Der Morgen, an dem wir zu unserem Wellnesswochenende aufbrechen wollten, begann eigentlich völlig friedlich, beinahe unheimlich ruhig für unsere Verhältnisse. Die Sonne fiel in warmen Streifen durch die Vorhänge, der Kaffeeduft zog durch den Flur, und Jinyoung war bereits wach, frisch geduscht, ordentlich angezogen und mit zwei Espressi im Körper deutlich funktionstüchtiger als jeder normale Mensch um diese Uhrzeit. Ich dagegen schlurfte nur halb wach in die Küche, die Haare noch kreuz und quer, und lehnte mich mit einem halben Toast über den Tisch, während er mir einen Kuss auf den Kopf drückte und so unglaublich glücklich aussah, dass ich mich kurz fragte, ob er heimlich noch früher aufgestanden war, um sich in diese Stimmung zu bringen. „Guten Morgen, Schönheit", murmelte er, während er sich zurücklehnte, und ich antwortete nur mit einem unartikulierbaren Geräusch, das irgendwo zwischen „ich lebe" und „lasst mich in Ruhe" lag. Es hätte alles so entspannt bleiben können. Wirklich. Hätte. Doch unsere Familie machte daraus natürlich wieder ein Spektakel, als würden wir für drei Monate nach Australien fliegen. Der Erste, der das Drama eröffnete, war Papá. Er kam in die Küche gestürmt, sah die gepackten Koffer im Flur und schrie mit einem Tonfall, der vermuten ließ, dass eine Tragödie historischer Ausmaße bevorstand: „NEIN! WAS IST DAS?! WER NIMMT MEINE TOCHTER WEG?!" Ich ließ einfach meinen Kopf auf den Tisch fallen, während Jinyoung einen Schluck Kaffee nahm, als hätte er bereits geahnt, was passieren würde. „Papá, wir fahren nur zwei Tage weg", murmelte ich. „ZWEI TAGE?!", wiederholte er, als sei das eine halbe Weltreise. „OHNE UNS?!" „Ja", sagte Jinyoung vollkommen unbeeindruckt. „UND DU FINDEST DAS OKAY?!" Jinyoung lächelte nur und nahm noch einen Schluck Kaffee.
Dann kam Mamá in den Raum, sah die Koffer und rief entsetzt: „Sie nehmen doch nicht das kleine Kind!" Ich hob die Hand. „Mamá. Ich bin dreißig." „FÜR MICH BIST DU DREI!", fauchte sie, während Papá theatralisch die Arme in die Luft warf. Noch bevor ich auch nur antworten konnte, erschien Elly und setzte sich seelenruhig mit einem Joghurt an den Tisch, beobachtete das Chaos, nickte ernst und fragte nur: „Wollt ihr auch leben, wenn ihr zurückkommt?" Kurz danach kam auch Jay B die Treppe herunter, noch halb im Schlaf, die Haare eine Katastrophe, und blieb stehen, als er Jinyoungs ordentlich gepackten Koffer sah. Er zeigte darauf. „Wieso hat ER einen eigenen Koffer?" „Weil er erwachsen ist", antwortete ich trocken.
Jay B brach zusammen. „ICH BIN AUCH ERWACHSEN!" „Du hast ein Shirt an, das falsch herum ist", bemerkte Elly. Jay B sah an sich hinunter und fluchte leise. Das Packen selbst wurde zu einem Wettkampf in der Kategorie „Wie viele Leute können gleichzeitig reinreden". Mamá versuchte, mir Jacken, Schals, Socken und eine Wärmflasche aufzuzwingen — „Weil Wellnesshotels IMMER kalt sind, niña." Papá wollte mir seine eigene riesige Wanderjacke mitgeben — „Für Notfälle, man weiß nie!"
Jay B steckte mir heimlich Snacks zu — „Die wirst du brauchen, glaub mir." Elly legte mir Taschentücher ins Gepäck und flüsterte: „Für romantische Momente oder Nervenzusammenbrüche." Mateo lief vorbei und riet uns ernsthaft, Kopfhörer mitzunehmen „für falls Papá euch anruft". Irgendwann stand ich einfach mit meinem gefühlt vier Tonnen schweren Koffer im Flur, der von jeder Person im Haus in irgendeiner Form modifiziert worden war, und Jinyoung stellte sich neben mich, nahm meine Hand, küsste meine Schläfe und flüsterte: „Gib nicht auf. Wir schaffen es raus."
Ich nickte dramatisch wie eine überforderte Heldin in einem Film und schleppte meinen Koffer Richtung Tür. Kurz bevor wir hinausgingen, fiel Papá auf die Knie — buchstäblich — schlug die Arme hoch und rief: „MEINE TOCHTER GEHT!" „Pablo, steh sofort auf!", rief Mamá. „NEIN! LASS MICH TRAUERN!" Ich schloss die Augen, Jinyoung küsste nochmal meine Stirn, versprach: „Ich bringe sie zurück", und Papá schrie hinterher: „DU SAGST ES JETZT, ABER DIE HOTELS DORT SIND SEHR SCHÖN! WAS, WENN SIE BLEIBT?!" „WIESO sollte ich dort bleiben?", fragte ich erschöpft.
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The way that I'm addicted is specific
FanfictionNira arbeitet bereits seit Jahren mit Jackson und Bam in einem internationalen Team und jede größere Firmenfeier bei denen sich alle Kollegen von allen Kontinenten treffen, waren stehts ihr Highlight. Als Nira angeboten wurde für ein Jahr aus einem...
