14 | IVETE

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Flackernde Lichter werfen ihre bunten Schatten auf die tanzende Menge. Der Beat der Musik dröhnt in den Ohren, die Luft ist erfüllt von Energie und Vorfreude. Es ist verdammt laut und verdammt voll. Und ich liebe es.

Mir war gar nicht bewusst, wie sehr ich es vermisst habe, mit meinen Mädels, der quirlige Mae, meiner Landsfrau Clara und ihrer Mitbewohnerin Anya, unterwegs zu sein. Während meines kurzen Studiums haben wir uns oft gesehen und viel Spaß zusammen gehabt. Seit ich zurück in LA bin, versuche ich die Freundschaft aufzufrischen und zu vertiefen. Wir sind wieder mal im All-in-One, das irgendwie im Laufe der Zeit zu unserem Stammclub geworden ist. Und wie immer habe ich uns einen Platz in der VIP-Lounge besorgt.

Heute ist allerdings kein gewöhnlicher Clubabend, heute steht etwas Besonderes auf dem Programm. Die Band, die Bob letzte Woche nach San Francisco begleitet hat, gibt heute ein kleines Konzert. Ich bin schon sehr gespannt auf den Auftritt, weil Bob mir schon so viel von ihnen erzählt hat. Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings, dass er heute im Dienst ist und nicht mit uns feiern kann. Aber ich wollte es mir nicht nehmen lassen, ihn auf diese Weise zu unterstützen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist in mir, dass er sich wenigstens für einen kurzen Zeitraum abseilen kann.

Wir warten auf den Auftritt der Band. Noch hat der DJ das Feld nicht geräumt, aber so lange kann es eigentlich nicht mehr dauern. Wir sind jedenfalls bestens vorbereitet. Die Laune ist gut, jede von uns hat ein volles Getränk vor sich stehen und ein paar Snacks gibt es auch. Es könnte nicht perfekter sein!

»Wo ist eigentlich Peter? Kommt der normalerweise nicht immer mit?« Obwohl wir im VIP-Bereich vom größten Lärm abgeschirmt sind, ist es immer noch sehr laut und Anya muss sich zu mir beugen, damit ich sie verstehe.

Ihre Frage überrascht mich eigentlich nicht. Sie steht auf ihn, hat sich aber bisher nicht getraut, ihn direkt anzusprechen. Bis jetzt fand ich das ganz süß. Erstaunlicherweise ist mir ihr Interesse heute aber ein Dorn im Auge.

Vielleicht liegt es nicht an ihrem Interesse selbst, sondern am Thema? Nein, Peter ist nicht da, obwohl er eigentlich auch immer gern mit in den Club gegangen ist. Aber mir ist schon aufgefallen, dass er sich seit der Gala irgendwie rar macht. Als ob er mich meiden würde. Nur kann ich mir beim besten Willen nicht erklären, warum.

»Keine Ahnung, was er treibt«, antworte ich. »Bob hat ihm gesagt, wo wir sind. Aber er hat sich nicht dazu geäußert, ob er auch noch kommen will.«

Sie macht ein enttäuschtes Gesicht, aber bevor sie noch etwas sagen kann, verstummt die Musik und das Licht geht aus. Gespannt beobachten wir, wie fünf dunkle Gestalten die Bühne betreten und sich hinter ihre Instrumente stellen. Ein Raunen geht durch das Publikum. Der Schlagzeuger gibt den Rhythmus vor und gleichzeitig mit dem ersten Schlag gehen die Lampen an und die Band erscheint im Scheinwerferlicht. Die Menge applaudiert und geht sofort mit, als der Leadsänger die erste Strophe eines bekannten Popsongs anstimmt.

War die Tanzfläche vorher schon gut besucht, füllt sie sich jetzt in Sekundenschnelle bis auf den letzten Platz. Auch Mae springt auf, greift meine Hand und zieht mich die Treppe hinunter, bis wir in der Menge verschwinden. Die beiden anderen folgen uns. Irgendwo finden wir noch ein freies Fleckchen. Sofort lasse ich mich mitreißen und genieße den Bass, der in jede meiner Zellen dringt.

Die Songs sind perfekt ausgewählt und man hört deutlich die persönliche, sehr rockige Note der Band heraus. Die drei Männer und zwei Frauen sind ein eingespieltes Team und bilden eine perfekte Einheit. Nichts ist zu spüren von der Nervosität, von der mir Bob beim letzten Mal erzählt hat.

Ich schnappe mir Anya und wirble sie herum, dann bewege ich mich mit Mae Hüfte an Hüfte im Takt der Musik. Wir lachen und singen laut mit. Es dauert nicht lange, bis wir völlig verschwitzt und außer Atem sind. Aber keinen von uns stört es. Die Zeit vergeht wie im Flug, während die Band ihr Bestes gibt. Anya und Clara geben mir irgendwann mit Zeichensprache zu verstehen, dass sie eine Pause brauchen und verschwinden zu unserem Tisch. Ich kann mich nicht überwinden, die Tanzfläche schon zu verlassen. Auch Mae scheint es nicht anders zu gehen.

Unbekannter Gegner (Drei Fragezeichen Fanfiction)Where stories live. Discover now