Flucht

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Wut...so blind, so unersättlich, enthemmt und doch nicht frei... Wut bedeutet nach Rache zu streben ohne zu vergeben... Wut entsteht, wenn der Hass Wurzeln in der Seele schlägt.

Zitternd und schweißnass wachte Setsuna in ihrem Bett auf. Es war mitten in der Nacht. Mit Blick auf den Kalender sah sie, dass sie eine Woche im Keller war. Sie trug immer noch die gleiche Unterwäsche. Ihr Zimmer war, bis auf Bett und Schreibtisch, ausgeräumt. Als sie den Raum verlassen wollte, bemerkte sie die abgeschlossene Tür.

„Scheiße..."

Mit Fäusten hämmerte sie dagegen.

„Hey! Ist da wer? Ich habe Hunger und stinken tue ich auch."

Es blieb still. Immer wieder schlug sie gegen die Tür. Vor Wut schrie sie diese sogar an. Nichts geschah. Nachdenklich lief sie im Zimmer im Kreis. Es vergingen Stunden, Setsuna saß an der Tür. Ihr Kopf lag auf ihren Knien.

„Ich lasse mich nicht verbiegen... hörst du..."

Wieder trat sie gegen die Tür.

„HÖRST DU!"

Wut stieg wieder in ihr auf. Sie riss die Vorhänge vom Fenster, umwickelte sich damit. Dann griff sie nach dem Stuhl und warf ihn mit aller Kraft durch das Fenster. Klirrend gab dieses nach. Im nächsten Moment hörte sie, wie ein Schlüssel an einer Tür umgedreht wurde.

Grinsend nahm sie Anlauf und sprang aus dem Fenster. Das zersplitterte Glas zerschnitt ihr die Füße und Hände. Nach dem Aufprall auf dem Boden rollte sich Setsuna auf ihre Füße und rannte los. Hinter ihr hörte sie Stimmen, die nach ihr riefen, doch sie rannte. Sie wollte nur weg, sie wollte zu der einzigen Person, die sie vertraute.

Die Sonne ging langsam auf. Völlig entkräftet und dehydriert tastete sich das Mädchen an den Lagerhäusern, am Hafen, entlang. Ihre Füße und Hände hinterließen blutige Abdrücke an Wänden und Boden. Von weitem sah sie das rettende Gebäude, als sie stürzte und schmerzhaft auf ihre Knie fiel. Ein Schatten nahm ihr die Sicht.

„Na, du Göre... hast wohl nen scheiß Tag gehabt..."

Sie erkannte die Stimme, Diamante stand vor ihr und lachte. Er dachte nicht mal im Traum daran, ihr zu helfen.

„...Doffy..."

Keuchte sie heißer mit aufgeplatzten Lippen. Wieder lachte der Mann. Er ging vor ihr in die Hocke, griff ihr ans Kinn.

„Ich verstehe dich nicht...du musst schon lauter reden. Bettle um Hilfe..."

Setsuna sammelte ihre Kräfte, sprang Diamante an und stieß ihn gegen ein paar Mülltonnen. Scheppernd gingen diese mit dem Mann zu Boden. Mit ihrem blutigen Fuß trat sie ihm ins Gesicht.

„Niemals...werde...ich betteln..."

Die Tür vom Lagerhaus öffnete sich. Setsuna machte sich bereit, ihren Weg freizukämpfen. Als sie den Mann in der Tür sah, fing sie laut an zu weinen.

„Darling? Was ist passiert? Komm zu mir."

Doflamingo breitete, mit besorgtem Blick, seine Arme aus. Mit letzter Kraft rannte Setsuna zu ihm. Sprang in seine Arme, klammerte sich förmlich an ihn. Er drückte sie fest an seinen Körper, streichelte ihren Kopf. Setsuna war so unendlich glücklich und ließ all das Angestaute raus, weinte ungehemmt in sein Shirt. Doflamingo hob sie auf seine Arme und ging zurück ins Gebäude.

„Alles wird wieder gut, Darling. Du bist jetzt bei mir."

Strings that bind meWhere stories live. Discover now