58. Unfassbare Erkenntnis

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Eragon stand mit Saphira auf der Lichtung unweit von Ilirea. Hier hatten sich Murtagh und er nach dem Sieg über Galbatorix ein letztes Mal getroffen, bevor Murtagh in den Norden aufgebrochen war. Sie hatten diesen Ort als ihren Treffpunkt vereinbart. Murtagh war unwohl bei dem Gedanken gewesen mit Dorn über der Hauptstadt aufzutauchen. Panik wäre vielleicht die Folge gewesen.
Die Sonne senkte sich bereits im Westen und Eragon suchte weiterhin mit seinen Augen den Himmel ab. Tatsächlich entdeckte er einen Drachen, aber der grüne Glanz der Schuppen machte klar, dass es sich nicht um Dorn handelte.
Kurze Zeit später landete Fírnen und Arya glitt von seinem Rücken. Ohne etwas zu sagen stellte sie Elfe sich neben ihn.
"Du traust Murtagh wirklich noch nicht oder?" Wollte Eragon wissen.
"Ein Herz, welches voller Wut und Hass war wird nicht über Nacht zu einem voller Liebe und Sanftmut."
"Es ist vier Jahre her, seit Murtagh und Dorn von Galbatorix befreit wurden."
"Aus meiner Perspektive ist das praktisch gestern." Erwiderte Arya.
"Wenn du Murtagh nicht vertraust, warum haste dann nicht widersprochen als die Zwerge eine Bürgschaft von mir gefordert haben?"
Arya fing Eragons Blick ein und sah ihm tief in die Augen.
"Ich vertraue dir."
Lächelnd legte Eragon den Arm um Aryas Hüfte und zog sie etwas näher an sich. Zwar schmerzte es in etwas, das seine Gefährtin seinem Bruder noch immer misstraute doch konnte er sie auch verstehen. Sie hatte Murtagh nicht gekannt bevor Dorn bei ihm schlüpfte. Nur kurz hatten sie sich während der Schlacht gegen die Urgals und Durza gesehen, dann war Murtagh von den Zwillingen verschleppt worden.
"Sie kommen." Sagt Arya schließlich und wies auf einen kleinen dunklen Punkt am Horizont, welcher schnell näher kam. Schon bald erkannte man die Gestalt eines Drachen und Dorns Rote Schuppen.
Wenige Minuten später landete der rote Drache und ließ seinen Reiter absteigen. Anschließend begrüßte Dorn seine Artgenossen. Diesmal wurde unter dem Drachen auf Drohgebärden verzichtet.
Murtagh indes starrte geistesabwesend in Richtung Ilirea. Eragon konnte nur vermuten, was ihm durch den Kopf ging. Dachte sein Bruder an Nasuada und ihr gemeinsames Kind?
Noch bevor Eragon eine Antwort erhielt drehte sich Murtagh zu den beiden anderen Drachenreitern um und begrüßte sie.
"Es freut mich euch beide wieder zu sehen." Sagte der dunkelhaarige Reiter. "Nur die Umstände freue mich weniger."
"Über die ist wohl keiner von uns glücklich." Räumte Eragon ein.
Inzwischen hatten die Drachen sich ausreichend begrüßt und platzierten sich in der Nähe ihrer Reiter. In Ermangelung einer besseren Sitzgelegenheit setzten Eragon Murtagh und Arya sich jeweils an die Seite ihres Seelengefährten.
Nervös knetete Murtagh seine Finger bis er schließlich sagte: "Dann lasst uns mal Anfangen. Was wollt ihr über diese schwarze Pest wissen?"
"Vor allem müssen wir wissen wie er denkt." Hob Arya schließlich an um Eragon zu entlasten. "Was könntet Ihr euch vorstellen bezweckt er mit seiner Aktion. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass politische Eroberung nicht sein Ziel sein kann."
Murtagh lachte kurz und bitter auf.
"Nein, das kann ich mir auch nicht vorstellen. Politik hat ihn nie interessiert. Ich bin nicht sicher ob ich euch überhaupt helfen kann. Ich bin aus Shruikans Verhalten nie klug geworden. Die meiste Zeit lag er einfach nur herum und starrte ins Nichts. Wenn er Dorn unterrichtet hat, hat er auch nur das Notwendigste gesprochen. Und die meiste Zeit war er auch nicht übertrieben brutal. Nur wenn Galbatorix es befohlen hat, hat er Dorn "härter" angefasst. Die meiste Zeit war er einfach froh wenn man ihn in Ruhe gelassen hat. Da war nur dieses merkwürdige Verhalten gegenüber einigen Dienern. Ich hatte davon erzählt Eragon."
Der junge Anführer der Reiter nickte. "Seine besondere Vorliebe Leuten den Kopf abzureißen."
Plötzlich erklang Dorns Stimme für alle hörbar.
- "Ich denke aber, dass genau dieses Verhalten der Schlüssel ist." -
"Wieso denkst du das Skulblaka." Wollte Arya wissen. Der Tonfall der Elfe blieb sachlich und zielorientiert. Eragon wusste nicht was er davon halten sollte. Auf die eine Weise war es sinnvoll wie seine Gefährtin sich verhielt. Ständig zu bekunden wie leid es allen tat, Murtagh und Dorn auf dieses dunkle Kapitel ansprechen zu müssen brachte sie nicht weiter. Er hoffte nur, das seine Halbruder verstehen würde, dass dies wohl die Intention Aryas war.
- "Genau kann ich das auch nicht sagen. Wie Murtagh dir erzählt hat, Murtagh-Bruder- Eragon, ist Shruikan nur einmal mir gegenüber so in Wut geraten, dass selbst Galbatorix sich schützend vor mich stellen musste. Ich habe keinen Zweifel, das Shruikan mich sonst getötet hätte. Jedes Mal, wenn er jemanden umgebracht hatte, einen Diener, einen Sklaven einmal sogar einen von Galbatorix Hauptleuten, hat sich Shruikan in den hintersten Teil seines Horts zurückgezogen. Dort blieb er, oft stundenlang. Einmal hatte er sich wieder dorthin verkrochen aber mein Unterricht sollte beginnen. Also hat Galbatorix mir befohlen zu Shruikan zu gehen und ihn darauf hinzuweisen. Ich wollte das nicht, aber widersetzen konnte ich mich nicht. Also bin ich in diesen hinteren Teil des Horts gegangen aber Shruikan war nicht da. Das hat mich überrascht. Er verließ seine Höhle praktisch nie. Wie alle Drachen liebe ich es zu fliegen. Das Gefühl der Freiheit, den Wind unter den Flügeln zu spüren....." -
Saphira und Fírnen summten zustimmend und keinem der Reiter entging, dass ihre zusammengefalteten Schwingen unternehmungslustig zuckten.
