》4. OneMillion & Zigarettenrauch《

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Keith und ich saßen schon eine ganze Weile an unserem Referat und wir hatten bereits jede Menge Informationen gesammelt, die wir nur noch zusammenfassen mussten.
Die ganze Zeit über redeten wir kein Wort. Nur das nötigste wenn es um das Referat ging.
Die Spannung zwischen uns war deutlich zu spüren. Normalerweise bin ich ein offener Mensch aber Keiths Anwesenheit machte mich so nervös, dass ich entweder kein Wort von mir gab oder wie ein Wasserfall über irgendwas Belangloses redete.
"Keith kannst du bitte Bec - " Keiths Mutter, wie ich annahm, kam ins Zimmer und als sie mich sah hörte sie mitten im Satz auf zu reden. Ich lächelte ihr kurz zu als sie mich verwundert anschaute.
"Oh ich wusste gar nicht, dass du jemanden mitgebracht hast." Wendete sie sich an Keith. Dann kam sie zu mir und streckte mir ihre Hand entgegen, ich schüttelte sie und wir stellten uns vor.
"Ich bin Sarah, Keiths Tante."
Ups doch nicht die Mutter.
"Oh hallo, schön Sie kennen zu lernen. Ich bin Brooke."
"Du kannst mich duzen, wenn du magst." Sagte sie freundlich.
"Okey." Lächelnd drehte ich mich zu Keith, der mich die ganze Zeit schon anschaute.
"Was wolltest du Sarah?" Fragte Keith in einem ungewohnt freundlichen Ton. Ja gut, was heißt freundlich, er hörte sich nicht so kalt an wie sonst.
"Ich wollte fragen ob du Becky abholen kannst?"
"Ja gleich, ich fahr Brooke nur kurz nach Hause."
"Okey danke. Und ich hoffe du kommst ein zweites Mal zu uns." sagte Sarah lächelnd.
Da ich nicht wusste wie ich darauf antworten sollte, nickte ich nur und lächelte sie an. Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte, fuhr mich Keith nach Hause.
"Treffen wir uns morgen nochmal, um das Referat fertig zu machen?"
"Morgen habe ich keine Zeit." Sagte er kühl wie immer.
"Oh okey... und Sonntag?"
"Passt. Ich hol dich dann so gegen drei Uhr ab."
"Okey." Ich lächelte ihn kurz an und ging dann rein.


Rückblickend auf den Tag war er nicht so schlimm wie ich gedacht hätte. Zwar waren wir keine Freunde geworden aber immer hin lebte ich noch.
Mir fiel auf, dass ich nicht wirklich viel über ihn wusste. Nur das er gelegentlich bei Streetfights mitmachte und dabei noch nie verloren hatte oder das er schon im Jugendknast war.
...Das habe ich zumindest mal gehört.
Ich weiß nur sicher, dass er eine Tante Sarah hat.
Ob er wohl bei ihr wohnt? Und wo sind dann seine Eltern?
Oder war sie nur zu Besuch da? Und wer ist eigentlich Becky? Ich wollte ihn so viel fragen aber ich hatte Angst, dass er mir sonst die Zunge rausschneiden würde.
Falls ihr das noch nicht bemerkt haben solltet, ich habe wirklich Angst vor ihm.
Nicht nur ich, sondern die ganze Schule. Nun ja, bis auf Casper natürlich.
Meine Gedankengänge wurden von meinem klingenden Handy unterbrochen.
"Wassssuupppp?"
"Hey Ave." Sagte ich mit einem Schmunzeln. Avarys Lieblingsfilm ist Scary Movie, falls es euch interessiert.
"Hey, wollte nur schauen ob du lebst. Adam und Carlos haben sich Sorgen gemacht."
"Wie du hörst, lebe ich noch." Sagte ich lachend.
"Und wie war's? Habt ihr euch geküsst?" Fragte sie aufgeregt.
"Was zum?! Nein haben wir nicht. Wir haben nicht mal richtig miteinander gesprochen."
"Oh..." Antwortete sie nun traurig.
Dieses Mädchen ist wirklich unglaublich...
"Und... ich wollte fragen ob du am Samstag auf die Hausparty von Dan mitkommst?" Fragte sie plötzlich hoffnungsvoll, als ob sie die Antwort noch nicht kennen würde.
Ich hasse Hauspartys. Da wird nur getrunken, gekotzt, gekifft und mehr als nur rumgemacht.
"Nope. "
"Komm schon Brooke. Bitte."
"Nope."
"Gut, wenn du am Samstag nicht freiwillig mitkommst dann bringe ich Adam und Carlos dazu dich dorthin zu tragen."
"Ja, ja, mach das." Ohne uns zu verabschieden legten wir auf.
Ich werde niemals auf diese Party gehen. Niemals.


