4 | IVETE

57 7 0
                                    

Wir erreichen das Beverly Hilton, das berühmte Hotel im Herzen von Beverly Hills, in dem seit mehr als sechzig Jahren die Golden Globes ausgerichtet werden. Ich bin ganz froh, Peter den Veranstaltungsort zunächst nicht verraten zu haben. Sonst wäre er vermutlich doch noch in Panik geraten und mit mir woanders hin gefahren.

Vor dem Eingang wartet bereits ein Mitarbeiter des Valet-Parkings darauf, mein Auto zu übernehmen. Im Hotel selbst werden wir durch Mitarbeiter und farbenfrohe Beschilderungen in den richtigen Saal gelotst. Es ist nicht der große International Ballroom, in dem auch die Golden Globes verliehen werden, sondern der deutlich kleinere, allerdings nicht weniger pompöse Beverly Hills Ballroom.

Wir stehen eine Weile am Rand und beobachten das bunte Treiben. Mit jeder Minute füllt sich der Saal mehr und mehr mit reichen und schönen, oft auch weniger schönen, aber immer noch sehr reichen Menschen. Dazwischen immer wieder Personal mit Tabletts, die mit Getränken oder kleinen Häppchen gefüllt sind.

Peter schaut sich etwas eingeschüchtert um. Man sieht ihm an, wie sehr er sich in diesem Moment wünscht, an einem anderen Ort zu sein.

»Das ist wirklich ... beeindruckend hier«, murmelt er vor sich hin. »Und in den Kreisen bist du aufgewachsen?«

Ich mustere ihn kritisch. »Du wolltest gerade eigentlich etwas Fieses sagen, oder? Irgendeine gemeine Spitze gegen meine Herkunft oder meinen Kontostand.«

»Nein!«

Natürlich. Ich sehe ihm an der Nasenspitze an, dass er lügt. »Dass du ein mieser Schauspieler bist, hatten wir schon.«

Er kapituliert seufzend. »Ich muss mich noch an diesen Waffenstillstand gewöhnen und daran, jetzt nett zu dir zu sein.«

»Ist nicht leicht, alte Verhaltensweisen abzulegen, oder?«

Er holt tief Luft, um etwas zu erwidern, schließt dann jedoch den Mund und zuckt einfach unverbindlich mit den Achseln.

Sein Blick schweift wieder über die Menge im Saal. Dann beugt er sich zu mir und raunt mir ins Ohr: »Ernsthaft jetzt: Wie lange müssen wir uns das hier antun?«

Ich schenke ihm ein strahlendes Lächeln. »Der Abend hat doch gerade erst begonnen, Querido.« Schnell winke ich eine der Bediensteten herbei, schnappe mir zwei der Champagnerflöten und drücke eine davon Peter in die Hand. »Tim tim!«

Er reagiert erst, als ich auffordernd die Augenbrauen hebe, stößt mit mir an und trinkt widerwillig einen Schluck.

»Reiß dich zusammen, Shaw!«, raune ich ihm über das Glas hinweg zu. »Tu wenigstens so, als hättest du Spaß.«

»Du hast selbst festgestellt, dass ich ein mieser Schauspieler bin.«

»Dann gib dir mehr Mühe!«

Unsere Diskussion wird von einer ungewöhnlich hohen Männerstimme unterbrochen.

»Ah, Miss Camargo! Wie schön, dass Sie es einrichten konnten.« Ein hagerer Mittfünfziger kommt strahlend auf uns zu und begrüßt mich, als wäre ich mit ihm verwandt. Mit Küsschen links und rechts auf die Wangen und seinen Händen, die über meine Oberarme streichen und mir eine Gänsehaut verursachen.

»Boa noite, Senhor Ortiz.« Ich spiele das Spiel mit, auch, wenn sich alles in mir dagegen sträubt. Sobald der Mann mich loslässt, schließe ich unauffällig die Distanz zu Peter. Als hätte er verstanden, dass ich ihn gerade als Rettungsanker brauche, legt er seine Hand auf meinen unteren Rücken. Die warme Berührung ist so viel besser und hilft mir sofort, meine Nerven zu beruhigen.

»Herzlichen Dank für die Einladung«, spreche ich weiter, ohne mir mein Unwohlsein anmerken zu lassen. »Darf ich Ihnen meine Begleitung vorstellen? Peter Shaw. Peter, das ist Jesus Mota Ortiz, ein langjähriger und gern gesehener Kunde von uns.«

Unbekannter Gegner (Drei Fragezeichen Fanfiction)Kde žijí příběhy. Začni objevovat