"Was ist damit passiert?"
"Uhm...", begann Aylin verlegen.

"Nun ja, ist jetzt nicht so wichtig. Nimm dir deine zweite Uniform aus dem Schrank und dann folge mir. Ich warte draußen, solange du dich umziehst."

Aylin sah an sich herunter und strich sich verlegen die verschwitzten Haare aus dem Gesicht.
Sarah seifzte erneut mit einem Blick auf sie und ihre Gesichtszüge wurden etwas sanfter.

"Nun gut, wir treffen uns in einer Stunde in der Eingangshalle. Ich erwarte, dass du pünktlich bist."
Mit diesen endgültigen Worten rauschte sie zu Tür hinaus und ließ die verdutzte und übermüdete Aylin zurück.

Noch leicht zittrig erhob sich Aylin aus ihrem Bett und musste sich am Schreibtischstuhl festhalten, da ihr vor Schwindel kurz schwarz vor Augen geworden war.

Sie schloss ihre müden Augen einen Moment, bis sich die Welt nicht mehr allzusehr drehte und wankte dann erneut zu ihren Handtüchern.

So schnell sie konnte, machte sie sich auf den Weg ins Gemeinschaftsbad.
Die tausend Gedanken, die vorher schon in ihrem Kopf herumgeschwirrt waren, verdoppelten sich nun und ein stechender Schmerz zuckte in regelmäßigen Abständen durch ihre Schläfen.
Nichts, aber auch gar nichts, ergab einen Sinn mehr.

Als Aylin eine Stunde später die Eingangshalle erneut betrat, diesmal in trockener Uniform, sah sie Sarah schon ungeduldig auf sie warten.
Seltsam.
So kannte sie die sonst so außerordentlich gelassene Lehrerin gar nicht.

Aylin musste wieder an Damen's Reaktion denken, als sie ihm von ihrem Traum erzählt hatte.
Sie ähnelte der von Sarah. Schien ja echt wichtig zu sein.

Als Sarah sie erblickte, lächelte diese kurz und begann auch schon in Richtung einer bekannten Tür zu stapfen.
Aylin runzelte die Stirn, folgte der Lehrerin aber, ohne Fragen zu stellen.
Sie hatte das Gefühl, dass sie sowieso keine vernünftige Antwort erhalten würde.

Schon bald standen sie also mal wieder vor der Tür des Direktors. Und wieder ertönte die sanfte, maskuline Stimme von der anderen Seite der Tür, die sie hereinbat.

Zögerlich trat Aylin ein und musste feststellen, dass sich seit ihrem letzten Besuch absolut nichts verändert hatte. Und damit meinte sie nicht nur das Zimmer, sondern auch Emory's Position, sowie sein unordentlicher Schreibtisch.

'Wie findet der sich in solch einer Unordnung nur zurecht?'

Emory sah auf, als sie den Raum betraten und Sarah die Tür hinter ihnen schloss.
Doch wie Sarah wirkte auch Emory leicht angespannt. Wenn auch nicht so sehr wie die Lehrerin.
Die beiden wechselten nun wieder einer dieser vielsagenden Blicke, bevor der Schulleiter das Wort ergriff, nachdem er sich geräuspert hatte.

"Setz dich doch Aylin.", sagte er freundlich und bat Sarah neben ihr ebenfalls Platz zu nehmen.

Eine peinliche Stille legte sich für kurze Zeit über die drei, in der Emory Aylin genau mit seinen stechend grünen Augen musterte.

Aylin musste sich zusammenreißen, um nicht rot zu werden. Das wäre dann doch sehr peinlich gewesen.

Nach einer Weile strich sich der junge Schulleiter dann die Haare aus dem Gesicht und lehnte sich vor, um die Ellenbogen auf den Schreibtisch zu stützen.

"Ich weiß nicht Recht wo ich anfangen soll Aylin. Weißt du ungefähr, warum du hier bist?"

Aylin nickte zögerlich. "Es ist wegen...des Traums richtig?"

