Kapitel 5

3.2K 140 0
                                    

(Hailys Sicht)

Ich lag an diesem Morgen in meinem Bett. Erstens war es mir in der Umgebungsluft zu kalt, ohne in meine flauschige Decke gewickelt. Zweitens hatte ich absolut keinen Antrieb zum Aufstehen. Und zum Dritten und Letzten hatte ich auch noch jede menge Zeit, weil ich heute zwei Freistunden hatte. Genug Zeit zum Nachdenken. Oder zu viel Zeit. Wie man es sehen will. Aber immer, wenn ich lange keine Beschäftigung habe, schweifen meine Gedanken ab. Zu den unvorstellbarsten Dingen und ich denke VIEL zu VIEL nach. Dabei bilde ich mir immer Probleme ein, die es gar nicht gibt. Die düstersten Gedanken beherrschen dann meinen Kopf. Das erkennt man ja schon daran, wie ich über das Nachdenken nachdenke.Dad und Lucy waren gestern Abend so still, das war mir irgendwie schon zu gruselig. Auch wenn Tyler meinte: Ich habe mir das bloß eingebildet, beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Mein Dad hielt Lucy nicht eine Sekunde im Arm. Ehrlich gesagt kam es mir eher so vor als ob sie einen gewissen Abstand zwischen sich einhielten. Auch Lucys Gesicht bestätigte meine Beobachtungen, denn die lächelte nicht. Nichteinmal eine leichte Mundwinkelkrümmung konnte ich bei ihr entdecken. Sonst hatte sie immer dieses glücklich wirkende Lächeln im Gesicht, was mich jedesmal extrem an Tyler erinnert. Ob das etwas zu bedeuten hat, diese kalte Stimmung? Haben sie sich vielleicht sogar gestritten? Und zwar nicht nur wegen einer ganz simplen Sache sondern wegen etwas größerem, viel größerem?

Wegen was? Vielleicht ist es so groß, dass sie das nicht mehr gerade biegen können? Aber eigentlich lieben sie sich doch oder?Zu viele offene Fragen. Meine Augen sahen aus der klaren Fensterscheibe. Äste einer Eiche verdeckten einen Teil meines Fensters und den Blick nach draußen. Sie war letztes Jahr echt sowas von schnell gewachsen. Das einzig Gute an diesem lästigen Teil sind die Eichhörnchen, die ab und zu vor meinem Fenster sitzen. Ihr rotbraunes Fell und die spitzen Ohren, mit dem buschigen Schwanz machten sie zu einem der süßesten Tiere, die ich kenne.Ich spürte einen Kuss an meinem Hals. Ruckartig fuhr ich herum zur Türrichtung. Tyler hatte sich mit seinen Händen auf mein Bett gestützt und schaute mich verschlafen an. Seine Haare waren immernoch zerzaust von der Nacht. Wie schafft er es sogar ohne irgendetwas gemacht zu haben, so gut auszusehen? Er versuchte ein Lächel hervor zubringen. Aber er war noch zu müde und genauso sah sein Lächeln auch aus. „Was machst du noch hier. Hast du keine Schule?" fragte ich ihn leicht verwirrt. „Nein. Ich habe zwei Freistunden, wie du" Mein fragender Blick strahlte ihm entgegen. „Chemie fällt aus" dann kroch er zu mir unter die Bettdecke und legte seinen Arm um mich. Mein Kopf platzierte ich auf seinem Brustkorb. Er hatte mal wieder kein T- Shirt an. Wie kann er nur so schlafen? Mir wäre das viel zu kalt. Ich bekomme ja jetzt schon Gänsehaut. Unter meiner Decke, in meinem Schlafzeug.

Er merkte das mir kalt war und zog mich näher an sich heran. Sein zweiter Arm umschloss mich jetzt auch. Es war wirklich unglaublich wie viel Körperwärme er ausstrahlte.Eine ganze Weile lagen wir einfach nur so da. Bis wir dann aufstehen mussten, weil wir den Bus ja nicht verpassen wollten oder naja durften.Er ging sich umziehen und ich tat es ebenfalls. Eine hochgeschnittene Shorts mit einem schwarzen Crop- Top und einer Armeegrünen Jacke. Meine Haare band ich zu einem Zopf zusammen. Schnell schnappte ich mir noch meine Tasche. Wir waren wieder verdammt spät dran. Aber bei Tyler vergesse ich prinzipiell immer die Zeit. Und auch so habe ich eigentlich kein gutes Zeitmanagment, wenn ich mal zurückdenke.Tyler wartete schon unten an der Tür. Außer Atem kam ich bei ihm an und streifte mir noch meinen braunen Boots über. Er warf mir einen Apfel hin, den ich gerade so fange konnte. „Wir haben keine Zeit mehr für ein Frühstück zu zweit. Das ist alles was ich dir noch anbieten kann" ein Grinsen zeichnete sein Gesicht.Ich verdrehte die Augen „Damit kann ich leben." Ich richtete mich auf und stellte mich dicht vor ihn. Meine Lippen berüherten seine fast. Doch kurz davor biss ich demonstrativ in den Apfel „Mmmh ja ist wirklich lecker". Er hatte eindeutig einen Kuss erwartet. Sein Gesicht signalisierte das. Aber auch nach einem Jahr ärgere ich ihn noch gerne und lasse ihn ab und zu ein bisschen zappeln. Ich unterdrückte mir ein Lachen.

„Weißt du was, du kannst echt froh sein, dass du so süß bist und verdammt heiß aussiehst. Aber ich bekomme meinen Kuss schon noch." Seine Augen hatten sich zu Schlitzen geformt und seine Aussage klang schon fast wie eine Drohung. Trotzdem lachte ich innerlich. „Denkst du." Ihn hin zu halten ist meine Spezialität. Jetzt stolzierte ich aus der Tür und er folgte mir. Den Bus erwischten wir zum Glück noch. Nachdem Tyler ihn angehalten hatte, weil er schon losgefahren war.

Only One Person and your life is changing! TEIL 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt