Es ist die Gesellschaft, die wie ein Esel gafft, bis ihnen der Schädel platzt

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Seid ihr für ein neues Kapitel bereit? Sorry, dass ich euch so lange hab warten lassen – hab ich absichtlich gemacht ;-) Aber etwas Spannung muss sein! Wird Lukas Ja sagen oder nicht? Wie wird der Rest reagieren? Das sehen Sie jetzt! Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen....viel Spaß mit dem 36. Teil.

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POV Lukas

Ich konnte es nicht glauben: da kniete mein Freund, mein Bandkollege, Timi Hendrix, vor mir, mit einem Ring in der Hand und fragte mich, ob ich ihn heiraten wollte. Ich war tatsächlich gerührt und versuchte, nicht anfangen zu heulen. Ich schaute ihn an, der erwartungsvoll zurückschaute. Dann ließ ich meinen Blick durch die Runde schweifen: der verblüffte Basti hatte die unangezündete Zigarette immernoch im Maul, Sudden hatte ausnahmsweise mal die Sonnenbrille abgenommen und Vortex...war der einzige, der nicht gerade überrascht aussah, sondern eher erwartungsvoll. Die ganzen Zeiten die wir miteinander verbacht hatten, zogen an mir vorbei. Wir hatten so viel miteinander erlebt, mit der Band, so viele tolle und so viele schreckliche Sachen. Ich war noch nie so verliebt gewesen, wie ich in Tim verliebt war. Ich liebte so viel an ihm: wie liebevoll er sein konnte, wie lustig er war, wie gut er aussah, wie er sich um mich kümmerte; und ich hasste so viel an ihm: den Drogenkonsum, wie manche Sachen, die mir wichtig waren, ihm gleichgültig waren. Ich hatte vor Tim nie wirklich ans heiraten gedacht. Anna wollte mich heiraten, jedoch wusste ich immer, dass das nie passieren würde. Ich liebte sie anfangs natürlich, doch bei manchen Menschen weiß man, dass es nie mehr als eine Beziehung geben wird, nie mehr als das, was man in dem Moment gerade hat. Bei Tim war das was anderes. Es war vielleicht etwas zu früh – und richtig heiraten konnten wir eh noch nicht in Deutschland. Außerdem hatten wir immernoch kein offizielles Bandstatement abgegeben – hautpsächlich wegen mir, weil ich mir nicht sicher war, wie mein Image dadurch verändert wurde. Aber ich wollte den Rest meines Lebens mit ihm verbringen. Ich merkte, wie Tim langsam wankte – so lange auf den Knien zu sein war er nicht ganz so gewöhnt. Vortex räusperte sich. Ich legte meine Hände an Timi's Wangen.

„Ich liebe dich über alles, Tim, und ich bin mehr als geehrt, mit dir alt werden zu dürfen. Also... ja, ich will dich heiraten!"

„Wurde auch Zeit!" rief Basti und Tim sprang auf und küsste mich. Mein Grinsen hörte nicht auf, sodass ich noch während des langen Kusses grinsen musste. Wir würden heiraten. Tim und ich. Ich konnte es kaum glauben! Außerdem hatte Tim mich gefragt, nicht andersrum! Normalerweise war ich ja der Konventionelle, der Romantiker. Wie würden wir eigentlich heiraten? Eine richtige Ehe dürften wir ja eh nicht eingehen.

„So, und wer wird dann die Braut spielen?", meinte Sudden neckisch, mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Ich rollte die Augen und widmete mich wieder Tim, der vor lauter Freude sprachlos war.

„Mann, Sudden! So wird das bei uns nicht sein. Es wird eh eher im kleineren Rahmen sein." Tim schaute mich fragend an. Da alles ja noch sehr, sehr frisch war, hatten wir über die ganze Zeremonie natürlich noch gar nicht geredet. Überhaupt: wir hatten über gar nichts geredet, wir waren ja erst vor Kurzem zusammengezogen. Leichte Panik rollte über mich: wie sollen wir das Ganze denn machen?

POV Tim

Ich konnte es kaum glauben: Lukas und ich würden den Bund der Ehe eingehen. Einfach so. Naja, nicht wirklich einfach so – wir hatten noch über nichts, rein gar nichts gesprochen. Wir waren erstmal total aufgeregt und verwirrt und überglücklich und geistig behindert vor Liebe. Nachdem ich Lukas meinen Heiratsantrag gestellt hatte, feierten wir alle noch lange weiter. Ich hatte das Gefühl, als wären die anderen ziemlich erleichtert darüber, dass es doch einen „richtigen" Grund gab, dass wir uns versammelt hatten und nicht nur die verdammte Küchenrenovierung. Am nächsten Tag lagen Lukas und ich im Bett und beobachteten die ersten Schneeflocken, die sich hinter dem Fenster sichtbar machten. Ich drückte Lukas näher an mich und er küsste meine Brust. Ich schaut auf seine Hand, wo nun der silberne Ring seinen Platz eingenommen hatte. Ich drehte den Ring an seinem Finger.

„Ich kann's gar nicht glauben, dass ich dich bald meinen Ehemann nennen kann", meinte ich zu ihm. Er schaute zu mir hoch und lächelte mich.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals heiraten würde."

