Kapitel 5

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Als sie durch die große Holztür-oder beinahe schon Tor-getreten waren, blickte Aylin sich sofort um.

Sie standen nun in einer großen Eingangshalle. An der hohen Decke hingen mehrere kunstvoll ausgearbeitete Kronleuchter. Das Licht war gedämmt und nach einer Weile bemerkte Aylin, dass der Boden auf welchem sie standen, komplett aus feinem Parkett bestand.

An den Wänden rechts und links befanden sich verschiedene Türen und daneben uralte, hölzerne Bücherregale, aus denen das Wissen nur so heraus quoll.

Aylin war ziehmlich beeindruckt. Soetwas hatte sie von außen nun wirklich nicht erwartet.

Sie wandte sich nun wieder Sarah zu, welche offensichtlich darauf gewartet hatte bis Aylin mit ihrem schweifenden Blick wieder bei ihr ankam.
Aylin räusperte sich verlegen und Sarah lächelte.

"Das ist völlig normal.", sagte sie dann lächelnd, "jeder ist erstmal platt, wenn er hier zum ersten Mal reinkommt.
Aber du musst dich jetzt von deinen Eltern verabschieden Aylin. Ich werde mit ihnen jetzt noch ins Büro des Direktors gehen, aber du wirst schonmal deinen Schlafraum aufsuchen, wo dir deine Zimmergenossin alles weitere erklären wird."

Aylin schluckte und beschloss das Wort 'Eltern' einfach überhört zu haben.
Schnell fiel sie - trotz der Streitigkeiten der letzten Wochen - in die Arme ihrer Mutter und sie drückten sich fest.

"Pass gut auf dich auf mein Schatz. Du kannst mich jeder Zeit anrufen, wenn etwas ist."
Die Stimme Carolines klang erstickt und Aylin musste sich zusammenreißen um nicht laut loszuschluchzen.

Ohne Roy auch nur eines Blickes zu würdigen, riss Aylin sich nun schnell los und nahm ihren Koffer und eine der Taschen.
Sarah bemühte sich um die Andere; mit Erfolg, wie Aylin überrascht feststellte.

Sarah ging nun entschlossenen Schrittes auf das Ende der Halle zu, wo sich drei besonders große Türen befanden, welche wahrscheinlich in verschiedene Richtungen führten.

"Die links führt zu den Schlafräumen der Jungen.", began Sarah zu erklähren, "Die Tür in der Mitte führt zum Hauptteil des Internats, dem Aufenthaltsraum, der Bibliotek und dem Speisesaal."
Aylins Augen wurden immer größer.
"Und die rechte Tür werden wir jetzt nehmen. Sie führt direkt zum Mädchentrakt."

Ohne auf eine Antwort zu warten, machte sie die Tür schwungvoll auf und trat hindurch.

Aylin hatte beinahe Probleme ihr zu folgen; man beachte das schwere Gepäck, was sie immer noch bei sich trug. Sarah schien das allerdings kein bisschen zu behindern.

'Seltsam...'

Sie gingen nun um die Ecke nach rechts und einen unglaublich langen Gang entlang. Die Wände waren in einem matten beige gestrichen und ein roter Läuferähnlicher Teppich kleidete den Boden, der, wenn Aylin richtig vermutete, immer noch aus Holz oder Parkett bestand.

In regelmäßigen Abschnitten hingen atemberaubende Gemälde an den Wänden und unzählige Türen waren zu sehen. Alle trugen eine Nummer.

'56, 57, 58,...'

Aylin zählte im Kopf mit, während sie immer noch hinter Sarah herhechtete.

Nun blieb die Lehrerin plötzlich stehen und drehte sich nach links.
Sie standen nun vor einer dunkelbraunen, fast schwarzen Tür, mit goldenem Türknauf.

'Nummer 160.'

Sarah klopfte ein paar Mal und schon wurde die Zimmertür von innen aufgerissen.
Ein Mädchen mit platinblonden, glatten Haaren, stark getuschten Wimpern und pinken Fingernägeln stand in der Tür und sah sie mit einem Lächeln an.
Sie trug eine typische Schuluniform, vor welcher es Aylin jetzt schon grauste.
Eine langweilige, weiße Bluse, ein schwarzer Rock und ebenfalls schwarze Kniestrümpfe.
Die Schuhe sahen jedoch wenigstens recht normal aus.

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