POV Timi

Scheisse. Fast hätte Lukas was von meinem Plan mitbekommen - und dann musste ich auch noch so reagieren. Er dachte bestimmt, es sei was Schlechtes, dass ich mit ihm Schluss machen würde oder so. Aber so war das alles überhaupt nicht. Ich machte gerade Spiegeleier, als Lukas' Stimme hinter mir ertönte.

„Mann, Tim, jetzt sei nicht so! Sag mir, was los ist." Was los ist? Ich wollte eigentlich den nächsten Schritt machen, aber irgendwie...

„Ich will nicht, dass...also, ich will schon, dass du hierher kommst, aber du musst es mir halt sagen."

„Damit du dich vorbereiten kannst, oder was?"

„Hä? Ja, keine Ahnung. Ich will halt, dass du mir Bescheid gibst." Es herrschte ein paar Minuten lang Stille.

„Willst du mit mir zusammen ziehen?" Ich ließ die Spatel fallen, die mit lautem Krachen auf den Boden knallte. Das wollte ich ihn doch fragen! Aber eigentlich erst später und in anderen Umständen; ich hatte eigentlich was vorbereitet. Lukas schaute mich erstaunt an.

„Was ist denn los mit dir? Du bist so zittrig." Er kam zu mir rüber und nahm mein Gesicht in seine Hände. Das beruhigte mich immer. Er dachte wahrscheinlich, ich wäre auf irgendwelchen Pillen, jedoch war ich einfach nur nervös.

„Tut mir leid, Schatz, ich bin nur....ich weiß nicht." Er schaute mich geduldig an. Achja, seine Frage! Ich lächelte ihn an und küsste ihn.

„Ja, ich will..." Lukas schaute mich verwirrt an. „...mit dir zusammen ziehen!" ergänzte ich. Auf seinem Gesicht breitete sich ein großes Grinsen aus. Ich hatte nicht wirklich über meine Antwort nachgedacht, denn plötzlich kamen ganz viele Fragen über mich. Wo würden wir leben? Würde es funktionieren? Was ist mit der Arbeit? Was, wenn wir uns trennen?

„Das freut mich." Er küsste mich innig und lange. Ich fühlte, wie sich die Theke in meinen Rücken bohrte, da Lukas mich mittlerweile dagegen drückte. Wie lange hatte ich wieder warten müssen? Wir hatten uns schon so lange nicht mehr gesehen. Es wurde ziemlich heiss, bis wir Rauch riechen konnten.

„FUCK!", rief ich, als ich die verbrannten Eier sah. Lukas drehte den Herd aus und warf die Pfanne ins Waschbecken.

„Na toll", meinte ich enttäuscht.

„Ist doch egal, hast du noch mehr im Haus?" Immer das Positive sehen, ja, so war Lukas. Bevor ich antworten konnte, öffnete er den Kühlschrank und schaute hinein. Sein Kopf drehte sich zu mir, unbeeindruckt. Mein Kühlschrank sah wirklich sehr traurig aus.

„Tim, das ist echt...du musst was essen." Er schaute mich bedauernd an.

„Ja ja! Ich hatte ja gestern noch was da, konnte ja nicht wissen, dass ich Besuch bekomme", antwortete ich etwas patzig. Er widmete sich dem Kühlschrank, dem er mehrere Zutaten entnahm und sie auf die Theke stellte. Etwas Hähnchen, gefrorene Erbsen, eine Paprika.

„Was hälst du von gebratenem Reis mit Huhn? Hmm, Tim, was meinst du?" Ich nickte und streichelte Heisenberg, während Lukas sich ans Kochen machte. Um ehrlich zu sein, ließ ich ihn immer kochen - ich war nicht besonders gut darin (hauptsächlich, weil es mich einfach nicht interessierte), während er eine richtige Leidenschaft fürs Kochen entwickelt hatte. Außerdem schmeckte mir sein gekochtes Essen immer. Ich deckte den Tisch und öffnete eine Flasche Rotwein.

„Wir sollten vielleicht mal über das ganze Zusammenziehen reden", meinte Lukas während dem Essen. Ich schluckte. Ich hatte keine Ahnung, wie wir das machen sollten, ich liebte Bielefeld, er Berlin.

„Lukas, ich weiß nicht genau wie wir das machen sollen. Ich hab nicht genug Zeit gehabt, um darüber nachzudenken. Berlin ist einfach nicht die Stadt für mich. Also, ich will das wirklich! Ich will unbedingt mit dir zusammen leben aber..."

