perfekt chaotisch"

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Das erste Bild war schief, weil Papá im letzten Moment „MEINE KINDER!" brüllte. Das zweite Bild zeigte Jackson, wie er BamBam würgte. Das dritte Bild war fast perfekt — bis Jay B im letzten Moment Ellys Hand nahm, ohne darüber nachzudenken. Elly hielt den Atem an. Ich hielt den Atem an. BamBam sah sie beide an wie ein Casting-Direktor mit Geschmack. Das Foto wurde gemacht.

Und es war wunderschön. Nicht wegen dem Licht. Nicht wegen dem Blick. Sondern weil man darauf zwei Liebesgeschichten, drei Kulturen und acht Menschen sah, die sich auf völlig unerwartete Weise ineinander verwoben hatten. Auf dem Rückweg sagte Papá plötzlich, mit voller Brust und unerschütterlichem Stolz: „Ich habe viele Kinder." Jackson und BamBam riefen gleichzeitig: „WIR SIND DABEI!!"
Mateo: „Ihr seid NICHT seine Söhne."
Papá: „Doch! Für zwei Wochen doch!"
Jay B: „Ich fühle mich... komisch." Elly, leise: „Komisch gut?" Jay B, kaum hörbar: „Ja." Jinyoung beugte sich zu mir und flüsterte: „Ich liebe sie alle. Jeder ist verrückt, aber richtig." Ich drückte seine Hand. Der Rückweg den Hügel hinunter war ruhiger als der Aufstieg, nicht wirklich leise, aber in diesem angenehmen, entspannten Nachklang eines Nachmittags, an dem alle zu viel Sonne, zu viel Gelächter und zu viel chaotische Liebe abbekommen hatten. Mamá sprach mit Papá über irgendein altes Rezept, Lucia und Sofia diskutierten über Fotos, Jackson hüpfte wie ein überzuckerter Welpe zwischen ihnen herum, Jay B und Elly liefen mit einer schmalen, aber merklich schwebenden Distanz nebeneinander, und ich ging ein Stück hinter all dem, neben Jinyoung, dessen Schritte sich längst automatisch an meine angepasst hatten, als wären wir seit Jahren gemeinsam unterwegs.

Die Luft war warm, ein zarter Abendwind wehte durch die Bäume, und während wir langsam die Straße hinunterliefen, spürte ich Jinyoungs Hand meine streifen — dieses zufällige, aber trotzdem absichtlich wirkende Berühren, das einen kribbelnden Nachhall im ganzen Arm hinterließ. Er sah dabei seitlich zu mir herunter, mit diesem halbverliebten, halbnachdenklichen Blick, den er sich angewöhnt hatte, wenn er mehr fühlte, als er sagen konnte. „Du warst heute schön", murmelte er plötzlich, sehr leise, so leise, dass es wahrscheinlich nur an mich gerichtet war. Ich sah zu ihm hoch. „Heute?" Er lächelte. „Heute besonders. Weil ich dich beobachten konnte."

Ich stellte mich ein bisschen näher, unsere Schultern berührten sich, dieses weiche warme Gefühl, das mich immer traf.„Du beobachtest mich?"
„Die ganze Zeit", sagte er mit einer Stimme, die fast lächelte. „Du bist mein Lieblingsteil der Welt."

Ich konnte nicht antworten, nicht sofort, weil meine Brust sich eng und warm zugleich anfühlte. Ich nahm seine Hand, einfach so, ohne nachzudenken. Er hielt sie, fest, und während wir weitergingen, beugte er sich herunter und drückte einen Kuss zwischen meine Finger, so leicht, dass ich glauben konnte, ich hätte ihn mir eingebildet.

Ja. Es war ein Moment. Ein stiller, warmer, unglaublicher Moment — genau der, in dem sich die Welt kurz in einen goldenen Punkt verwandelte. Und GENAU in diesem Moment, als Jinyoung noch meine Finger küsste und ich ihm gerade zuflüstern wollte, wie sehr ich ihn liebte, hörten wir hinter uns eine Stimme, laut, trocken und definitiv sehr wach: „OH MY GOD – IST DAS EIN K-DRAMA?" Jinyoung blieb abrupt stehen. Ich auch. Wir drehten uns um. BamBam stand hinter uns, die Hände in die Hüften gestemmt, eine Sonnenbrille in der Hand, den Kopf schief gelegt wie jemand, der Zeuge eines sentimentalen Verbrechens geworden war. „Seriously", sagte BamBam, „wenn ihr noch romantischer werdet, bekomme ich Diabetes."

Jinyoung errötete sofort, als hätte jemand ihn innen angemalt. „Bam...", murmelte er gequält. „Kannst du vielleicht... einfach weitergehen?" BamBam blinzelte. Langsam. Spöttisch. Schamlos. „Nein." Ich legte mir eine Hand vors Gesicht und stöhnte leise. „BamBam..."

Er hob die Hand. „Ich sag's nur, wie's ist. Ihr zwei geht da hinten wie ein Poster. Wirklich. Ein Poster. In Zeitlupe. Vielleicht mit Hintergrundmusik. Vielleicht mit einem Herzfilter." Jinyoung vergrub sein Gesicht kurz an meiner Schulter. „Das war doch gar nicht... wir waren... du bist unmöglich."

„ICH?" BamBam zeigte dramatisch auf sich selbst. „Ich bin REALITY. Ihr seid Netflix." Jackson rannte plötzlich aus dem Nichts vorbei und rief: „WAS HAB ICH VERPASST?!"
„Romantik!", rief BamBam, ohne zu zögern. „EXTREME Romantik!" Jackson quietschte: „OH!!!" und sprintete Richtung Jay B, vermutlich um das Drama weiterzutragen. Ich sah Jinyoung an — sein verschämter, leicht sterbender, aber trotzdem verliebter Gesichtsausdruck machte mich fast weich. „Du musst ihm nicht zuhören", sagte ich leise. „Ich versuch es", antwortete er und schloss kurz die Augen, „aber er ist laut."

BamBam schnippte mit den Fingern. „Ich BIN laut. Und ich bin hier, um euch davor zu bewahren, kitschige Hauptcharaktere zu werden." Er ging rückwärts vor uns her, die Hände wedelnd. „Aber... ich gebe zu... ihr seid süß. SEHR süß. Es nervt mich, wie süß." Ich lachte, und Jinyoung tat es auch, leise, warm, dieses Lachen, das nur er hatte — und dann zog er mich kurz an sich, beugte sich zu meinem Ohr und flüsterte: „Trotz BamBam... du bist mein Moment." Und BamBam, der natürlich alles hörte, rief: „OH MEIN GOTT IHR MACHT MICH KRANK!!" Dann drehte er sich um und lief schimpfend den Hügel hinunter. „ICH WILL NICHT ZEUGE SEIN!"

Jinyoung sah ihm hinterher und murmelte: „Er liebt uns." Ich nickte. „Er liebt uns."

Wir nahmen uns wieder an der Hand, gingen weiter, und die Sonne berührte gerade den Horizont — und selbst mit BamBams lautstarkem Kommentar hallte in mir nur Jinyoungs Satz nach. "Du bist mein Moment."

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