Chapter 25

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"Charliiiiiiiiee! Komm endlich! Wir kommen noch zu spät!", schrie Blair und ich stand mühsam auf. Ich wollte nicht in den Chor. Ich konnte weder singen, noch wollte ich anderen dabei zuhören. Ich wollte schlafen.Plötzlich wurde mir brutal meine Decke weggezogen und einige Sekunden später landete ich selbst auf dem Boden."Hey!", rief ich empört und blickte böse zu meiner Freundin auf."Komm jetzt endlich!", sagte diese wütend und stemmte ihre Händen an die Hüften.Als Antwort grummelte ich nur lustlos vor mich hin, stand aber auf. Schnell klopfte ich mir noch den Staub von den Klamotten, den ich aufgenommen hatte, als Blair mir so charmant aus dem Bett geschubst hatte und folgte der Blondine dann in den Musikraum.Es waren schon einige Schüler anwesend und bevor Blair mir wieder einen Strich durch die Rechnung machen konnte, zerrte ich sie in die hinterste Reihe, um mich wenigstens ein klitzekleines Bisschen verstecken zu können. Blair begann auch sofort mit ihrer anderen Sitznachbarin, einer kleinen rothaarigen mit vielen Sommersprossen, zu quatschen und ich nahm mir die Zeit um das Mädchen zu beobachten und einzuschätzen. Mit halben Ohr hörte ich dem Gespräch zu, dass aber sehr langweilig war, da es größtenteils nur aus Smalltalk bestand. Trotzdem war es total typisch für Blair sich gleich wieder mit jeder neuen Person zu unterhalten. Kleines Dummerchen, dachte ich mir. Wenn sie wüsste wie grausam die Welt wirklich war und wie falsch manche Leute. Aber dafür hatte sie ja jetzt mich. Ich musste sie dann gleich nach dem Namen der Rothaarigen fragen, damit ich sie nachher überprüfen konnte. Die Organisation hatte da nämlich so ein super Programm...

"Hallo meine Lieben!", riss mich die helle Stimme der, vermutlichen, Lehrerin aus meinen Gedanken, "ich bin Ms. Smith und ich freue mich, dass ihr euch alle für den Chor entschieden habt. Wie ich sehe sind auch einige bekannte Gesichter dabei...Ja ich sehe schon, das wird ein tolles zweites Semester!" Jap, definitiv die Lehrerin.

Ich nahm die Blondine näher unter die Lupe. Sie war noch sehr jung, höchstens 35 Jahre alt, doch trotz ihres geringen Alters und der fröhlichen Art, wirkte sie sie sehr autoritär.

"Leider wird es so sein, dass nicht alle hier im Chor bleiben können. Ihr werdet erstmal vorsingen und dann werde ich entscheiden, ob eure Stimme für den Chor brauchbar ist, oder nicht. Falls nicht, dann müsst ihr euch im Sekretariat melden und euch für einen anderen Freigegenstand entscheiden."

Stopp! Was?! Vorsingen? Nur über meine Leiche! Blair, wenn ich mich hier vor allen blamiere, dann werde ich dich sowas von umbringen.

"Soooo...dann fangen wir auch schon an", sagte Ms. Smith und setzte sich an den schwarzen Flügel, "wer möchte denn anfangen? Irgendwelche Freiwilligen? Nein? Schade. Naja, dann beginnen wir doch ganz Vorne. Ich möchte bitte, dass ihr euch zuerst vorstellt und dann könnt ihr singen."

Die Erste, war ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren. In meinen Augen, oder besser gesagt Ohren, klang sie nicht schlecht, aber Ms. Smith war es nicht genug und sie wurde gebeten, ins Sekretariat zu gehen um sich umzumelden. Das Mädchen tat mir irgendwie leid. Die Erste zu sein und dann auch noch vor allen gedemütigt zu werden war bestimmt kein Spaß.

Unter den nächsten Schüler und Schülerinnen waren sowohl einige gute, als auch einige nicht so gute Sänger dabei. Aber ich hörte nicht wirklich zu, denn ich musste meine Aufregung unter Kontrolle bekommen. Nervös nagte ich auf meiner Unterlippe und wippte mit meinen Füßen.

