(zu weit).

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Der nächste Morgen begann viel zu früh für jemanden, der sich vorgenommen hatte, „cool" zu sein. Ich wusste sofort, dass Jay B wach war, weil ich ihn im Flur hörte – dieses tapsige Geräusch, wenn jemand versucht, leise zu gehen, aber genau dadurch nur noch lauter wird.

Ich war mit Jinyoung im Schlafzimmer, der gerade dabei war, sich anzuziehen, als er plötzlich innehielt, lauschte und mit hochgezogener Augenbraue flüsterte: „Warum klingt das wie Jay B in... Zeitlupe?"

Ich lachte leise. „Ich glaube, er versucht cool zu sein." Jinyoung sah mich an, entsetzt-amüsiert. „Oh nein."

Und genau in diesem Moment hörten wir aus dem Flur ein gedämpftes „Aua...", gefolgt von einem leisen Fluchen. Wir gingen beide raus – neugierig, aber mit der Vorahnung, dass wir etwas seltsames finden würden. Und wir wurden nicht enttäuscht.

Jay B stand mitten im Flur. Starr. Wie eine Statue. In einem Outfit, das eindeutig zu viel „Ich bin lässig" schrie.

Schwarzes Shirt (zu eng).

Offenes Hemd darüber (zu weit).

Jeans (zu tief).

Haare zurückgestrichen wie ein Idol auf einer Pressekonferenz. Und sein Gesicht war konzentriert – viel zu konzentriert –, als würde er gerade an einem Auftritts-Final-Move arbeiten.

Elly kam genau in diesem Moment aus ihrem Zimmer, im Schlafshirt, mit einer Tasse in der Hand, Haare in einem unkontrollierten Dutt. Sie sah ihn.

Stoppte. Starrte. Jay B hob eine Hand. Locker. Betont langsam. Und sagte mit tiefer Stimme: „Morgen."

Es war zu viel. Viel zu viel.

Elly blinzelte. „...äh. Guten Morgen?"

„Alles gut?", fragte Jay B in einem Tonfall, der vermutlich sexy klingen sollte, aber eher wie ein übermüdeter Flugbegleiter wirkte.

Elly nickte verwirrt.

„Ja... äh... du?"

Jay B lehnte sich lässig an die Wand.

Zu lässig. So lässig, dass seine Schulter abrutschte und er kurz das Gleichgewicht verlor. Er fing sich – halb elegant, halb panisch.

Jinyoung stieß einen tonlosen Lachlaut aus, den er sofort zu ersticken versuchte. Ich drückte seine Hand, damit er nicht komplett zusammenbrach.

Jay B tat so, als wäre nichts passiert.

„Ich... bin gut", sagte er und nickte dreimal, als müsste er sich selbst davon überzeugen.

Elly musterte ihn ein paar Sekunden lang. Ihre Stirn faltete sich immer weiter. Dann sagte sie mit der ehrlichsten Verwirrung der Welt: „Warum redest du so?"

Jay B erstarrte. Seine Augen weiteten sich minimal. „Wie?"

„So... tief? Und so... du weißt schon..." Sie machte eine kreisende Geste. Jay B sah absolut verloren aus. „Ich rede normal", behauptete er. Zu schnell. Zu hoch. Zu verräterisch.

Elly zog eine Augenbraue hoch. „Nee. Das ist nicht deine Stimme."

Jinyoung lehnte sich an mich. „Oh mein Gott", flüsterte er, „er stirbt."

Ich musste meine Faust auf meine Lippen pressen, um nicht laut loszulachen.

Jay B räusperte sich – übertrieben, fast dramatisch – und versuchte, wieder in seine angebliche „tiefe Stimme" zu fallen. „Also... ich wollte nur sagen... wenn du später... äh... Hilfe brauchst... beim Kochen oder so... ich bin hier." Elly starrte ihn an, als hätte er gerade ein Gedicht auf Klingonisch vorgetragen. „Was kochen wir denn?", fragte sie. „Ich weiß nicht", murmelte Jay B leise, „aber... falls du was kochst."
„Ich esse Cornflakes." Jay B nickte ernst. „Cornflakes sind gut."

The way that I'm addicted is specificWhere stories live. Discover now