- "Bei Shruikan war das anders. Er ließ sich sein Futter bringen anstatt es selbst zu jagen und verließ den Hort nur nachts und auch dann nur auf Galbatorix Befehl hin. So schüchterte er die Bewohner seiner Stadt ein. Sie sollten spüren wie die Erde unter seinen Pranken erzitterte, wie er als geisterhafter Schatten durch den Himmel glitt ohne dass jemand sagen konnte wie groß und mächtig er eigentlich wirklich ist. An diesem Tag schien er aber nicht da zu sein. Ich beschloss also einfach auf ihn zu warten. Was hätte ich sonst tun sollen? Als ich mich niederlegte spürte ich aber leichte Erschütterungen im Boden. Erschütterungen wie von Shruikans Pranken. Er musste also irgendwo in unserem Unterschlupf sein. Ich verließ mich auf meine Nase und folgte einfach seiner Spur. Nach einigen Schritten spürte ich plötzlich Magie. Als ich aufsah hatte die Höhle vor mir sich verändert. Shruikan stand direkt vor mir und schien in irgendeine Arbeit vertieft. Was er tat konnte ich nicht sehen. Er verstellte mir die Sicht. Aber er war so vollkommen gefangen von seiner Tätigkeit, dass er mich überhaupt nicht bemerkte. Ich habe ihn dann angesprochen und an den Unterricht erinnert. Was dann kam, zählt für mich zu den schmerzhaftesten Erinnerungen meines Lebens. Er ist wie eine Naturgewalt über mich hergefallen. Ich habe mir schließlich nicht anders zu helfen gewusst als nach Murtagh zu rufen. Er spürte, das ich bereits verletzt war und berichtete es Galbatorix. Der war selbst entsetzt wie brutal Shruikan plötzlich war. Er musste selbst meine Wunden heilen sonst wäre ich Ihnen erlegen. Während sich der König darauf konzentrierte, hat Shruikan mit mir im Geist gesprochen, so dass nur ich ihn hören konnte. Er hatte gedroht, dass wenn ich irgend etwas von diesem geheimen Winkel in seiner Höhle dem König berichten würde es mir und meinem Reiter schlecht gehen würde." -
"Shruikan muss also eine Art Tarnzauber über einen Teil eures Unterschlupfs gelegt haben. Er muss schon länger seine Magie beherrschen können. Ich frage mich nur, wie er das vor seinem Reiter geheim halten konnte."
"Du vergisst da etwas Eragon." Unterbrach Murtagh die Gedankengänge seines Bruders. "Shruikan war nie Galbatorix Drache. Sicher der König hat ihn mit Magie an sich gebunden und dafür gesorgt, das Shruikan ihm gehorchen musste. Er hat zwar immer behauptet, dass die gemeinsamen Jahre sie so zusammengeschweißt hätten als wären sie von Natur aus Drache und Reiter aber wenn man Galbatorix beobachtet hat, und dazu war ich ja gezwungen, dann erkannte man, dass sein ganzes Verhalten immer noch vom Verlust seines Drachens geprägt war. Er hat Shruikan nie im Geist angesprochen. Er hat ihn immer seine Befehle durch Sprache übermittelt. Wenn er Fragen hatte, hat er sie so formuliert das Shruikan mit einem einfachen Ja oder Nein antworten konnte. Kopfschütteln oder Nicken. So hat das auch mit Dorn gehalten. Es war als könnte er die Berührung eines Drachengeistes nicht mehr ertragen. Es erinnerte ihn immer an das was er verloren hatte."
"Dann könnte Shruikan wirklich so einige Geheimnisse vor seinem Reiter gehabt haben." Murmelte Eragon.
"Du hast doch damals die schwarze Zitadelle durchsucht Eragon." Fragte Arya. "Ist dir im Drachenhort nichts aufgefallen?"
"Der Drachenhort war eine riesige natürliche Höhle. Natürlich haben wir einen Blick hineingeworfen aber sie schien leer zu sein. Wir haben uns nicht die Mühe gemacht jede Ecke zu durchsuchen."
"Dann ist wohl klar wohin wir nun unsere Schritte lenken müssen." Stellt Arya sachlich fest.
Murtagh schüttelte nur den Kopf.
"Das wird immer besser! Erst schwelgen wir in Erinnerungen über Shruikan und jetzt schlägst du vor, dass wir schwarze Zitadelle durchsuchen. Das ist so ziemlich der letzte Ort an den ich zurückkehren möchte."
"Wenn du willst, kannst Du in Ilirea zurückbleiben." Schlug Eragon vor.
"Nein, Dorn und ich begleiten euch. Ich kenne mich am besten in diesem Gemäuer aus und Dorn ist der einzige, der weiß an welcher Stelle wir suchen müssen. Wir kommen schneller zu einem Ergebnis wenn wir euch begleiten. Eine Frage hätte ich aber noch: Du sagst, Shruikan wäre mit König Orrin von Surda verbündet gewesen."
"Zumindest dachte Orrin das." Räumte Eragon ein. "Shruikan hat ihn wohl nur für seine Pläne benutzt."
"Aber wie hat Orrin Shruikans Eldunari überhaupt in die Finger bekommen?" Wollte Murtagh wissen.
