auf den Tisch und legte mich hin.

Ich wachte auf, als sich jemand neben mich setzte. Lukas. Erfreut und gleichzeitig voller Schuldgefühle fuhr ich hoch.

„Hey", sagte Lukas.

„Hallo".

„Wo warst du gestern Nacht?" Fuck. Ich wusste, dass er mich das fragen würde und doch konnte ich nicht antworten.

„Ich...komm, ich wollte das nicht! Das Mädchen war einfach da, und ich hatte so viel getrunken und ich wusste nicht, wie das mit uns ist, weil du ja immer darauf bestehst, dass du hetero bist – vor allem in Interviews – und ich bin's ja auch...irgendwie. Ich weiß nicht, wie ich mich fühle, mit dir, mit uns, mit der ganzen Schwulen-Sache." Das letzte Wort flüsterte ich fast.

Er schaute mich einfach nur an. Und ich schaute auf den Boden.

„Ich will nicht, dass das so zwischen uns läuft", meinte Lukas nach gefühlten Stunden. Als er meinen geschockten Ausdruck sah, fuhr er fort.

„Ich will nicht, dass wir uns gegenseitig verletzen. Du kannst machen, was du willst, ich bin mir ja selber noch nicht mit meinen Gefühlen im Klaren, aber tu mir nicht weh". Mit diesen Worten strich er mir kurz über den Arm und legte sich in seine Kabine und zog den Vorhang zu. Der wusste echt, wie man jemanden perplex hinterlässt.

Ich legte mich nochmal hin mit dem Gedanken, dass Lukas wahrscheinlich jetzt alleine sein wollte und schwor mir, mich nie wieder volllaufen zu lassen. Ausserdem glaubte ich ihm nicht, als er du kannst machen, was du willst zu mir sagte. Zumindest wusste ich, wie Lukas sich fühlte. Auch wenn das die letzte Nacht nicht verschwinden ließ. Ich musste ihm zeigen, dass er mir wichtig ist. Ich stand abrupt auf und ging zu seiner Kabine und legte mich neben Lukas. Ich zog den Vorhang zu und drehte mich zu ihm, der mit dem Rücken zu mir lag.

„Es tut mir wirklich leid", meinte ich und legte meine Hand auf seinen Rücken. Ich vernahm ein kurzes Räuspern von Lukas, bevor ich mich auch auf meine Seite legte, und meinen Arm um ihn legte.

POV Lukas

Ich war froh, dass er doch zu mir gekommen war, auch wenn ich noch etwas rumschmollte. Timi umarmte mich und obwohl ich ihm eigentlich böse war und ihm das auch zeigen wollte, war ich erleichtert, dass er jetzt hier war. Ich zog seinen Arm näher an mich ran und küsste seine Hand. Er bewegte sich noch enger an mich und so blieben wir dann einige Zeit. Eigentlich wollte ich ihn ja nicht verlieren, aber dass er gestern nicht ins Hotel kam, hatte mir wirklich wehgetan.

Ahh...doch ein kleines Happy End :D "Narben" wäre vielleicht auch ein guter Titel gewesen, aber hört euch mal des Lied an - dann macht's mehr Sinn.

Titel: Nichts - Tagträumer




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