Ein etwas anderes Sword Art Online (Teil 1)

Kapitel 15

Es war am nächsten Morgen, als Katsuo wieder einmal schweißgebadet aufwachte. Er hatte seit dem Tod seiner Schwester immer wieder Alpträume, die ihn verfolgten und ihn nicht mehr in Ruhe ließen. Immer öfter brach er am Tag zusammen und weinte für einige Stunden, da er sie immer vor sich sah, mit ihrem kleinen Lächeln. Takuya erschien auch immer an ihrer Seiten vor seinem inneren Auge. Es machte ihn immer wieder fertig, denn sie konnte nicht einmal ihre letzten Worte hören. Er war gerade dabei seine restlichen Sachen aus seinem Zimmer zu räumen und sich dann auf den Weg zur nächsten Stadt zu machen, als plötzlich sein Menü aufblinkte und anzeigte, er habe eine Nachricht bekommen. Auf dem Bildschirm erschien Sakuras Name. "Sakura?!", rief Katsuo etwas zu laut durch die Wohnung, denn die Tauben an seinem offenstehenden Fenster schreckten auf und flogen weg. Er rieb sich die Augen und zwickte sich selbst in den Oberarm, um wirklich sicher zu gehen, dass er nicht träumte. Die Nachricht, die er empfangen hatte, blinkte jedoch immer noch auf. Schüchtern berührte er die Schaltfläche und ein kleines quadratisches Etwas erschien in seinen Händen. An der Seite blinkte ein rotes Lämpchen auf. Er berührte es an genau dieser Stelle und das Etwas flog ein Stückchen nach oben. Das Lämpchen leuchtete nun auch nicht mehr rot, sondern neongelb. Ein kleines Stimmchen kam heraus und Katsuo erkannte sofort, dass es Sakuras war.

"Hallo Brüderchen. Wenn du das hier hörst bin ich wahrscheinlich schon lange tot. Ich denke auch Takuya wird nicht mehr unter den Lebenden sein. Wir haben gerade einen wunderschönen Sommermorgen und in den Stunden, an denen ich dies hier gerade aufnehme, wirst du wahrscheinlich gerade in der Küche sein und dich mit Hachiro unterhalten."

Sie legte eine kurze Redepause ein. Katsuo war total schockiert ihre Stimme noch einmal zu hören, dass er stocksteif stehen blieb und mit erstaunten Blick das quadratische Etwas betrachtete.

"Takuya ist auch gerade bei mir, wir nehmen dies hier also auch gerade gemeinsam auf, denn ich habe heute bei ihm übernachtete. Du kannst dir bestimmt denken warum."

Jetzt wusste er auch an welchem Tag die beiden dies aufgenommen hatten. Katsuo musste sich gerade die beiden auf dem Bett vorstellen, wie sie dieses Etwas in der Hand hielten Und darauf los redeten. Das müsste unmittelbar nachdem aufgenommen worden sein, als er bei ihnen war und nach ihnen gesehen hat.

"Hallo Katsuo. Ich bin's Takuya. Du warst gerade in unserem Zimmer und hast nach uns geschaut. Ich will nicht wissen, was du dir gedacht hast, auf jeden Fall wollte ich mich noch einmal bei dir bedanken. Durch dich habe ich so viel lernen können, doch eines frage ich mich immer noch. Warum hast du uns dein wahres Level verheimlicht? Ich habe es gerade sehen können, als du dein Menü geöffnet hattest. Du bist so viel stärker, als wir und hast es uns trotzdem verheimlicht. Durch dich hätten wir noch viel mehr lernen können."

Jetzt hatte Katsuo wieder ein schlechtes Gewissen. Er hatte es allen verheimlichen können, nur dem kleinen Takuya nicht. Er war total kaputt und setzte sich an den Schreibtisch der in seinem Zimmer stand.

"Du wirst dir jetzt bestimmt die Schuld an unseren Toden geben"

Sakuras Stimme ertönte wieder. Bei diesem Satz konnte er nicht mehr anders. Er krallte sich an dem Tisch fest um die Tränen zu verhindern, doch es kullerten eine nach der anderen auf den Tisch und blieben dort, wie auf einer Lotusblüte, liegen.

"Aber eines kannst du dir sicher sein. Wir sind nicht traurig darüber. Nein, ich bin sogar sehr glücklich. Ich wusste, wir wussten, dass wir in dieser Welt sterben würden, doch du hast uns Kraft gegeben. Nur durch dich konnten wir so lang überleben. Ich bin so froh, dich noch einmal treffen zu dürfen. Ich bin so glücklich, dass ich dich neu kennenlernen durfte und ich meinen Bruder wieder zurück hatte. Doch du kannst nicht alle vor ihrem Schicksal retten. Für alle kommt der Tod irgendwann. Für manche früher, für manche später. Aber ein muss noch gesagt sein, du bist stark. Du wirst es aus diesem Spiel heraus schaffen, egal auf welche Weise. Schenke den Leuten, die diese Stärke nicht haben ein Lächeln, sei für sie da und geben ihnen wieder die Willenskraft, weiter zu leben und weiter zu kämpfen, so wie du es auch bei Takuya und mir geschafft hast."

Jetzt brach Katsuo komplett zusammen. Er hatte keine Lust mehr seine Tränen zurück zu halten und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Er stütze seinen Kopf auf seine Hände und in Windeseile entstand eine kleine Pfütze auf der Tischplatte.

"Wir haben nicht mehr viel Zeit, also haben wir uns gedacht, sprechen wir noch über etwas fröhliches. Sakura hat mir erzählt, dass du in ein paar Tagen Geburtstag hast, also haben wir uns gedacht, dass wir noch etwas für dich singen. Bitte, lach' nicht zu stark, wir wissen, dass unsere Singkünste nicht gerade die besten sind."

Katsuo beruhigte sich ein wenig, als die beiden sein Geburtstagslied sangen. Es war das einfache "Happy Birthday", doch die beiden hatten noch einige Strophen dazu gedichtet. Katsuo musste sogar wieder ein wenig lächeln, als die beiden am Ende des Liedes angekommen waren und verstummten. Eine kurze Redepause lag dazwischen, als beide gleichzeitig ihre letzten Worte sagten:

"Vielen Dank, für alles Katsuo. Sayonara!"

Damit fiel das quadratische Etwas auf den Tisch und das Lämpchen erlosch komplett. Die letzten Worte der beiden hallten immer wieder durch Katsuos Kopf, bis er diesen Satz mit den Mundbewegungen unmittelbar vor ihren Toden in Verbindung brachte. "Das waren sie also, ihre letzten Worte zu mir. Ich verspreche euch, Sakura und Takuya, ich werde es aus diesem Spiel schaffen und denjenigen helfen, die meine Kraft brauchen. Ich werde für euch und für die anderen, die ihr Leben hier ließen, kämpfen, koste es was es wolle! Lebet ihr auf ewig weiter! Ich habe euch lieb!", sagte er still vor sich her und verabschiedete sich damit von den beiden und von allen anderen, deren Tode er mitbekommen hatte. Damit verschwanden auch seine Alpträume.