Du willst mir an die Wäsche

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Bielefeld

POV Timi

„Ich will aber nicht gehen!" Ich rollte die Augen; Lukas führte sich wie ein Kind auf.

„Musst du aber! So ist das halt, wenn man fame hat", versuchte ich meinen Freund zu beschwichtigen. Lukas musste heute zu Böhmermann, zu dessen NeoMagazin Royale Show, und er sträubte sich total – was auch vertändlich war.

„Mann! Der labert nur Scheisse, und außerdem ist die Show schrecklich. Da pass ich doch gar nicht rein. Ist das neue Lied nicht Promo genug?" Ich schaute ihn über meinen Brillenrand an. Er schien wirklich nicht gehen zu wollen. Er hatte sich nämlich zu einer Kugel auf dem Sofa zusammengerollte, mit dem Rücken zu mir. So kannte ich ihn nur, wenn er sehr betrunken war und somit sehr müde. Eigentlich sollte er es schon gewohnt sein, zu Promointerviews gehen zu müssen. Das machen wir doch schon seit Längerem.

„Du bist doch nicht etwa nervös?", fragte ich ihn, der sich mittlerweile aufgesetzt hatte.

„Nein, ich mag den Böhmermann nur nicht. Dessen Interviews sind immer so improvisiert und er versucht lustige Pointen einzubringen, die wirklich nie lustig sind. Wie gesagt: ich pass da nicht rein." Lukas' Bein wippte auf und ab und er begann an den Fingernägeln zu kauen. Ich ging zu ihm rüber und nahm ihn in die Arme. Anfangs stand er noch schmollend da, beide Arme hingen an seinen Seiten herunter. Doch dann riss er sich zusammen und umarmte mich zurück.

„Ich dachte, Krokodile hätten Biss." Er warf ein Kissen nach mir, verfehlte mich jedoch.

„Jetzt mach dich fertig, sonst kommst du in den Stau!", sagte ich zu Lukas und gab ihm einen Klaps auf den Arsch als er sich umdrehte, um sich fertig zu machen.

„Hey! Und du musst was essen!"

„Ja, Mama!", grinste ich ihn an. So ganz unrecht hatte er nicht – ich hatten schon den ganzen Tag nichts gegessen. Gestern Abend hatte Lukas eine Käseplatte vorbereitet (weil: nichts anderes im Haus) und das war alles, was ich auch an dem Tag zu mir genommen hatte. Ich ging zu meinem Kühlschrank und schaute rein. Bier, Milch, etwas Joghurt. Na toll. Wozu hatte ich eigentlich so einen großen Kühlschrank? Ich seufzte.

„Na? Nichts zu essen da?", ich zuckte zusammen als plötzlich Lukas' Stimme hinter mir ertönte. Ich warf ihm einen bösen Blick zu.

„Du musst echt mal einkaufen gehen, Tim. Du wirst immer dünner".

„Das liegt an der Liebe, von der ich mich ernähre!", meinte ich zu Lukas ironisch. Er verdrehte die Augen und gab mir einen Kuss.

„Ich muss los! Iss was. Wenn ich wieder nachhause komme, will ich einen vollen Kühlschrank sehen!"

„Nachhause? So ist das also. Kaum lass ich dich hier ein paar Tage verbringen und schon hast du dich eingenistet. Bald rennst du aus meinem Haus im Bademantel und scheuchst Leute mit der Heugabel vom Grundtück!", grinste ich ihn an.

„Wer soll sich denn sonst um dich kümmern?", war Lukas' Antwort, während er schon fast aus der Tür raus war. Ich grinste wieder und machte mich daran, eine Einkaufsliste zu schreiben. Rotwein, Brot, Käse, Steak. Klingt doch schonmal gut. Irgendwas konnte ich sicher damit machen.

Am gleichen Abend

Ich holte mir ein Bier aus dem mittlerweile gefüllten Kühlschrank und setzte mich vor den Fernseher, auf dem das NeoMagazin Royale live sein würde.

„Mal sehen, was du so laberst", seufzte ich und streichelte meinen Hund, der sich mittlerweile zu mir gesellt hatte. Gott, wie ich den Böhmermann verabscheute! Dessen Dislike war noch ganz lustig, aber ansonsten war er nur ein „schwindsüchtiger Minimann", wie es jemand ihm so schön mal getweeted hatte. Das meiste der Show war wirklich unnötig und Lukas tauchte erst in den letzten zehn Minuten auf, woraufhin ich mich aufsetzte. Irgendwie war es ja doch spannend, ihn im Fernsehen zu sehen.

Lass liegen bleibenWhere stories live. Discover now