Oh Gott, wie ich Schulsport hasse.
Vor allem wenn wir Sport mit den Jungs haben.
Wir mussten Volleyball spielen, was eigentlich nicht so schlimm wäre, wenn die Typen den Ball nicht durch den Raum schmettern würden.
In dem Moment als ich gerade zur Seite schaute, weil ich die Blicke von jemandem auf mir spürte, bekam ich mit voller Wucht einen Volleyball auf den Kopf. Die in meinem Team hatten sogar noch 'Pass auf' geschrien aber es war zu spät. Ich verlor mein Gleichgewicht und knallte auf den Boden. Ich hörte die Schritte von den Leuten die zu mir rannten nur geschwächt.
"Alles okey bei dir?!" Fragte Carlos aufgelöst.
"Es geht schon." Ich versuchte langsam aufzustehen während lauter kleine schwarze Punkte vor meinen Augen rum schwirrten. Kaum stand ich auf zwei Beinen, wurde mir schwindelig und ich wäre beinahe wieder umgekippt, doch Carlos stützte mich schnell und nahm mich dann via Brautstyle hoch.
Frau Jackson ordnete Carlos an mich ins Krankenzimmer zu legen.
Als Carlos die ersten Schritte zum Ausgang machte, stellte sich jemand vor uns. Ich wollte hochsehen aber mein Kopf fühlte sich zu schwer an.
"Gib sie mir. Ich werde sie tragen."
Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor...
Nur einer hatte so eine kalte, unantastbare Stimme und dieser jemand war Keith.
"O-key. " ich spürte Carlos zittern und er überreichte mich vorsichtig an Keith. Ich hätte ja was gesagt aber ich hatte keine Kraft dazu. Und ich gebe es zu, ich hatte auch etwas Angst Keith zu widersprechen.
Ich lehnte meinen Kopf an Keiths Schulter als er mich trug. Sein Duft umhüllte mich und ich wollte nichts lieber als schlafen.
Ich schloss für kurze Zeit meine Augen und schon war ich weg.


Bevor meine Augen aufflatterten, nahm ich noch einmal den Duft von One Million und etwas Zigarettenrauch wahr.
"Du bist wach." Kam es besorgt von der Seite. Keith lehnte sich über mich und plötzlich fühlte sich mein Mund wie die Sahara selbst an.
Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich in Keiths Augen nicht nur leere, sondern Besorgnis und Erleichterung. Er strich eine Haarsträhne von meinem Gesicht.
"Du warst für eine Stunde total ausgeknockt. Ich dachte schon ich müsste dich Mund zu Mund beatmen." Während er das sagte formte sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen.
Das genügte vollkommen um mein inneres in Brei zu verwandeln.
Ich konnte nichts machen außer ihn anzuschauen. Es war wie als wäre ein Wunder geschehen. Keith Becker hatte gelächelt, auch wenn es nur für eine ganz kurze Zeit war. "Du solltest öfter lächeln. Es steht dir." Sagte ich wie in Trance. Als mir klar wurde, was ich gerade gesagt hatte, schlug ich mir meine Hand auf den Mund und die Hitze stieg mir unwillkürlich in die Wangen. Was mich aber noch mehr umhaute als das kleine Lächeln von ihm und naja... der Volleyball vorhin... war sein Lachen.
Sein melodisches Lachen.
Es bereitete mir eine Gänsehaut und ich konnte nicht anders als seine Schönheit in diesem Moment zu bewundern.

The Badboys Weakness |✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt