..~Kapitel 2~..

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Chaviva's Erinnerung

Ich seufzte lautstark „Fahre doch nicht so schnell, lege wenigstens den Gurt an, man weiß ja nie was passieren kann" sagte ich flehend zu Chris. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu, doch reagierte nicht auf meine Bitte. „Wieso willst du überhaupt nach New York? Hier haben wir es doch gut, ich kann es nicht ertragen fast ein Jahr von dir getrennt zu sein" meinte ich zu ihm und sah ihn erwartungsvoll an. Chris konzentrierte sich auf die Straße, sah mich aber kurz an „Chavi Schatz, das ist meine große Chance wenn ich im Leben weiter kommen will, dann ist dieser Job genau das Richtige, verstehst du das denn nicht" sagte er in einem eher missmutigen Tonfall zu mir. Wieder seufzte ich, ich konnte ihn ja verstehen, er wartete nun schon seit mehr als 2 Jahren auf so eine Chance, dennoch vergaß er mich dabei. Er würde in 3 Wochen nach New York aufbrechen, ohne mich und das für lange 10 Monate. Er wusste doch wie sehr ich ihn Liebe, das war alles nicht Fair. Aber mir kam eine glänzende Idee und sah ihn mit leuchtenden Augen an, er schielte kurz zu mir rüber und wusste genau das mir was in den Sinn kam „An was denkst du jetzt schon wieder" nörgelte er los. Es sprudelte sofort aus mir heraus „Das wäre die Idee, ich kann doch in New York weiter Schauspiel und Gesang Studieren, das wäre dort vielleicht sogar noch wesentlich besser als hier in Hamburg, dort gibt es Tausend Möglichkeiten. Oh man genau das ist es" lachte ich erfreut und wartete auf eine positive Reaktion von meinem Freund. Doch die kam nicht wie erhofft, eher das Gegenteil war der Fall, er war weniger davon begeistert wie ich und blockte komplett ab. Ich verstand es nicht wirklich, wollte er denn nicht mit mir zusammen sein? „Chavi" brummte er jetzt genervt. Wie ich es hasste wenn er mich so nannte, Chavi, hört sich an wie Hundefutter, frisch und lecker. „Chavi, ich werde kaum Zeit für dich haben und du weißt ja nicht ob du dein Studium dort überhaupt weiter führen kannst, die USA sind was anderes als Deutschland. Bist du eigentlich immer noch so Naiv? Du verhältst dich manchmal wie ein Kind das nicht verstehen kann oder es vielleicht nicht will. Merkst du nicht das ich vielleicht einen Freiraum benötige und ich denke diese 10 Monate sind das beste was nicht nur mir sonder auch UNS passieren konnte. Ich denke es wird uns mal gut tun uns nicht zu sehen" sagte er als wäre ich wirklich wie ein kleiner Welpe der zu dumm ist um irgendetwas zu verstehen. Ich wurde ruhiger, doch nicht im Inneren, da brodelte es, es tat weh, furchtbar weh. Hatte Leandra denn recht gehabt, habe ich einfach immer viel zu viel in dieser Beziehung gesehen? Habe ich mich zu sehr an ihn gekettet? Ich weiß doch das ich manchmal wie eine kleine Klette sein kann, aber Chris ist doch meine große Liebe, oder etwa nicht? Mir schossen so viele Gedanken in den Kopf, ich liebte ihn so sehr und merkte vielleicht nicht das ich ihn damit aus meinen Armen hinaus beförderte. Langsam liefen mir die Tränen herunter die ich nun nicht mehr unterdrücken konnte „Wieso sagst du denn nicht direkt das du dich trennen willst" jaulte ich gekränkt. Genervt schaute er mich nun direkt an, ohne auf die Straße zu achten. „Sag mal Chavi, ich glaube du kapierst echt nur Bahnhof, ich wundere mich gerade wie du dein Abi nur machen konntest bei deiner Dummheit. Hallo, wohnt da jemand in deinem holen Kopf? Wenn ja verbanne ihn, der frisst dein Hirn auf. So etwas dummes kann auch wieder nur von dir kommen, ich fasse es echt nicht" schrie er mich bereits an. Seine Worte hallten in meinem Kopf und taten mir unglaublich weh, ich flennte wie ein Baby und schaute mit meinen verweinten Augen beiläufig zur Straße.