"Eine gute Frage." Gestand Eragon. "Leider kann ich sie dir nicht beantworten. Bisher war der wohl ehemalige König nicht besonders gesprächig. Um es genau zu sagen, er war kaum ansprechbar. Nasuada und unsere Schüler unternehmen gerade einen weiteren Versuch. Vielleicht erfahren wir dann mehr."
Murtagh atmete tief ein und aus.
"Dann bringen wir es hinter uns."
Dem konnten Arya und Eragon nur zustimmen. Wortlos bestiegen sie ihre Drachen und im Schutze der heraufziehenden Nacht glitten sie auf den Punkt in der Felsenklippe, welche Ilirea überragte, zu wo das riesige Tor zu Galbatorix Machtzentrale gewesen war. Eine Mauer aus Steinen, welche aus massivem Granit gehauen waren schirmte den ehemaligen Zugang von der Außenwelt ab. Der tödliche Kraft die durch Galbatorix Selbstmord in der Zitadelle umging ließ sich so einsperren. Man hatte nur eine kleine Tür in die Mauer eingebaut und diese war auf Anraten der Eldunari aus massivem Blei gefertigt worden.
- "Wieder ein Alleingang von dir?" - Grollte Saphira als sie die kleine Tür erblickte.
- "Es geht nicht anders. Wenn wir die Mauer öffnen entweicht etwas von diesem unsichtbaren Gift. Ich möchte nicht dass jemand in der Stadt krank wird, weil wir unvorsichtig waren." -
- "Und wie soll Dorn euch führen wenn er nicht in die Festung eindringen kann?" - Fragte Saphira spitz.
"Er wird durch meine Augen sehen." Erklärte Murtagh. "Ich muss dabei sein, weil Dorn weiß wie ich die Welt wahrnehme. Würde er durch Eragons oder Aryas Augen sehen würde ihm das vielleicht verwirren."
- "Ihr seid wirklich Brüder!" - Zischte die blaue Drachendame. - "Euch macht es beiden Spaß eurer Nase dorthin zu stecken wo sie nichts zu suchen hat." -
"Ich versichere dir Saphira, ein Vergnügen wird das für keinen von uns." Mit diesen Worten begann Eragon die Schutzwälle zu wirken, die nötig waren damit er und seine Begleiter in der schwarzen Zitadelle überleben konnten. Danach sicherte er auch den Eingang mit einem solchen Schutzwall.
"Sobald wir drin sind schließt ihr bitte die Tür. Dann muss ich nicht zusätzliche Kraft aufwenden um diese unsichtbare Macht durch Magie in der Zitadelle zu halten. Die Tür lässt sich auch von innen öffnen wenn wir wieder hinaus wollen."
Saphira knurrte ungehalten, stimmte aber schließlich zu. Eragon warf einen Blick zu seinen Begleitern und stellte fest, dass beide bereit waren. Nur mit vereinten Kraft gelang es den drei Reitern die fast 2 m dicke Bleitür zu öffnen. Endlose Finsternis starrte ihnen entgegen. Eragon beschwor ein Wehrlicht und trat in den dunklen Schlund. Als alle die Zitadelle betreten hatten zogen sie die Tür wieder hinter sich zu. Eragon vergrößerte das Wehrlicht und langsam schritten sie durch die große Vorhalle.
Noch gut erinnerte sich der junge Anführer der Drachenreiter wie er sich gemeinsam mit Elva, Saphira und Arya einen Weg durch die Fallen gekämpft hatte. Diese bedrohten sie zum Glück nun nicht mehr. Mit dem Wort der Wörter hat der Eragon alle magischen Fallen in der Zitadelle unschädlich gemacht bevor er seine Untersuchung begann.
