- ◦ ● ◦ - Chapter 6 - ◦ ● ◦ -

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Erschöpft von dem heutigen Unterricht, lasse ich mich auf den Stuhl fallen. Um mich herum haben sich auch schon ein paar Andere versammelt. 

Es ist wieder Sommerball-Planung. In ein paar Minuten fängt es an, doch es sind noch nicht alle da. Auch nicht Peter. 

Mein Blick fliegt über die Gesichter der anderen, doch ich sehe ihn nirgends. Gerade schaue ich auf die Zeit bei meinem Handy, höre ich schnelle Schritte bei der Tür. Kurz hebe ich meinen Kopf und sehe Peter. 

Komplett ausser Atem stützt er sich bei einem Tisch ab. Warscheinlich ist er gerade von seinem Training gekommen, seine Haare kleben leicht an seiner Stirn und er trägt seine Trainingsklamotten. 

"Tut mir Leid für die Verspätung." Sagt er, während er immer noch versucht seinen Atem zu beruhigen. Sein Blick spring von Person zu Person, doch bleibt bei mir stehen. 

Es fühlte sich an, als ob er mit seinen Augen Löcher in meine Seele starren wollte. Ich kneife leicht meine Augen zusammen und hebe meine Augenbrauen. 

"Was?" Frage ich leise, eher zu mir selbst und drehe mich von ihm ab. Auch nur eine Sekunde später fängt das Treffen auch an. Leute reden quer durch den Raum und man kann aum noch etwas verstehen. 

Etwa eine halbe Stunde geht es so weiter, doch plötzlich, aus dem Nichts, steht Peter auf und zieht die Blicke auf sich. Langsam wird es ruhiger im Raum und er steht immer noch vor dem Tisch. 

"Wir müssen unsere Finale Entscheidung nach diesem Treffen einreichen. Bitte schreibt eure letzten Ideen auf ein Blatt und gebt es mir ab. Danach schauen wir die Ideen durch."

Wie gesagt, wird getan. Alle schreiben ihre Ideen auf ein Blatt auf und geben es Peter ab. Ich drehe meinen Stift zwischen meinen Fingern und denke nach. 

Was soll ich aufschrieben? Frage ich mich selbst in Gedanken. 

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Eine kleine Box, voll mit Blätter wird vor uns ausgeleert und zu einem Haufen geformt. Peter nimmt den obersten Zettel und liest vor. 

"Wasserschlacht." Kurz schaut er in die Runde. "Nun?" 

Ein Mädchen, das neben mir sitzt, steht so schnell auf, dass ihr Stuhl nach hinten kippt.

"Definitiv nicht. Das ist die Schlimmste Idee, die ich hier gehört habe. Überleg doch mal, du trägst ein Kleid und dann ist alles nass und dreckig. Weist du wie mühsam das ist?"

Einige stimmen ihr zu und Peter wartet auf ein anderes Argument, doch niemand meldet sich. Daraufhin zerreisst er den Zettel und wirft ihn in den Papierkorb. 

Nacheiner gefühlten Ewigkeit, kommt der Haufen endlich zu Boden. 

"Tanzfläche." Spricht Peter die letzte Idee auf und ich muss direkt zu mir selbst schmunzeln, mit der Erinnerung an eine Party von Liana. 

Peter scheint wieder irgend ein Problem zu haben, denn plötzlich ruft er mich auf - wie ein Lehrer. 

"Finja?" Mein Name reisst mich aus meinen Gedanken und ich setzte mich auf. 

"Ja?" 

"Wie findest du die Idee? Du scheinst ja Freude daran zu haben in deinen Gedanken zu schweben. Wir haben nicht mehr viel Zeit bis wir die Ideen abgeben müssen, also hilf doch auch ein bisschen mit, nh?" 

Die Stille im Raum wird laut, als Peters Worte durch die Luft schnitten. Man kann förmlich spüren, wie genervt er ist, jedoch verstehe ich nicht warum. Es ist mir völlig unklar, wieso er so aufgebracht ist. Jedoch lasse ich das nicht auf mir sitzen. 

Ich starre ihn ungläubig an. 

"Was ist jetzt wieder dein Problem?" Erwiedere ich genervt. "Ich habe meine Ideen aufgeschreiben und wenn du erwartest, dass ich jederzeit dir alles präsentiere, dann ist das wohl eher dein Ding, nicht meins. Wenn du willst, dass ich aus meinen Gedanken springe und dir jede Lösung auf dem Silbertablett serviere, dann frag besser nicht so, als wärst du hier der Lehrer."

Die Stille im Raum zieht sich, während Peter meine Worte aufnimmt als wären sie ein Missverständnis, das er erst verstehen muss. Die Blicke der Anderen fliegten zwischen uns hin und her, doch niemand wagte es anzusprechen. 

Der Raum fühlte sich plötzlich kleiner an, als ob sich die Luft um uns verdichten würde. Wir stehen uns gegenüber und jeder Blick trägt unausgesprochene Worte. 

Ein Moment, in dem die Zeit still steht. Eine Situation, bei der ich mehr verstehe, als ich verstehen will. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, dreht er sich von mir ab, wendet seinen Blick von meinem ab und läuft ohne weitere Worte aus der Tür. 

Die Anderen sitzen auf ihren Stühlen und schauen zu, als ob es ein Theater ist. 

Kurz werfe ich einen Blick auf die Uhr und werfe meinen Rucksack über meine Schulter. Mit schnellen Schritten verlasse auch ich das Zimmer. 

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Mir ist egal was die Anderen jetzt von mir denken. 

Ohne langsamer zu werden, laufe ich nach Hause, schliesse die Tür auf und gehe in mein Zimmer. 

Mit Tränen in den Augen werfe ich mich auf mein Bett, sinke in die weiche Matratze ein und vergrabe mein Gesicht in meinem Kissen. Die Tränen strömen an meinem Gesicht herunter, doch mein Kissen fängt diese auf. 

Vorsichtig klopft es an meiner Tür, doch ich reagiere nicht. Ich habe jetzt keine Kraft dazu. Zum Glück verschwindet die Person auch wieder, denn ich setzte mich genervt auf. 

Nicht darüber genervt dass ich gestritten habe, sondern genervt dass ich wegen Peter weine. 

Okay, vielleicht auch ein bisschen weil ich es hasse zu streiten, aber hauptsächlich wegen Peter. 

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Es ist schon spät. Draussen ist es dunkel und ich bin die Einzige im Haus, bei der noch das Licht im Zimmer brennt. 

Irgendwie hat sich mein schlechtes Gewissen in mir ausgebreitet. Darum sitze ich gerade halb zusammen gekauert an meinem Pult und schreibe Alles auf, was ich noch von dem Treffen in meinem Kopf habe. 

Eine Dreiviertel Stunde später, bin ich fertig und sende das Blatt meiner Lehrerin. 

Gähnend stehe ich auf und taumle wieder zu meinem Bett. 

Bald sind Ferien, da muss ich Peter nicht mehr sehen. 

Denke ich zu mir selbst, während ich meine Augen schliesse und in einen tiefen Schlaf sinke.


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