Ich wollte gerade einen Witz darüber machen, dass wir das Bild in den Flur hängen sollten, damit potenzielle Einbrecher sofort Reue empfanden, als Jinyoungs Handy erneut vibrierte.
Er stöhnte leise. „Sie können es nicht lassen. Jetzt kommt bestimmt Jackson zurück."

„Geh ran", sagte ich lachend. „Vielleicht ist es ja—"
Er sah aufs Display, blinzelte – und seine Augen weiteten sich. „Oh", murmelte er. „Es sind... Faiza und Mark."

Bevor ich reagieren konnte, war der Bildschirm schon voller Bewegung, Lachen, Stimmen und einem äußerst liebevoll-chaotischen Paar, das ich schon viel zu lange nicht mehr gesehen hatte. Die Kamera schwankte erst ein wenig, bis sich schließlich Faizas Gesicht ins Bild schob – makellos geschminkt, aber ihre Haare in einem wirren, leicht panischen Hochsteckdutt, als hätte sie gerade eine ganze Hochzeitsmesse alleine bekämpft.

„Niraaaaaaa!", rief sie, als hätte sie mich monatelang nicht gesehen, obwohl es erst Wochen her war. „Da bist du ja! OH MEIN GOTT, SIE IST DA, MARK, SIE IST DA, SAG HALLO!!!" Mark erschien hinter ihr, etwas ruhiger, aber mit demselben strahlenden Lächeln, das ihn sofort sympathisch machte. „Hallo, Nira. Lange nicht gesehen. Und hallo an den neuen Europäer." Er schob zwei Finger zum Peace-Zeichen hoch, und Jinyoung wurde sofort rot und verbeugte sich leicht, was Faiza mit einem „NEIN, NICHT VERBEUGEN, DU BIST JETZT SPANIEN, IHR UMARMT EUCH" kommentierte. Ich prustete los. „Ihr habt gerade die anderen verpasst", sagte ich. „Jaya, Jay B, Jackson... alle drei haben angerufen."

Faiza schnappte dramatisch nach Luft. „Natürlich! Natürlich! Die Jungs können NIE stillhalten, wenn irgendwas passiert. Ich wette, Jackson hat wieder viel zu viel geschickt. Lass mich raten – Nudeln?" Jinyoung hob schweigend drei Packungen in die Kamera. Faiza klatschte in die Hände. „Ich wusste es! Dieser Mann ist die südkoreanische UNO der Liebe und der Kohlenhydrate!" Mark schob sie sanft zur Seite, damit er auch mal reden konnte. „Wir wollten euch eigentlich gar nicht nerven, aber wir dachten... also... wir müssen es euch erzählen. Und es macht keinen Sinn, es aufzuschieben."

Faiza zappelte neben ihm wie ein energiegeladener Flamingo. „JA! Es stimmt! Wir haben — WARTE MARK, DARF ICH?!"
„Sag's du", seufzte er liebevoll. „Du würdest sowieso platzen." Sie holte tief Luft, warf die Arme in die Luft und rief: „WIR HABEN EIN HOCHZEITSDATUM!!!" Ich quietschte vor Freude. Jinyoung riss die Augen auf und lächelte warm, als hätte er gerade eine besonders süße Nachricht bekommen. „Waaaas?!", rief ich. „Wirklich?! Wann? Wo? Wie? Erzähl ALLES!" Faiza hüpfte, wirklich hüpfte, während Mark versuchte, das Handy ruhig zu halten.

„Okay, also pass auf: Wir heiraten nächstes Frühjahr in Seoul, draußen, im Garten vom Hanok-Museum, und ich hab bereits das Kleid! Also... ich glaube, das Kleid. Ich habe sechs Kleider. Aber eins davon IST es! Wahrscheinlich."

Mark legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. „Sie hat ein Kleid, das sie liebt. Die anderen sind... emotionaler Ballast."
„MODELLIERTE OPTIONEN!", korrigierte Faiza empört.
„Natürlich", sagte Mark völlig trocken.

Ich lachte so sehr, dass mir die Tränen kamen, und selbst Jinyoung, der sonst eher ruhig war, musste sich vorbeugen, weil er sich den Bauch hielt. „Und... wir wollten euch fragen", sagte Faiza plötzlich leiser, ernsthafter, „ob ihr kommt. Wirklich kommt. Egal, wie weit es ist. Egal, wie stressig. Weil es uns viel bedeutet."

Jinyoung sah sie überrascht an. „Natürlich kommen wir", sagte ich sofort und sah Jinyoung an, der nickte, ohne eine Sekunde zu zögern. „Natürlich", wiederholte er sanft, und ich bemerkte, dass Faiza kurz zu ihm lächelte – dieses wissende Lächeln, das Menschen haben, die Dinge sehen, bevor man sie ausspricht.
„Gut", sagte sie schließlich. „Dann muss ich jetzt offiziell nicht mehr nervös sein."
„Du wirst trotzdem nervös sein", warf Mark ein. Sie boxte ihn in den Arm. „ICH BIN GLÜCKLICH, NICHT NERVÖS!"
„Natürlich, Schatz", sagte er mit einem kleinen Lächeln, das eindeutig zeigte, dass sie sich seit Jahren ergänzten. Faiza seufzte tief, diesmal glücklich. „Es ist so schön, euch zusammen zu sehen. Wirklich. Es passt einfach."

Jinyoung wurde rot, ich wurde warm, und Mark schaltete sich wieder ein: „Wir halten euch auf dem Laufenden. Und sobald wir die Gästeliste finalisieren, schicken wir euch die Einladung. Offizielle, hübsche, gedruckte Einladung. Nicht wie bei Jackson, der wahrscheinlich einen Zettel aus dem Paket gerissen hätte."

Faiza lachte und winkte wild. „Wir lieben euch! Und wir telefonieren bald wieder! Trekki lässt euch auch grüßen!"
„Sagt ihm hallo zurück!", rief ich lachend.
„Byeeeeee!", sang Faiza, bevor der Anruf endete und der Bildschirm schwarz wurde. Ein langer Moment Stille folgte – die gute Art Stille, warm und erfüllt – bevor Jinyoung mich ansah, lächelte und leise sagte: „Ich glaube... meine Welten mischen sich." Ich griff nach seiner Hand. „Es sind nicht mehr zwei Welten", sagte ich. „Es ist jetzt einfach... dein Leben." Er drückte meine Hand, sah zu dem Care-Paket, dem Chaos, den Nudeln, den Freunden auf dem Bildschirm, und dann zu mir. „Unser Leben", flüsterte er. Und ich nickte, weil es wahr war.

Nachdem der Anruf mit Faiza und Mark geendet hatte und wir wieder halbwegs zur Ruhe gekommen waren, saßen Jinyoung und ich noch immer mitten auf dem Teppich zwischen Luftpolsterfolie, Nudeln und Jay Bs dramatischem Karma-Foto. Die Wohnung roch nach Verpackungsmaterial, koreanischem Essen und... uns.
Ein ganz eigener neuer Duft, der sich langsam etablierte, weich und warm und Zuhause. Jinyoung war gerade dabei, die Origami-Kranich-Schachtel vorsichtig zu schließen, als ich leise sagte: „Also... wir müssen die Reise planen."

Er hielt inne. Sein Blick hob sich. Und plötzlich hatten seine Augen dieses Leuchten, das nur auftauchte, wenn etwas gleichzeitig aufregend und ein wenig einschüchternd war. „Ja", sagte er langsam, als wäre das Wort selbst kostbar. „Wir fahren... zusammen." Ich nickte und schob mich näher an ihn, sodass unsere Knie sich berührten. „Natürlich zusammen."

Er lächelte. Nicht groß, nicht überschwänglich – sondern klein, weich, intim. Dann räusperte er sich, griff nach seinem Handy und setzte sich aufrechter hin, sehr konzentriert, als ginge es um eine extrem wichtige Mission. „Okay", sagte er, „ich habe recherchiert. Ein bisschen. Also... vielleicht zwei Stunden lang. Nach dem Videoanruf." Er wirkte ein kleines bisschen stolz – und gleichzeitig wahnsinnig nervös, weil er wusste, dass ich alles durchschauen würde. Ich grinste. „Zeig mir, Mr. Fernreiseplaner."

Er öffnete eine Liste auf seinem Handy – eine Liste, die eindeutig vorbereitet war. Natürlich farblich sortiert.
Mit Unterpunkten. Und Emojis. Ich legte mir eine Hand über den Mund, um nicht zu laut zu lachen.

1. Flüge
2. Unterkunft – optional, wenn wir nicht bei Freunden bleiben
3. Dauer des Aufenthalts
4. Kleidung für Hochzeit (!!!!)
5. Essen (ganz wichtig)
6. Treffen mit allen
7. Seoul Sightseeing
8. „Zeit zu zweit"
– mit Herz-Emoji.

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