Plötzlich bekam ich Blairs Ellbogen in die Rippen und überrascht sah ich auf. Jeder, aber auch wirklich JEDER im Raum, sah mich an, niemand sagte etwas und ich spürte, wie ich mir das Blut in die Wangen schoss.

"Sie hat dich aufgerufen!", wisperte Blair mir zu und langsam stand ich auf. Eigentlich wären noch viele Schüler vor mir dran gewesen und ich verstand nicht, was Ms. Smith von mir wollte.

Ich stolperte mit zitternden Beinen nach Vorne und blieb dann kurz vorm Flügel stehen. Die Blondine schaute mich erwartungsvoll an und da fiel mir ein, dass ich mich ja noch vorstellen musste. Also drehte ich mich zur Klasse um und sagte: "Also, ich bin Charlie und bin vor ein paar Wochen hierher gezogen."

Dann drehte ich mich wieder zu der Lehrerin um, doch bevor sie noch irgendetwas sagen konnte, fragte ich: "Warum müssen eigentlich alle vorsingen? Es ist doch jetzt schon mitten unter dem Schuljahr?"

"Gute Frage. Also es ist so, am Anfang des Schuljahres kann sich jeder für den Chor anmelden. Doch viele wollen sich dann noch ummelden. Die was bis jetzt durchgehalten haben, haben trainiert und ich habe auch im Unterricht schon entschieden, wer gut singen kann und wer nicht. Sollte also heute jemand krank sein oder es Verpatzen, so kann ich immer noch sagen: Es war eine einmalige Sache und der ist wirklich nichts für den Chor. Viele wechseln auch noch in den Chor, aber bis zum Halbjahr ist alles möglich. Leider haben die ganz neuen Schüler kein Training und müssen beim Vorsingen dementsprechend gut sein.", erklärte sie mir freundlich und strahlte mich mit ihren superweißen und geraden Zähnen an. Okay, Ms. 'Sunshine'. Sie können ihren Mund wieder zu machen, ich weiß, dass sie Model für einen Zahnpastawerbung sein könnten.

Dann wandte sie sich wieder dem Klavier zu und begann die Tonleiter zu spielen. Brav versuchte ich die Töne nachzusingen, aber leider kamen die Töne nur halb so laut aus meinem Mund, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ms. 'Sunshine', so hatte ich beschlossen sie ab jetzt immer zu nennen, 'folterte' mich noch einige weitere, quälende Minute, bevor ich mich endlich wieder setzten durfte.

Stopp...Ich durfte mich SETZTEN? Das hieß....DASS ICH MICH DOCH NICHT VOR DER GANZEN KLASSE ZUM AFFEN GEMACHT HATTE! Innerlich führte ich einen Freudentanz auf und mit einem Grinsen im Gesicht hörte ich den anderen Schülern und Schülerinnen zu, wie sie sich da vorne abmühten, um Ms. Sunshine zu überzeugen.

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Am Ende des Vorsingens, das übrigend länger wie eine Doppelstunde gedauerte hatte (Frechheit! Freiheitsberaubung sag ich da nur), waren noch gut 40 andere Schüler und Schülerinnen mit im Chor.

Blair hatte es natürlich geschafft mit ihrer Engelsstimme und auch die Rothaarige hatte die Lehrerin überzeugt.

Nun saßen Blair und ich gemeinsam mit Madison, Robert, Ash und Jason wieder einmal in der Cafétaria. Während Madison und Jason die Lasagne nur so in sich hineinschaufelten, saß ich still am Tisch und nahm hin und wieder einen Bissen von meinem Essen. Irgendwie hatte ich keinen Hunger, warum wusste ich auch nicht.

"Isst du den noch?", fragte plötzlich Ash und deutete auf meinen Vanillepudding, den ich nicht angerührt hatte.

Stumm schüttelte ich den Kopf und schob ihm das Tablett hin. "Hier, könnt ihr alles haben. Ich hab keinen Hunger.

Sofort entbrannte zwischen Madison und Jason ein Kampf um meine Lasagne, den natürlich Madison gewann, sie aber Jason mit meinem Salat entschädigte. Ash hingegen sah mich nur komisch an, hielt aber den Mund und wandte seinen Blick wieder von mir ab.

Komisch, was war dem denn über die Leber gelaufen?

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