Sie ging jetzt einfach mal davon aus, dass er auch davon wusste. Und ihre Annahme bestätigte sich- er nickte.

"Ja. Wegen des Traums. Bevor wir anfangen dir näheres zu erklähren muss ich dich leider noch einmal bitten für uns die Ereignisse in diesem Traum zu schildern. Lasse bitte keine Details aus."

Aylin nickte und verkniff sich einen Seufzer, bevor sie begann, den ganzen Traum ein weiteres Mal zu erzählen. Diesmal fügte sie aber noch die kleine Fortsetzung von vor einer Stunde hinzu.
Die ganze Zeit über hörte Emory aufmerksam zu, während er sich immer wieder kleine Notizen machte.

Als Aylin zögerlich von dem Jungen in der fremden Schuluniform und dem Wappen erzählte, wurden Emory's Augen kurz weit, bevor er nur wieder nickte.
Nachdem Aylin ihre Erzählung beendet hatte, war es wieder totenstill. Sarah und der Schulleiter schienen nach zu denken.

"Gut, vielen Dank Aylin. Ich weiß das ist alles unheimlich verwirrend für dich, aber du wirst gleich oder zumindest bald einiges verstehen."

Die Worte "bald" und "einiges" brachten Aylin nun doch leicht auf die Palme und sie wunderte sich, warum sie nicht endlich mal die Worte "jetzt" und "Alles" vernehmen durfte. Trotzdem nickte sie nur.

"Nun denn...Wie soll man da anfangen. Ich kann dir zuallererst versichern, dass du keine Angst zu haben brauchst und dass...die Träume und Halluzinationen einen Sinn ergeben."

Aylin's Augen weiteten sich und sie sog scharf die Luft ein. Woher- Ach warum fragte sie sich das alles überhaupt noch? Am besten sie hörte jetzt einfach zu.

Emory lehnte sich wieder auf seinen Schreibtisch bevor er fortfuhr.

"Aylin, was wir dir jetzt erzählen werden, wird im ersten Moment wirklich sehr verrückt klingen und du wirst uns vielleicht erst nicht glauben. Eigentlich war es auch nicht geplant dir schon so früh davon zu erzählen, aber unter gegebenen Umständen müssen wir einsehen, dass die Zeit gekommen ist."

Na, das fing ja toll an. Langsam bekam Aylin das böse Gefühl, dass ihr die nächsten Sätze ganz und gar nicht gefallen würden.
Sie nickte und verbarg ihre zitternden Hände in ihrem Schoß.

"Deine Augen. Beziehungsweise ihre Farbe. Was hat man dir bis jetzt darüber erzählt?"

"Dass eine Pigmentierstörung die unterschiedlichen Extreme hervorgerufen hat.", zitierte Aylin matt ihre Mutter.

"Nun, das ist nicht ganz richtig."

Aylin horchte auf. Was sollte das denn jetzt bedeuten?

"Vielmehr...sagen sie etwas unglaublich wichtiges über dich aus. Sie erklähren in gewisser Weise auch das Vorkommen des seltsamen Traums und die Halluzination, inklusive das wuchtige Gefühl, welches du am Anfang immer hattest.", Emory rang mit den Worten, "Aylin...du bist...nicht normal."

Aylin starrte ihn an, als käme er von einem anderen Stern. Langsam wurde die ganze Nummer ja wohl noch mehr als absolut absurd.

"Und mit nicht normal meine ich...nicht menschlich. Genau wie Sarah und ich. Wie noch viele weitere."

Aylin saß einfach nur da und brachte vor lauter Ungläubigkeit kein Wort heraus - ihre Augen immer noch kreisrund.
Den nächsten Satz hatte sie ab dann immer als den absoluten Umschwung ihres Lebens bezeichnet.

"Aylin, du bist eine Hexe. Eine Hexe der Klasse 3. Und ab heute offiziell Schülerin der Moonlight Academy."








Moonlight AcademyWhere stories live. Discover now