28 | PETER

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Die Fahrt nach Thousand Oaks führt mich einmal quer durch LA. Der Verkehr ist erträglich und ich komme recht gut voran. Trotzdem bin ich über eine Stunde unterwegs.

Die ersten Häuser kommen in Sicht und mit jedem Kilometer beschleunigt sich mein Herzschlag merklich. Sekunde um Sekunde, Schlag um Schlag steigt die Spannung. Walborn ist der Schlüssel zu allem. Ich habe keine Beweise, dass er hinter allem steckt. Aber mein Gefühl sagt mir, dass ich bei ihm eine Antwort finden werde.

Die Frage ist: Was ist sein Motiv? Warum ist er hinter Ivete her? Kennen sie sich? Ist sie bei der Gala freiwillig mit ihm mitgegangen? Oder war sie zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr ansprechbar? Und warum schickt er ihr Blumen? Gerade die Aktion mit den Blumen macht mich stutzig. Sie passt nicht zu den anderen Ereignissen, die Ivete definitiv schaden sollten. Die Blumen und die dazugehörige Nachricht hatten eher einen romantischen Charakter. 'Schöne Blumen für eine schöne Frau'? Und gleich danach zerstochene Reifen? Wie passt das zusammen?

Was auch immer dahinter steckt, ich bin mir sicher, dass ich bald Antworten auf meine Fragen finden werde.

Die Rotella Street liegt am Rande der Stadt, in einem Viertel, das weder besonders reich noch besonders arm zu sein scheint. Ich stelle das Auto ein paar Häuser weiter ab und atme erst einmal tief durch. Die Luft ist warm und trocken. Mitten am Tag ist hier nicht viel los. Die Bewohner sind bei der Arbeit, die Kinder in der Schule oder im Kindergarten. Nur vereinzelt fahren Autos an mir vorbei. Eine ganze Weile beobachte ich das Haus mit der Nummer 1204, aber ich kann keine Bewegung feststellen. Walborn scheint nicht zuhause.

Irgendwann gebe ich mir einen Ruck. Es kann ja nicht schaden, sich das mal genauer anzusehen. Ich steige aus und schließe den MG ab. Mit sicheren Schritten, als gehöre ich hierher, gehe ich auf das Haus zu, die Fenster immer im Blick. Das Haus ist einstöckig, rechts schließt sich eine Garage an. Auf der linken Seite begrenzt ein Bretterzaun den Garten. Beim Näherkommen sehe ich, dass die Fassade einen neuen Anstrich braucht und die Fenster dringend geputzt werden müssten.

Es sieht nicht sehr einladend aus.

Ich zögere einen Sekundenbruchteil und beschließe, mein Glück durch die Hintertür zu versuchen. Der Bretterzaun ist kein großes Hindernis. Ich benutze ein Fass als Trittleiter und bin mit einem Satz auf der anderen Seite.

Der Garten macht nicht den Eindruck, als diene er der Erholung und Entspannung. Überall liegt Zeug herum, alte Möbel, Müllsäcke, Kisten, Kartons. Walborn scheint nicht viel von Ordnung zu halten.

Vorsichtig manövriere ich an dem Gerümpel vorbei, werfe ab und zu einen Blick durch die Fenster ins Haus, aber es bleibt still.

Auf der Rückseite des Hauses befindet sich eine Terrasse. Die Möbel stehen wild durcheinander, zum Teil übereinander gestapelt. Aber alle haben ihre besten Tage schon hinter sich.

Ich gehe zur Tür und will gerade nachsehen, wie sie sich öffnen lässt, als mir ein erstaunter Laut über die Lippen kommt.

Sie ist offen ...

Entweder ist Herr Walborn etwas verpeilt oder er hat großes Vertrauen in seine Nachbarschaft. Wie dem auch sei. Ich werde mich nicht beschweren.

Leise trete ich ein, lausche vorsichtshalber und sehe mich um. Raum für Raum durchsuche ich nach möglichen Hinweisen. Das Innere des Hauses ist in einem ähnlich ungepflegten Zustand wie das Äußere. Die Tapeten sind Jahre alt und stellenweise schmutzig. Die Einrichtung scheint keinem einheitlichen Stil zu folgen, sondern ist wild zusammengewürfelt. Überall liegt Gerümpel herum und es wurde schon lange nicht mehr geputzt.

Ich bin selbst nicht der ordentlichste Mensch und weiß, wie sehr ich meine Mitbewohner damit manchmal auf die Palme bringe. Aber so richtig wohl fühle auch ich mich hier nicht. Ob Walborn wirklich hier wohnt? Oder nutzt er das Haus nur als Lager?

Unbekannter Gegner (Drei Fragezeichen Fanfiction)Where stories live. Discover now