Schließlich erreichte die Gruppe schweigend Galbatorix ehemaligen Tonsaal. Tiefes Unbehagen überfiel Eragon als er den Ort sah, wo Galbatorix sein Ende gefunden hatte. Der Thron, in der Mitte des Raumes, wo Galbatorix sie erwartet hatte und die Kinder bedroht hatte um Angriffe auf sich zu verhindern. Der Ort an dem Eragon und Murtagh sich ein letztes Mal als Feinde hatten duellieren müssen, während Galbatorix sich an dem Spektakel erfreute und die gefesselte Nasuada sowie Eragons Begleiter zwang dem Ganzen zuzusehen. Selbst das gewaltige Skelett des schwarzen Drachens lag noch dort wo sein Körper gefallen war.
Eragon blickte zu Murtagh. Das Gesicht seines Halbbruders sprach Bände. So unwohl sich Eragon auch fühlte, für den dunkelhaarigen Drachenreiter war es noch schlimmer. Während sie den Thron umrundeten um in den dahinter gelegenen Drachenhort zu gelangen, überlegte Eragon wie er Murtagh zumindest ein wenig ablenken konnte. Leider fiel ihm nichts ein, was in Anbetracht der Situation nicht völlig lächerlich geklungen hätte. Nur ein Thema kam ihm in den Sinn, das seinen Bruder wirklich ablenken würde.
"Nasuada hat es uns erzählt." Sagte er schließlich.
Einen Moment schien Murtagh nicht zu wissen wovon sein Bruder sprach dann schluckte er.
"Ich nehme an, Du willst mir jetzt gratulieren oder?"
"Ist für dich ein Kind kein Grund zur Freude? Und bevor du mich für gänzlich naiv hältst Bruder, ich weiß das eurer Lage nicht einfach ist. Ich weiß aber auch, dass ihr damit nicht allein seit."
"Er meint Murtagh Vodhr, dass wir dir und Nasuada helfen werden, damit euer Kind so wenig wie möglich unter den Schatten der Vergangenheit zu leiden hat." Erklärte Arya.
Eragon blickte sie kurz dankbar an. Sie stand Murtagh vielleicht noch etwas reserviert gegenüber, doch das bedeutet offensichtlich nicht, dass sie nicht bereit war ihm eine faire Chance zu geben.
Murtagh starte einfach nur auf den Boden vor sich. Eragon kannte die verschlossene Art des jungen Mannes inzwischen gut genug um zu wissen, dass diese Worte in tief berührt hatten. Murtagh wusste genau, wie er auf Beleidigungen und Vorwürfe reagieren musste. Schwierig war es für ihn angemessen auf Freundschaft und Gesten des guten Willens zu reagieren.
Schließlich brachte er ein "Danke" hervor. Eragon stellte zufrieden fest, dass ein Halbruder wohl wirklich etwas Abstand zu den trüben Erinnerungen gewonnen hatte, die dieser Ort hervorrief.
Noch einige Minuten setzten die drei Reiter ihren Weg fort, dann deutete Murtagh auf einen Punkt in der Nähe der hinteren Wand.
"Dort! Dorn ist sich sicher."
Bedächtig näherten sich die Reiter der Stelle, die Murtagh ihnen wies. Eragon zog Brisingr aus der Scheide, hielt es mit einer Hand vor sich und streckte den Arm dann langsam aus. Plötzlich schien die blaue Klinge zu vibrieren und die Spitze des Schwertes verschwand scheinbar in der Luft. Vorsichtig zog Eragon den Arm zurück. Arya, welche die meiste Erfahrung mit der Magie hatte, begann sofort damit die magische Barriere zu überprüfen.
"Es ist sicher." Bestätigte sie schließlich. "Es handelt sich nur um eine Art Tarnzaubern. Abwehrfallen erkenne ich nicht."
Die drei Gefährten blickten sich noch einmal an, dann traten sie zwei Schritte vor. Eragon musste innerlich über sich selbst lachen, weil er aus einem Reflex heraus die Augen geschlossen hatte. Der Anblick der sich ihnen bot verbannte jedoch jede Form von Heiterkeit aus seinen Gedanken.
"Ihr Götter!" Hauchte Murtagh.
