》6.《

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Ich stieg vorsichtig von seinem Motorrad ab und überreichte ihm seinen Helm. "Danke, dass du mich hergebracht hast." Bedankte ich mich schüchtern und sah auf den Boden. Er antwortete zunächst nicht, also schaute ich wieder hoch.
Er sah mich bereits mit diesem Blick an, den ich nicht beschreiben konnte. "Gib mir dein Handy." Ich blickte ihn verwirrt an.
"Los, gib schon." Ich nahm mein Handy aus meiner Tasche und überreichte es ihm. Er tippte etwas ein und gab es mir dann zurück. "Ich habe meine Nummer eingespeichert. Ruf mich an, wenn etwas ist."
Bevor ich etwas sagen konnte fuhr er weg.


Ah wie ich Sonntage liebe. Einfach nur im Bett liegen, essen und Filme schauen.
Ich las ein Buch als mein Magen anfing zu knurren. Langsam schleppte ich mich runter in die Küche.
"Dad?" Wow er war mal wieder daheim. Ein seltener Anblick.
"Hey kleine." Er sah kurz von seiner Zeitung auf und lächelte mich an.
"Ich habe Croissants und Aprikosenmarmelade mitgebracht."
Ich nickte nur und setzte mich ihm gegenüber auf einen Stuhl an unserem kleinen Esstisch für drei Personen.
Der Dritte Platz wurde seit langem nicht mehr benutzt. Ich hätte den Stuhl schon lange dort weggetan aber mein Vater hatte immer noch die Hoffnung das sie irgendwann wieder zurückkommen würde.
Wir aßen leise unsere Croissants.
"Und wie läuft die Schule?" Fragte er mich, ohne von seiner Zeitung auf zu sehen. Das eigentliche Desinteresse war klar in seinem Ton zu hören.
"Gut." Gab ich kurz und knapp von mir. Er nickte und schlürfte an seinem schwarzen Kaffee. Früher als sie noch da war, hatte er seinen Kaffee immer mit Milch und Zucker getrunken, weil sie es ihm immer vorbereitet hatte.
Aber seitdem sie nicht mehr da ist, hatte sich so einiges geändert.
Die Kommunikation zwischen uns wurde auf ein minimales beschränkt. Er war fast nie Zuhause, er stürzte sich sozusagen auf die Arbeit. Was mit mir passierte, interessierte ihn nach einer Zeit gar nicht mehr. Er hinterließ mir Geld für den Einkauf und für andere Bedürfnisse und verschwand dann wieder für einen Monat.
Seufzend ging ich wieder hoch in mein Zimmer und legte mich in mein Bett.

Ich wurde von leisen 'thud, thud' Geräuschen geweckt. Verwirrt sah ich mich in meinem Zimmer um, als ein Kieselstein auf mein Fenster geworfen wurde.
Ich sah aus dem Fenster. Keith.
Er sah wütend aus. Ich sah schnell auf mein Handy. 15.23 Uhr.
Fuck! Ich hatte total vergessen, dass wir unser Projekt heute weitermachen würden. Ich schrieb Keith eine Nachricht das ich gleich unten sein würde.
Ich eilte schnell ins Badezimmer und duschte mich für fünf Minuten, wenn es hochkommt. Schnell wickelte ich ein Handtuch um mich und rannte zurück in mein Zimmer. Plötzlich knallte ich gegen eine harte Brust und fiel auf den Boden. Meine Augen weiteten sich als ich Keith vor mir stehen sah. Seine Augen weiteten sich ebenfalls, er schlug dann aber schnell seine Hände vor seine Augen und drehte sich um. Ich starrte auf seinen Hinterkopf. Seine Ohren wurden langsam rot.
Ich lief vorsichtig an ihm vorbei und achtete darauf ihn nicht zu berühren. Ich sah nochmal kurz in sein Gesicht. Er hatte immer noch die Augen verschlossen mit geröteten Wangen. Meine Mundwinkel zuckten nach oben.
Unser Badboy wurde rot.
Ich nahm schnell irgendwas aus meinem Kleiderschrank und ging zurück ins Badezimmer.
Komplett angezogen und mit etwas feuchten Haaren sah ich Keith wie er durch meine Sachen ging. Er hielt gerade ein Bild hoch was ich gezeichnet hatte.
"Ich wusste nicht, dass du so gut zeichnen kannst." Sagte er als er sich zu mir drehte. Nun war es an der Zeit, dass ich errötete. "Uhm..." Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und wartete vermutlich darauf, dass ich etwas sagte. "Wie bist du hier reingekommen?" Platzte es auf einmal aus mir heraus.
Scheiße war das jetzt unhöflich?! Oh Gott es war unhöflich oder?
Ich versuchte die Sache nochmal zu retten bevor er beschloss mich aus dem Fenster zu werfen.
"Ich ehm ich wollte nicht unhöflich klingen oder so haha... Es hat mich nur interessiert... natürlich kannst du immer vorbeikommen, wenn du das möchtest... was meins ist, ist auch deins." Ich zwang ein Lächeln in mein Gesicht.
Als er nichts sagte sah ich mich peinlich berührt in meinem Zimmer um und vermied jeglichen Augenkontakt. Ich spürte dennoch seinen Blick auf mir. "Dein Vater hat mich rein gelassen." Ich schaute Keith wieder an, der mich grinsend musterte. "Oh okey."
Er setzte sich auf meinen Schreibtisch-Stuhl und holte die Unterlagen heraus, die wir letztes Mal angefertigt hatten. Ich setzte mich auf mein Bett und startete meinen Laptop.
Keith nahm dann die Unterlagen doch mit auf das Bett und setzte sich neben mich. Unsere Beine berührten sich und seine Wärme die er abgab verteilte sich in meinem ganzen Körper.
Ich ignorierte das komische Gefühl in meinem Bauch und wir fingen an alles im Power Point Programm auszuarbeiten.

Die Zeit verging wie im Flug und wir waren endlich fertig.
Mein Vater kam in mein Zimmer und verabschiedete sich. "Tschüss kleines "
"Und es war schön den Freund meiner Tochter endlich mal zu treffen." Sagte er nun an Keith gewandt. Die Hitze stieg mir wieder in die Wangen. "Wir sind nicht zusammen..." murmelte ich kaum hörbar.
Mein Vater ignorierte die Aussage mit einem leichten lächeln und ging wieder aus dem Zimmer. Ich schaute zu Keith, der nichts gesagt hatte. Er sah schmunzelnd auf meine Bettdecke und kratzte sich leicht seinen Nacken. "Ich sollte jetzt gehen."
Ich nickte und begleitete ihn vor die Tür. "Bis morgen." Sagte ich ihm noch leise hinter her als er bereits wegfuhr. Ich ging wieder hoch in mein Zimmer und kopierte die Power Point Präsentation auf ein USB Stick.

The Badboys Weakness |✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt