2 | IVETE

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Die Sonne kitzelt mein Gesicht, als ich aufwache. Ein Blick auf den Wecker, der auf dem Nachttisch steht, zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Es ist fast zehn Uhr. Ich zählte noch nie zu den Langschläfern. Ich liebe es, frühmorgens der Natur beim Erwachen zuzusehen, die kühle, frische Luft vor der Hitze des Tages einzuatmen und meine Gedanken zu ordnen, bevor der Trubel beginnt. Aber seit ich hier bin, hat sich das alles verändert.

Und der Grund liegt eng an mich geschmiegt neben mir und schläft immer noch tief und fest. Es ist nicht nur, dass wir nachts andere Dinge tun, als zu schlafen. Sehr viel spannendere Dinge. Nein, irgendetwas hat er an sich, dass mich zur Ruhe kommen lässt. Wenn ich bei ihm bin, ist es, als würde meine Welt sich ein kleines bisschen weniger schnell drehen. Als hätte jemand die Hektik ausgesperrt und die Geschwindigkeit reguliert. Es fühlte sich an, als wäre endlich alles genau so, wie es sein soll.

Ich schließe die Augen und lasse mich in die Wärme sinken, die Bobs Körper ausstrahlt. Fast bin ich wieder weggedöst, als ich plötzlich eine Bewegung hinter mir spüre. Bartstoppel kratzen über meine Schulter und sanfte Küsse werden auf meiner Haut verteilt.

Ich seufze und spüre ein leises Lachen, das ich lediglich als Vibration seiner Brust in meinem Rücken spüren kann.

»Guten Morgen«, murmelt er nah an meinem Ohr und bereitet mir eine Gänsehaut.

Ich drehe mich in seinen Armen. Der Anblick lässt mich lächeln. Aus halb geöffneten Augenlidern sieht er mich an. Mit diesem Blick, der mir ohne Worte bereits alles mitteilt. Seine blonden Haare sind völlig zerzaust von der Nacht und stehen in alle Richtungen ab. Und auf der Wange zeichnet sich der Abdruck des Kissens ab.

»Bom dia!« Ich streiche ihm über die Wange und fahre schmunzelnd die Linie ab, die dort zu sehen ist. »Du siehst müde aus.«

»Bin ich auch.« Er dreht sich, streckt alle Glieder und gähnt dramatisch laut auf.

»Vielleicht hätten wir doch lieber schlafen sollen ...«, beginne ich lachend, aber ich werde unterbrochen, weil er sich zurückdreht und plötzlich über mir ist.

»Niemals«, flüstert er ganz dicht an meinen Lippen. Der Kuss, den er mir schenkt, ist tief und sinnlich und unterstreicht nur seine Worte. Er versetzt mich wieder in diesen himmlischen Zustand, in dem tausend Gefühle in meinem Bauch explodieren und Hitze mich durchflutet.

»Hab ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?«

Ich lächel. »Nein, heute noch nicht.«

»Ich. Liebe. Dich.« Jedes Wort wird durch einen Kuss gerahmt.

Lachend wehre ich ihn ab und entwinde mich seiner Umklammerung.

»Okay, das reicht. Das ist mir eindeutig zu viel Kitsch am frühen Morgen.«

»Ich will nur, dass du es nicht vergisst, solange ich weg bin.«

Ich hebe die Augenbrauen. »Du bist gerade mal vier Tage in San Francisco.«

»Vier Tage, die wir nicht zusammen verbringen«, widerspricht er mit ernster Miene.

»Das schaffen wir schon. Immerhin haben wir die acht Wochen auch irgendwie geschafft.«

»Erinner mich nicht daran«, sagt er und verzieht das Gesicht. Ein Schatten legt sich über seine Züge und ich ahne, woran er denkt.

Unsere Beziehung ist wunderschön und so harmonisch, wie ich noch nie eine Beziehung vorher hatte. Dass ich jedoch aktuell in meiner Heimatstadt Vitória in Brasilien lebe, macht die Logistik zu einer wirklichen Herausforderung. Fernbeziehungen sind ätzend, aber Fernbeziehungen auf 6.500 Meilen sind nochmal ein ganz anderes Level. Ich bin sehr glücklich, dass ich die Möglichkeit wahrnehmen kann, einige Wochen nach LA zurückzukommen. Es stehen einige Termine hier in den USA an, die ich wahrnehmen möchte und muss. Und da bietet sich LA einfach an.

Unbekannter Gegner (Drei Fragezeichen Fanfiction)Where stories live. Discover now