Der Boden der Höhe war übersät von Gesichtern. Shruikan hatte die Köpfe, welche er seinen Opfern vom Körper gerissen hatte offenbar zerstückelt und sie wie ein Mosaik wieder zusammengesetzt. Die Augen von einem Opfer, Nase und Mund eines anderen...... immer wieder formten die Teile ein Gesicht. Dabei war jedes Stück mit etwas verkleidet, dass aussah wie leicht von Russ geschwärztes Glas. Shruikan musste seine Magie benutzt haben und die Leichenteile auf diese Art zu bewahren und von der Verwesung abzuhalten. Auf grausige Weise fühlte sich Eragon an Broms Gruft aus Diamanten erinnert. Auf der anderen Seite hielte es fast für eine Beleidigung, diese Ehrung an das Leben seines Vaters mit dieser Ansammlung von Wahnsinn zu vergleichen. Seltsam wahr, dass Shruikan nur einige Teile der Köpfe seiner Opfer behalten hatte. Knochenreste zeigten, dass er andere einfach hatte verrotten lassen.
"Vielleicht suchen wir Sinn, wo's keinen Sinn gibt." Aryas Stimme klang zwar gefasst, doch wer sie kannte konnte den Ekel heraus hören. "Vielleicht ist Shruikan einfach nur wahnsinnig. Vielleicht ist Leben zu vernichten alles was ihn noch antreibt."
Eragons erster Impuls war es seiner Gefährtin zuzustimmen. Doch um das Opfer zu ehren, welches Murtagh und Dorn gebracht hatten indem sie hierhergekommen waren, warf er noch einmal einen prüfenden Blick auf Shruikans "Sammlung".
Mit einem Mal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Alles ergab plötzlich einen Sinn.
"Murtagh, hast du eigentlich jemals erlebt, dass Shruikan eine Frau umgebracht hätte? Hat er jemals einen weiblichen Kopf genommen?"
Eragons Halbruder blickte den jungen Anführer der Drachenreiter an, als habe dieser den Verstand verloren.
"Nein. Aber ist das wichtig?"
"Ich denke schon." Sagte Eragon. Er ging in die Hocke und betrachtete die Gesichter näher. "So sehr es euch auch anekeln mag, seht euch die Gesichter mal genauer an. Was fällt euch auf. Achtet auf die Augen, die Form des Mundes......"
"Eragon, ich denke ich weiß worauf Du hinaus willst aber das ist unmöglich. Er ist tot." Hauchte Arya schließlich.
"Und doch ist es der einzige logische Schluss aus dem was wir hier sehen. Es erklärt auch, warum Shruikan plötzlich in der Lage ist seine Magie zu kontrollieren. Ein Drache vermag das nur wenn sein Wunsch stark genug ist. Sag mir Arya: Welcher Wunsch könnte bei Shruikan stärker ausgeprägt sein?"
"Würde mich bitte mal jemand an dieser Unterhaltung teilhaben lassen?" Knurrte Murtagh.
"Fällt dir an den Gesichtern nichts auf? Sie hin! "forderte Eragon.
Widerwillig betrachteten Murtagh Shruikans grausiges Werk.
"Einige sehen sich ähnlich." Stellte er widerwillig fest. "Eigentlich sehen sich sogar alle ähnlich. Die gleichen Augen. Es könnte immer die gleiche Person sein. Was hilft uns das?"
"Welche Personen könnte für Shruikan so wichtig sein, dass er, um ihr Gesicht nicht zu vergessen, es immer wieder und wieder aus Leichenteilen zusammensetzt?"
Eragon konnte beobachten die jetzt auch eine grausige Erkenntnis über Murtaghs Gesicht zuckte.
"Das kann nicht sein." Flüsterte der Dunkelhaarige.
"Es ist die einzige Erklärung die Sinn macht. So wahnsinnig es auch klingt: Shruikan sucht seinen wahren Reiter. Dem jungen Mann, den Galbatorix vor über 100 Jahren getötet hat."

Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang (wird überarbeitet)Место, где живут истории. Откройте их для себя