10 | IVETE

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Als ich wach werde, habe ich Kopfschmerzen aus der Hölle. Die Vorhänge sind nicht zugezogen und das Licht sticht mir wie kleine Messer in die Augäpfel. Stöhnend rolle ich mich von der Lichtquelle weg auf die Seite und ziehe eins der Kissen über meinen Kopf. Die Bewegung löst ein unangenehmes Rumoren in meinem Magen aus.

Puta merda, was ist nur los mit mir? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass ich es gestern mit dem Alkohol übertrieben habe. Aber das kann nicht sein! Ich trinke äußerst selten Alkohol und wenn, dann nur ganz wenig. Davon kann ich niemals so einen Kater haben.

Ruhig atmend versuche ich mich an den gestrigen Abend zu erinnern. Ich lasse alles Revue passieren, von dem Moment an, als wir uns fertig gemacht haben. Alles ist noch da, bis zu dem Streit, den Peter und ich hatten. Und genau wie gestern löst die Situation auch heute ein sehr ungutes Gefühl in mir aus. Als hätte ich endgültig etwas kaputt gemacht. Gleichzeitig spüre ich Enttäuschung, weil ich eine Chance nicht so nutzen konnte, wie ich es mir vorgenommen hatte.

Danach jedoch ist nichts als eine undurchdringliche Wand aus Nebel.

Habe ich mich abgeschossen? Weil Peter mich so angegriffen hat? Weil ich enttäuscht war?

Die Kopfschmerzen sind wirklich mörderisch und hindern mich daran, weiter darüber nachzudenken, wo meine Erinnerungen geblieben sind. Vielleicht sollte ich es langsam angehen lassen und noch ein wenig schlafen.

Ein leises Klopfen hält mich davon ab, wieder wegzudriften.

»Ja?«

Puta que pariu! Meine Stimme hört sich an, als hätte ich sie tagelang nicht genutzt. Dann wird mir bewusst, dass ich hier halb nackt liege. Das Kleid und die Schuhe hab ich mir ausgezogen, aber bei der Unterwäsche haben meine Kräfte offenbar nachgelassen. Schnell angel ich nach der Bettdecke und schlüpfe darunter.

Die Tür schwingt auf und Peters Kopf schiebt sich vorsichtig durch den Spalt.

»Oh, gut. Du bist wach.«

In Erwartung einer Fortsetzung unseres Streits beobachte ich ihn genau. Ist er noch sauer auf mich wegen des geplanten Einbruchs? Ging der Streit vielleicht noch weiter und ich weiß nur nichts mehr davon?

Er tritt ins Zimmer und mustert mich prüfend, dann atmet er sichtlich aus. Warum? Weil ich unter der Decke bin? Oder weil er mich in einem anderen Zustand erwartet hat?

Zögernd stellt er mir ein Glas auf den Nachttisch und legt eine Packung Tabletten daneben. »Ich denke, die wirst du vermutlich brauchen.«

Sein Verhalten entspricht nicht wirklich meinen Erwartungen. Er sieht nicht wütend aus. Eher wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hat und gleich beichten will. Oder als erwarte er, dass ich jeden Moment an die Decke gehe. Oder zusammenbreche.

»Kaffee wäre mir lieber«, krächze ich. »Aber danke.«

Unschlüssig steht er dort, die Hände in den Taschen seiner Shorts und scheint nicht recht zu wissen, wohin mit sich. Er gibt mir Rätsel auf, aber bevor ich mich in der Lage fühle, mich diesen zu stellen, greife ich zum Glas und spüle eine der Tabletten mit einem großen Schluck hinunter.

»Wie geht es dir?«, fragt er mich schließlich doch noch.

Ich räuspere mich. »Ich fühle mich, als hätte ich mich einmal durch die Bar probiert und wäre danach noch weitergezogen.« Jetzt mustere ich ihn. »Offenbar alleine. Im Gegensatz zu mir, siehst du recht fit aus.«

Er fährt sich durch die Haare und zuckt mit den Schultern, bevor er die Hand wieder tief in der Tasche vergräbt. »Ich hab nur schlecht geschlafen. Sonst geht's.«

Unbekannter Gegner (Drei Fragezeichen Fanfiction)Where stories live. Discover now