15 | IVETE

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Ich kann nicht schlafen. Wie so oft in letzter Zeit. Aber wenigstens bleiben mir so die Alpträume erspart.

Statt die wenigen Stunden, die uns noch bleiben, zu nutzen, liege ich wach und denke nach. Im Gegensatz zu Bob, der tief und fest schläft. Sein warmer Körper schmiegt sich an meinen Rücken. Er hat sein Gesicht in meiner Lockenmähne vergraben und atmet ruhig und gleichmäßig.

Normalerweise wirkt die Geborgenheit in seinen Armen beruhigend auf mich. Doch heute hilft sie mir nicht, mein Gedankenkarussell zu stoppen. Im Gegenteil.

Mir geht die Sache im Club einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Es war gefährlich nahe, nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Aber warum reagiere ich auf einmal so auf Peter? Ja, er ist attraktiv, das ist unbestritten. Ich bezweifle, dass es viele Menschen gibt, die mir da widersprechen würden. Und nur weil ich mich in einer glücklichen Beziehung befinde, heißt das noch lange nicht, dass ich für so etwas nicht empfänglich bin. Mit seinen 1,90 Meter und seinem definierten, muskulösen Körperbau ist er schon eine sehr imposante Erscheinung. Allein dieser Bauch - ich muss leider gestehen, dass ich eine Schwäche für Sixpacks habe. Dazu kommen die markant geschnittenen, symmetrischen Gesichtszüge und die Haare, die - je nach Lichteinfall - mal blond, mal in einem warmen Kupferton schimmern. Und dann diese lässige, ein bisschen unschuldige Art, als wüsste er gar nicht, wie er auf andere wirkt.

Aber trotz allem hatte er bisher eher den Status des nervigen Mitbewohners, mit dem es sich hervorragend streiten lässt.

Was hat sich jetzt zwischen uns verändert? War es einfach nur diese spezielle Situation in dieser dunklen Ecke des Clubs? Oder hat es schon viel früher begonnen und ich hab es bisher nur nicht bemerkt? Was wäre passiert, wenn ich die Klappe gehalten hätte? Hätte er mich dann geküsst? Hätte ich das zugelassen?

Verdammt, ich bin sehr glücklich mit seinem besten Freund liiert! Warum gerate ich plötzlich in so eine Situation?

Am liebsten würde ich zu ihm gehen und mit ihm reden. Aber Peter ist nicht da. Als wir vorhin heimkamen, stand die Tür zu seinem Zimmer weit offen, und ich hätte es sicher gehört, wenn er heimgekommen wäre. Wo ist er? Ist er weitergezogen? Amüsiert er sich gerade mit einer anderen Frau, die er irgendwo aufgegabelt hat? Nachdem er mich fast geküsst hat? Und warum zum Teufel interessiert mich das jetzt plötzlich?

»Hör auf damit!« Das tiefe Brummen in meinem Rücken beschert mir eine Gänsehaut und lässt mich kurz ertappt zusammenzucken.

»Mit was?«

»Grübeln. Ich kann es bis hierhin hören.« Bob streicht sanft über meinen Bauch, aber auch diese Berührung lässt meine Anspannung nicht weniger werden. »Was ist los? Was geht dir durch den Kopf?«

Meu deus! Das verrate ich besser nicht.

»Findest du auch, dass Peter sich in letzter Zeit seltsam verhält?«, frage ich stattdessen.

Ich vernehme einen Laut hinter mir, der zustimmend klingt. »Er geht uns beiden ziemlich aus dem Weg. War heute Abend irgendwas? Oder was hat dich so zum Grübeln gebracht?«

»Er war im Club.«

»Echt? Ich hab gar nichts davon mitbekommen.«

»Er war nicht lange da. Ich glaube, er wollte eigentlich zu dir, aber Anya hat ihn sich geschnappt und zu uns geschleift.« Ich muss tief Luft holen, weil der Gedanke immer noch Wut in mir aufsteigen lässt. »Er hat geplappert, dann wollte er verschwinden, aber ich habe ihn zur Rede gestellt und wir haben uns gestritten.«

Und fast geküsst. Aber diesen Teil der Geschichte behalte ich lieber vorerst für mich. Bis ich verstanden habe, was es bedeutet. Vielleicht ist es ja doch nur ein Missverständnis gewesen, etwas, dass ich völlig falsch interpretiert habe.

Unbekannter Gegner (Drei Fragezeichen Fanfiction)Where stories live. Discover now