„Noch haben wir ja noch nicht geheiratet! Nicht dass du mir dann wegläufst!" Er lachte, doch meine Ängste waren echt.

„Es schneit", bemerkte Lukas. Er setzte sich auf und reichte mir seine Hand.

„Tim, ich will raus in den Schnee." Er schaute mich anbettelnd an. Es war so warm im Bett und Lukas benahm sich, als wäre dies das erste Mal, dass er Schnee sah. Ich seufzte und stand auch auf und zog mich an. Den Schal wickelte ich mir ums Gesicht. Auf Kälte hatte ich nun wirklich keine Lust. Lukas hüpfte vor mir rum, als er versuchte, sich so schnell wie möglich anzuziehen. Das Ganze bot mir ein ziemlich amüsantes Bild – er, aufgeregt wie ein Kind an Weihnachten, dem es sichtlich schwer fiel, sich schnell genug die Schuhe anzuziehen.

„Beruhig dich mal, der Schnee läuft ja nicht weg!" Meinte ich zu ihm, sichtlich amüsiert. Er warf mir einen dunklen Blick zu und war dann fertig angezogen. Ich hob den sich sträubenden Heisenberg hoch und ging nach draußen. Wir waren uns schon sehr ähnlich. Also der Hund und ich. Lukas lief in den Schnee, gefolgt von Heisenberg, während ich an der Tür stehen blieb und mir den Schal enger ums Gesicht band. Es war scheisskalt. Ich schaute mich um, bis mich plötzlich ein Schneeball direkt ins Gesicht traf.

„Lukas! Jetzt echt! Mann, es ist so kalt", jammerte ich. Er lachte nur verschmitzt. Der Hund bellte und lief durch den Schnee zwischen uns beiden hin und her. Ihm schien die Kälte viel weniger auszumachen als mir. Verräter. Lukas machte schon den nächsten Schneeball, während ich auf ihn zulief und ihn mit in den Schnee zog, sodass ich auf ihm lag.

„Hey!" Wir schauten uns an und ich dachte an den Tag, wo wir gemeinsam auf der Couch saßen und den Schnee beobachtet hatten. Wir hatten damals nur rumgeknutscht – er war ja noch mit Anna zusammen – und jetzt waren wir verlobt. Ich lächelte ihn an.

„Was los?", fragte Lukas unsicher. Ich strich ihm das etwas nasse Haar aus dem Gesicht.

„Nix."

Etwas später

Irgendwann wurde es richtig kalt und wir mussten noch was zu Essen einkaufen, da die Jungs – insbesondere Basti – uns alles weggefuttert hatten. Nach dem Duschen (wo ich gar nicht mehr rauswollte), gingen wir dann in den Supermarkt. Händchen haltend betraten wir den Laden und wurden sofort von ein paar Leuten gemustert. Ich rollte die Augen – wann würde es endlich als normal angesehen, wenn zwei Männer in einer Beziehung sind? In Berlin war das schon anders. Als Lukas durch die Gemüseregale wanderte beobachtete ich ihn und merkte zugleich, wie er auch von jemand anders beobachtet wurde. Zwei Mädchen, höchstens sechzehn, standen neben einem Regal und tuschelten immer wieder.. Ich runzelte die Stirn und trat an ihn ran.

„Wieviele Zucchini brauchen wir eigent..." zu mehr kam Lukas nicht, da ich küsste – absichtlich, damit die Mädels sich verpissten. Ich schaute zu ihnen rüber, die sich mit roten Gesichtern umdrehten und abhauten. Zufrieden widmete ich mich Lukas wieder, der verwirrt abwechselnd zu mir und in die Richtung der Mädchen schaute.

„Was war das denn bitteschön?"

„Hmmm? Och, nichts." Ich grinste und tat so, als würde ich mich für den Salat interessieren. Lukas hob die Augenbrauen.

„Also machen wir es jetzt doch öffentlich oder wie?" Ich biss mir auf die Lippe. Fuck, er ist ja berühmt!

„Lukas, ich weiß es nicht. Es kam nur grad so über mich..."

„Ist ja ok, ich würde nur lieber ein Statement abgeben, bevor es irgendwelche Reportagen gibt und dann meine Fresse auf der BILD und in der Bravo auftaucht mit dem Text ‚Alligatoah ist schwul! Welch edler Prinz darf nun mit ihm Drogen nehmen?'" Ich sagte gar nichts.

„Reden wir zuhause darüber." Ich schaute ihn mitleidig an. Im Rampenlicht zu stehen war nicht ganz seine Sache. Wenn er auf der Bühne stand, war es was anderes: er konnte eine andere Person sein, eine von seinen tausend Charakteren, und doch gab er immer gerne Autogramme, machte brav Fotos und war generell immer sehr nett zu den Fans. Das Privatleben des Alligatoahs war jedoch eine andere Sache – vor allem wenn es seine sexuelle Orientierung betraf. Ich nahm ihn trozdem an der Hand und wir kauften schweigend den Rest ein.

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Titel: Text aus Namen Machen – Alligatoah



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