„Du hast doch noch nie in Berlin gelebt! Es würde das Ganze viel einfacher für Basti und vor allem für mich machen. Wir müssen ja nicht in der Stadt leben - es gibt ja auch grüne Gegenden in Berlin." Ich verzog das Gesicht und erntete mir einen missbilligenden Blick.

„Willst du es nicht wenigstens probieren?", fragte Lukas? Es schien, als wäre er der Ältere von uns Zweien - so wie er momentan mit mir sprach, kam ich mich vor wie ein Teenager, der nicht mit den Eltern zum Ferienhaus fahren wollte oder so. Ich starrte meinen Teller an, auf dem noch die Hälfte des Essens lag. Auch wenn ich generell keinen großen Appetit hatte, wurde der mir nun endgültig verdorben. Warum wollte ich eigentlich nicht weg von hier? In Deutschland sehen die ländlichen Gegenden eh alle gleich aus. Wen hatte ich eigentlich hier in Bielefeld? Skinny Shef, meine Eltern, meine Brüder. Was würde mich in Berlin erwarten? Wer weiß. Lukas legte seine Hand auf meine. Ich musste wohl länger nachgedacht haben.

„Ich muss mal sehen, wie das aussehen wird. Mit meiner Musik und so weiter." Lukas schaute mich erst erstaunt und dann enttäuscht an. Klar, meine Musik war ja zum Teil auch gleichzeitig seine Musik. Schlechte Ausrede, Herr Weitkamp. Er stand beleidigt auf und nahm unsere Teller.

„Bist du fertig?", fragte er bissig und ging in die Küche, ohne meine Antwort abzuwarten. Ich hörte, wie er den Teller mit einem lauten Knall auf der Theke absetzte. Musste er denn immer so eine Dramaqueen sein? Ich seufzte und blieb noch etwas sitzen. Dann nahm ich die Gläser und ging auch in die Küche. Lukas stand vor der Spüle, beide Arme auf der Theke gestützt und den Kopf hängend. So wollte ich ihn nicht sehen. Ich wollte ihm nicht wehtun.

„Lukas." Keine Antwort.

„Lukas! Jetzt sei doch nicht so! Ich will nicht nach Berlin ziehen, weil ich nicht mit dir zusammen sein will, sondern weil Bielefeld meine Heimatstadt ist. Berlin ist mir zu groß, zu hässlich. Ich habe hier alles, was ich brauche."

„Außer mir."

„Außer dir" kam es bedrückt zurück. Lukas drehte sich zu mir um. Ich war überrascht - er hatte tatsächlich rote Augen.

„Weinst...weinst du etwa? Wegen der Diskussion eben?" Vielleicht war das das Falsche, da er sich wieder umdrehte.

„Nein!" antwortete er patzig.

„Ich meinte das nicht so! Lukas, bitte wein doch nicht!" Ich kam mir ziemlich hilflos vor. Wenn ich nüchtern bin fällt es mir schwer, emotional verbunden zu sein, oder zumindest Mitgefühl zu zeigen. Ich stand im Türrahmen und beobachtete Lukas. Er schnitt mit dem Brotmesser ins Schneidebrett. Ganz kleine Linien, ganz vorsichtig. Ich ging zu ihm hin und legte meine Hand auf seine, die das Messer umklammerte. Ich hob seine Finger vom Messerstiel und umarmte ihn. Ich genoss die Wärme die von ihm ausging und küsste seinen Nacken. Meine Hände wanderten unter sein Hemd und nach vorne, an seinem Oberkörper und am Bauch entlang. Auch wenn die Situation vielleicht nicht ideal war, wollte ich ihn von der ganzen Diskussion ablenken. Außerdem wollte ich das von vorhin weiterführen. Relativ schnell kam also das Hemd weg, den Gürtel öffnete ich von hinten. Ich hatte keine Ahnung, wie er auf meinen Plan reagieren würde, ich machte einfach weiter. Ich zog ihm die Hose aus und küsste mich an seinem Rücken nach unten, während ich seinen Schwanz massierte. Lukas' Hände verkrampften sich an der Theke.

„Nein, Tim, jetzt nicht!" kam es plötzlich von Lukas. Er zog sich die Hose wieder an, warf mir einen genervten Blick zu und verließ die Küche.

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Sorry für diesen Modkiller aber man kann ja nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen haben :-/ Hoffe, euch gefällt's und ihr seid bereit für ein paar weitere, Emotion-geladene Kapitel :)

Titel: Wer weiß - Alligatoah



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