„OH MEIN GOTT CHRIS!!!! Pass auf, da steht was" schrie ich als ich die Umrisse eines Menschen oder vielleicht eines Tieres entdecken konnte. Chris riss panisch das Lenkrad herum, dann passierte alles innerhalb von Sekunden. Chris konnte seinen Mercedes nicht mehr unter Kontrolle bekommen. Im dunklen sah ich nur noch den Baum durch die Scheinwerfer des Autos. Wir beide schrien, dann krachte es. Vor mir öffnete sich der Airbag und mein Kopf prallte genau hinein. Ich hörte noch wie die Windschutzscheibe zerbrach. Zuerst wusste ich nicht wieso. Plötzlich war es leise, hier und da konnte ich Geräusche wahr nehmen, aber ich wusste sie nicht einzuordnen. Mein Brustkorb tat mir weh, mein Kopf ebenso, ich sah nur verschwommen, mir war schlecht. Ich weiß nicht wie lange ich reglos mit dem Kopf nach vorne dort saß, doch irgendwann fing ich an seinen Namen zu rufen. „Chris? Chris" sagte ich leise, doch ich bekam keine Antwort. Ich versuchte mich zu Bewegen, aber irgendetwas erschwerte mir die ganze Sache erheblich. Meine Beine waren eingeklemmt, ich schaute nach unten aber konnte nichts sehen, ich hob meine Hände, da war Blut, war es meines? Erschrocken starrte ich auf das Blut. Starker Rauch entwickelte sich rasend schnell im Auto und es wurde heiß. „Chris" schrie ich jetzt schon fast. Mein verirrter Blick wanderte durch das Wrack was mal sein Nagelneuer Mercedes war, doch ich konnte ihn nirgends entdecken. Aber was ich sah war Blut, es war überall. Mein Blick wanderte in Richtung Windschutzscheibe, auch dort war Blut. Ich weinte und zitterte. Immer wieder musste ich husten „CHRIIIIS" schrie ich voller Panik. Dann sah ich ihn, er lag auf dem was einmal die Motorhaube seines Autos war, sein Blick war direkt auf mich gerichtet als würde er sagen „Es war deine Schuld, nur wegen dir ist dies alles Geschehen"!! Er hob zitternd seine Hand, seine aufgerissenen Augen starrten mich an und brannten sich in mein Hirn. Ich habe noch nie so viel Blut gesehen. Ich konnte es sehen, ja genau sehen, wie das Leben aus ihm entwich. Er röchelte und spukte sein Blut aus, dann kam kein Laut mehr von ihm. Ich schrie und weinte, so viel Schmerz hatte ich noch nie in meinem Herzen verspürt wie gerade jetzt. Die Hitze im Auto wurde unerträglich und jetzt spürte ich erst den Schmerz den die Hitze mit sich brachte. Es brannte, der Tank des Autos musste in Brand geraten sein. Ich musste immer wieder husten, bekam kaum noch Luft zum Atmen. Panisch versuchte ich mich zu befreien doch es klappte nicht. Ich schrie wie am Spieß „Ich verbrenne. HILFEEEEE"!!! Aber wer sollte mich schon hören? Langsam dämmerte ich davon, ich konnte nicht mehr. Mir schnürte es die Luft ab, die Hitze war einfach nicht mehr auszuhalten und das Feuer griff bereits nach mir. So würde also mein Leben beendet werden, eingeklemmt in einem Auto und von den Flammen gefressen. Ich konnte meine Augen nicht mehr aufhalten, schreien schon gar nicht mehr, ich röchelte und hustete nur noch. Mir wurde langsam schwarz vor Augen, doch da spürte ich etwas, ich hörte noch etwas direkt neben mir. Jemand riss mit aller Macht an der Autotür, ich spürte wie jemand an mir herum zerrte, mich doch noch befreite und auf seine Arme hob, dann war alles Schwarz.

Will you be alright?Where stories live. Discover now