High

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POV Lukas

Wir saßen im Zug auf dem Weg nachhause, nach Bielefeld. Ich hatte ein paar Statements in Interviews in Berlin abgeben müssen und war froh, dass das alles nun vorbei war. Es war fast so, als hätte sich keine Sau für Tim's Album interessiert, außer den Fans und unseren Freunden, und ich hatte das Gefühl, als wäre er etwas eifersüchtig auf meinen Erfolg. Er arbeite ja schon so lange an Pimpulsiv, Trailerpark und seinem Soloprojekt und irgendwie bekam er keine Aufmerksamkeit von Leute, die nicht schon Trailerpark kannten. Ich saß Tim gegenüber und beobachtete ihn, wie er aus dem Fenster sah, die Hoodiekapuze über den Kopf gezogen, mit verschränkten Armen. Es tat mir leid, dass er sich solche Mühe bei seinem Album gemacht hatte, bei seiner Fanbox, bei diesen tollen Leinwänden, die er gemalt hatte, und doch keine richtige Promo bekommen hatte. Und dann hatte ich ihn so angefahren, als wir unsere Verlobung der Welt offenbart hatte. Ich biss mir auf die Lippe. Noch zwei Stunden. Zwei Stunden Schweigen. Da wollte und konnte ich nicht durch. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche raus und schrieb eine Nachricht an Tim's Bruder Hardy. Er hatte die meiste Zeit während Tim's Albumaufnahmen mit ihm verbracht – vielleicht konnte er mir weiterhelfen.

L: Timmähh Depression im Anlauf. Hilfe?

H: Wegen der Veröffentlichung eurer Beziehung?

L: Genau. Ich hab ihn ziemlich böse angefahren und jetzt redet er nicht mehr.

H: Ja, keine Ahnung. Lass ihn vielleicht mal in Ruhe?

L: Wie soll ich das denn anstellen? Wir leben zusammen!

H: Mensch Lukas, du bist doch in einer Beziehung mit ihm, nicht ich! Entschuldige dich bei ihm und gut is. Der kriegt sich dann schon wieder ein.

Ich antwortete nicht mehr. Was soll man denn da Großes sagen? Tim hatte mittlerweile seine linke Hand auf den Tisch gelegt, also nützte ich die Gelegenheit und legte meine Hand drauf, seinen Daumen streichelnd. Er schaute mich traurig an. Wann wird diese Phase vorbei sein?

Tim und ich hatten uns auch zuhause angeschwiegen – er war ins Studio gegangen, um an ein paar Sounds zu arbeiten, ich hatte mich im Gästezimmer mit meiner Gitarre verkrümelt. Als wir gegen elf Uhr nachts – also eigentlich noch sehr früh – ins Bett gegangen, war es das erste mal in unserer Beziehung, dass wir zusammen schliefen ohne miteinander zu schlafen. Mitten in der Nacht wurde ich wach. Ich schaute neben mich, doch Timi's Platz war leer. Kein Zettel, keine Nachricht, gar nichts. Plötzlich bekam ich Angst: hatte sich unsere Diskussion ohne mein Wissen weiter enfaltet? War er gegangen? Ich stieg aus dem Bett und öffnete die Schlafzimmertür. Als ich im Haus umher schaute, war alles dunkel. Ich ging auf den Balkon und sah, dass etwas Licht im Erdgeschoss brannte. Ich stieg die Treppen herunter und fand Tim in der Garage. Er saß mit dem Rücken zu mir und malte einer seiner Leinwände. Ich beobachtete ihn noch ein bisschen, bis ich ihm die Hand auf die Schulter legte. Er zuckte leicht zusammen und drehte sich um. Seine Pupillen waren geweitet.

„Entschuldigung", meinte ich.

„Schon ok."

„Warum bist du gegangen?"

„Hab etwas Ruhe gebraucht."

„Hast du LSD genommen?" Er schaute mich an, doch sagte nichts. Er malte immer auf LSD.

„Das sieht schön aus", versuchte ich, ein paar Worte aus ihm rauszulocken.

„Danke." Er drehte sich wieder zur Leinwand. Ich beugte mich zu Tim und begann seinen Nacken zu küssen. Er war gerade dabei, weiterzumalen, doch er hielt inne. Je mehr ich mich an seinem Nacken weiterarbeitete, desto mehr Geräusche konnte ich ihm entlocken. Irgendwann ließ er den Pinsel fallen und drehte sich zu mir um, packte meinen Kopf und küsste mich. Ich setzte mich auf seinen Schoß.

POV Tim

„Versuchst du mich jetzt wieder rumzukriegen?" fragte ich.

Lukas grinste nur und ging von mir runter, bevor er sich vor mich hinkniete und die Knöpfe meiner Boxershorts aufmachte. Das LSD wirkte immernoch, weshalb es mir so vorkam, als würde jede Berührung von Lukas eine doppelt so starke Wirkung auf mich haben. Als er dann seinen Kopf auf und ab bewegte, dachte ich, ich würde explodieren – es war richtig geil, genau was ich brauchte. Als ich kam, legte sich Lukas zurück auf den Boden. Ich legte mich neben ihn, der sich dann aufsetzte und mich auf den Rücken drückte, bevor er auf mich kletterte und in mich eindrang. Überall waren Farbkleckse – die verschiedenen Farben zierten auch unsere Körper. Es war perfekt.

Titel: High – Tove Lo


Lass liegen bleibenWhere stories live. Discover now