Kapitel 43

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Als sie am Hauptquartier ankamen waren sie schockiert. Es liefen viel weniger Menschen mit den typischen weiß, roten Rüstungen herum, als normal. Wenn welche an ihnen vorbei liefen, wurden sie kaum beachtet und wenn dann erhielten sie zur Begrüßung nur ein erzwungenes Lächeln. Alle sahen aus, als würden sie trauern. "Katsuo, was ist hier passiert?", flüsterte Amaya besorgt und suchte nach seiner Hand. "Ich weiß es nicht. Aber es muss etwas schreckliches gewesen sein.", bekräftigte Katsuo Amayas Gedanken. "Es sind viele Menschen umgekommen, so sieht es aus.", vermutete sie. "So ist es bestimmt auch. Wir müssen so schnell es geht Heathcliff finden. Er muss uns das erklären!", sagte Katsuo entschlossen und schritt mit erhobenen Kopf voran. Es dauerte nicht lang, bis sie sich vor der Eingangstür des Hauptquartieres befanden.
Normalerweise wären sie sofort von mindestens zwei Wachen aufgehalten worden, doch das Hauptquartier schien wie leer gefegt. Man hörte nur ein leises Rascheln aus Heathcliffs Raum. Katsuo klopfte leise an, bevor er seine Hand auf die Türklinke legte und wartete. Amaya stand angespannt hinter ihm. Als nach einer halben Minute immer noch nichts geschah und sie keinen Befehl bekommen hatten herein zu kommen, nahm Katsuo die Hand von der Türklinke und legte sie auf Amayas Hand. Diese beruhigte sich schlagartig und schritt neben ihren Freund. Plötzlich hörten sie ein lautes Rappeln und die Tür wurde laut aufgestoßen. Zu ihrem Glück stand direkt vor ihnen Heathcliff. "Na endlich seid ihr hier aufgetaucht! Ich habe überall nach euch suchen lassen. Unsere Gilde kann nicht auch noch so gute Elite Kämpfer, wie euch verlieren!", begrüßte er die beiden. Amaya trat erschrocken einen Schritt in den Raum herein und übernahm direkt das Wort: "Heathcliff, erklären Sie uns sofort was die letzten zwei Wochen hier geschehen ist!" Heathcliff erklärte ihnen alles so gut es ging im Detail.
"Die kompletten Aufklärungstruppen sind tot?", fragte Katsuo schockiert. "Als Vorbereitung auf den Bosskampf entsandten wir eine größere Gruppe von 20 Leuten aus fünf verschiedenen Gilden. Doch als die ersten zehn Männer die Mitte des Raumes erreicht hatten, ist der Boss aufgetaucht und der Eingang wurde schlagartig geschlossen. Keiner konnte sie mehr öffnen und die Teleportkristalle waren zwecklos.", erklärte er weiter. "Es ist genauso wie damals mit meiner Schwester passiert. Der Raum hat sich sofort verschlossen und es gab keinen Rückweg mehr.", stellte auch Katsuo fest. "Es war noch nicht alles. Als sich die Tür nach einigen Minuten wieder geöffnet hatte, befand sich nichts mehr darin. Weder Spieler, noch kleinere Vorbosse, noch der Boss selbst." "Das ist verrückt. Das kann überhaupt nicht sein. Der Boss kann nicht einfach despawnen, ohne besiegt worden zu sein!", wunderte Katsuo sich. "Wir können jetzt jedoch nicht einfach aufgeben. Wir müssen dieses Spiel beenden. Wir müssen so viele Menschen wie möglich zusammenrufen und eine gemeinsame Front bilden. Keiner darf zurückweichen.", stellte Heathcliff die Anforderung. "Ich werde euch bei diesem Schlachtzug auf jeden Fall behilflich sein, doch ist Amayas Sicherheit meine aller größte Priorität! Sollte es letztendlich hart auf hart kommen, werde ich sie anstelle der Gruppe beschützen. Koste es was es wolle!", stellte Katsuo fest. "Eine Person ist stärker, wenn sie etwas zu beschützen pflegt. Es wird ein guter Kampf von dir erwartet Katsuo!", beendete Heathcliff das Gespräch und die beiden durften den Raum endgültig verlassen.
Katsuo und Amaya begaben sich zu ihrem ehemaligen Zimmer und warteten auf den Befehl Heathcliffs wieder zurück zum Platz zu kommen, um in den Kampf zu ziehen. Bis dahin mussten sie jedoch noch drei Stunden warten. Katsuo hatte sich an eines der Fensterbrette gelehnt, während Amaya ungeduldig auf einem der Tische saß. "Amaya, sei mir bitte nicht böse, wenn ich das jetzt sage, aber..", versuchte Katsuo einen Satz zu beginnen, doch wurde direkt unterbrochen. "Katsuo, ich kann dir niemals böse sein. Aber was hast du?" "Ich möchte nicht, dass du zu diesem Kampf mitkommst. Hier in der Stadt ist deine Sicherheit gewährt. Hier kann und wird dir nichts schlimmes zustoßen können, während du dort so schnell sterben kannst..", begann Katsuo noch einmal. "Warum sagst du so etwas?" "Unsere Teleportkristalle werden dort nicht funktionieren. Der Boss ist stark. Ich habe Angst. Wenn dir irgendetwas zustoßen sollte...", erklärte er weiter, doch Amaya wurde wütend. "Du willst mir also sagen, dass du dich selbst in Gefahr bringst, während ich hier einfach herumsitze und darauf hoffe, dass du nicht elendig stirbst?" Katsuo senkte seinen Kopf und kniff die Augen zusammen. Er wusste, dass sie mitkommen wollen würde, ohne Widerrede. Er hielt sich an dem Fensterbrett fest, ohne die Augen auf Amaya zu richten. Amaya kam entschlossen auf ihn zugelaufen, er jedoch hielt den Blick gesenkt. "Wenn du jetzt gehst und nicht mehr wiederkommen solltest, werde ich mich selbst umbringen!", schrie sie. Katsuo hob erschrocken den Blick und hatte direkt Amayas Leiche vor Augen. Wie sie langsam ihre HP verlor und sich auflöste. "Ich würde mir selbst die Schuld an deinem Tod geben. Ich würde an den Schuldgefühlen sterben!", sagte sie weiter. "Es tut mir leid! Ich habe nur so unglaubliche Angst! Angst, dich zu verlieren! Ich würde lieber mit dir fliehen!", sagte er und war den Tränen nahe. Er nahm ihre Hände in seine und blickte ihr traurig in die Augen. Er bot ihr sogar an für immer in dieser virtuellen Welt zu leben, in ihrem Haus im Wald, doch das stritt sie ab. Das wollte sie nicht. Sie dachte an die Körper die wohl alle in Krankenhäuser gebracht worden waren und nur noch mit dem nötigsten versorgt wurden. "Mit anderen Worten, wenn wir nicht weitermachen, würden wir so oder so bald sterben?", fragte Katsuo und Amaya nickte bestätigend. Sie fing daraufhin an zu weinen und legte ihren Kopf an seine Brust. "Ich will aber für immer bei dir bleiben! Ich will dich in der realen Welt sehen! Dich in der realen Welt in den Arm nehmen und dir 'Ich liebe dich' zuflüstern. Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen!", sagte sie weinend. "Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig als zu kämpfen.", entschied Katsuo und legte auch seinen Kopf auf ihre Schulter.

Ein etwas anderes Sword Art Online (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt