- ◦ ● ◦ - Chapter 30 - ◦ ● ◦ -

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Peter verzieht kurz den Mund, so als hätte er die Antwort erwartet – nicht besonders begeistert, aber auch nicht überrascht.
"Klingt nach dir" murmelt er schliesslich, die Arme verschränkt.

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schaue ihn etwas verwirrt an. "Und was soll das jetzt heissen?"

"Na ja... du denkst eben lieber zu viel, bevor du jemandem was zutraust – mir zum Beispiel."

Ich halte kurz inne. Nicht, weil er Unrecht hat, sondern weil ich nicht genau weiss, wie viel ich mir selbst überhaupt zutraue, wenn er neben mir steht.
"Weisst du, du könntest einfach 'Danke, dass du nicht gestorben bist' sagen" meine ich trocken.

Er sieht mich an, hebt eine Augenbraue. "Danke, dass du nicht gestorben bist, Finja." 

"Gern geschehen." Ich grinse leicht.

Für einen Moment sagt keiner von uns etwas. Aber es ist nicht unangenehm. Ich merke, wie seine Schultern sich ein wenig entspannen. Dann sagt er leise:

"Ich hab es gesehen, übrigens. Das Video. Und dich davor. Wie du gezögert hast, ob du losfliegen sollst oder nicht."

Ich drehe den Kopf zu ihm, überrascht. "Du hast das gesehen?"

"War schwer zu übersehen. Du ziehst manchmal die Stirn zusammen, wenn du dich entscheiden musst. Und du beisst dir auf die Innenseite der Wange."

Ich starre ihn einen Moment lang an.
"Du hast echt nichts Besseres zu tun, als mich zu beobachten, oder?"

Er zuckt mit den Schultern, als wäre das nichts Besonderes.
"Vielleicht nicht." Dann, mit einem kleinen, kaum merklichen Lächeln. "Du bist interessanter als du tust."

Ich lache leise, schüttle den Kopf.
"Wenn du mich ärgern willst, musst du dir schon mehr Mühe geben."

"Wer sagt, dass ich dich ärgern will?" Er schaut mich an, und da ist ein Funke in seinem Blick, der mich kurz aus dem Konzept bringt. Nicht übertrieben. Nur... direkt.

Ich will etwas sagen, irgendeine clevere Antwort, aber mein Kopf fühlt sich plötzlich seltsam leer an.
Stattdessen stosse ich ein leises: "Hm." hervor und sehe wieder nach vorne.

Peter tritt ein bisschen näher an mich heran, ohne mich direkt zu berühren.
"Also... was war das jetzt vorhin eigentlich für ein Spruch? ‚Das, was du nicht gedacht hast'? War das so ein geheimcode-mässiger Vorwurf oder nur dein normaler Trotzmodus?"

Ich schnaube leise. "Vielleicht beides."

Er lacht leise. "Dachte ich mir."

Und obwohl wir da stehen, mitten in einem halbdunklen Gang, mit rostigen Rohren über unseren Köpfen und der ständigen Gefahr, dass gleich jemand um die Ecke kommt – fühlt es sich für einen Moment weniger angespannt an. Nicht normal. Aber... vertraut.

Fast ein bisschen zu sehr. 

Mit einer etwas zögerlichen Bewegung legt er seine Arme um meine Hüfte und zieht mich zu sich.
Mein Atem stockt, doch ich lasse es zu.

Er tut nichts weiter. Hält mich einfach nur. Nicht fest, nicht fordernd – einfach ruhig, wie jemand, der nicht ganz sicher ist, ob das gerade okay ist, aber es trotzdem versucht. Ich spüre seine Wärme durch das dünne Shirt, seinen gleichmässigen Atem an meiner Schläfe.

Für einen Moment weiss ich nicht, wohin mit meinen Händen. Dann lege ich sie vorsichtig an seine Seiten, nicht ganz entschlossen, nicht ganz abwehrend.

"Du zitterst" murmelt er leise.

"Tu ich nicht" flüstere ich zurück, leicht grinsend über das Gespräch. 

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