12. Vertrauen

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Nachdenklich hatte Arya eine Hand auf die Rinde des Menoabaumes gelegt. Die Elfe hing ihren eigenen Gedanken nach, während ihr Drache sie von einem der Äste aus beobachtete.
"Das ist wirklich ein schöner Baum hier."-l
Der sarkastische Unterton in Fírnens Stimme entging Arya nicht. Nachdenklich blickte sie zu ihm auf. Sie konnte nicht verhindern, dass ein Lächeln ihre Mundwinkel umspielte. Der Anblick eines Drachen, welcher auf einem Baum saß, hatte etwas groteskes.
"Arya? Was machen wir hier?"
"Was heißt hier wir?"
Wunderte sich die Elfe.
"Ich bin hierhergekommen etwas mit meinen Gedanken allein zu sein und dann bist du aufgetaucht Großer."
Fírnen schnaubte nur.
"Schon vergessen das Saphira und ich etwas besser auf euch zwei aufpassen wollen? Wenn du mit deinen Gedanken allein bist kommt selten etwas Gutes dabei heraus. Deshalb frage ich dich jetzt noch mal: Warum bist du dir? Wir wissen beide, dass Du wieder woanders wärst. Bei ihm oder? Näher als je zuvor. Bist Du dir sicher kleine Maus?"
"Ja ich bin sicher."
Erwiderte die Elfe fast flüsternd.
"Aber etwas in mir hältst mich zurück. Ich glaube ich habe einfach Angst. "
Fírnen stieß nun ein heisere Lachen aus.
"Natürlich hast du Angst. Angst war immer dein ständiger Begleiter und wird es wohl auch immer sein. Allerdings bezweifle ich, dass du diese spezielle Angst an diesem Ort besiegen wirst. Du glaubst doch nicht wirklich, dass dein Herzstern dich je so verletzen würde dass du dich in so einem Baum hinein singen würdest. Ich glaube nicht dass er es tun würde und du bist so klug, im Falle eines Falles nicht so einen Blödsinn zu machen. Im Leben wird man verletzt aber Wunden heilen auch wieder. Ich hab übrigens etwas entdeckt dass ich dich interessieren dürfte. Geh mal um den Baum herum, auf der andern Seite der Lichtung."
Verwundert kam er ihr den Wunsch ihres Drachen nach. Zunächst erkannte sie nichts. Doch dann fiel ihr, im Schatten am Rande der Lichtung, ein Lichtreflex auf. Sie trat näher und erkannte, dass der Waldboden an dieser Stelle von winzigen Blumen bewachsen war, die in der Dunkelheit golden glänzten. Vorsichtig stricht die Elfe mit den Fingerspitzen über die feinen Gebilde. Sie erinnerte sich wie Eragon diese Blume für sie geschaffen hatte.
"Beantworte mir das Arya: Was ist das schlimmere Schicksal. Zu glauben etwas zu sehen, sich zu irren und verletzt zu werden. Oder ist es vielleicht vielmehr folgendes: zu wissen dass dort etwas ist, es angeboten zu bekommen und es zu verlieren bei man nicht den Mut hatte die Hand aus zu strecken es zu ergreifen und festzuhalten. Dein Leben hat mit Schmerz begonnen Arya. Du was zu jung und den Tod seines Vaters wirklich mitzuerleben. Aber ein paar Erinnerungen haben sich in deine Seele gegraben. Einsamkeit, Verlust und Schmerz. Davor fürchtest dich. Aber wir beide wissen, dass Eragon bereits alles getan hat um sich deines Vertrauens würdig zu erweisen. Jetzt bist du ein Zug. Die letzte Entscheidung, ob vertraust oder nicht, musst du treffen. Kannst du es nicht: Dann solltest du die Sache jetzt beenden. Es würde euch sonst beide nur quälen."
"Das kann ich nicht und das will ich nicht!" Ereiferte sich Arya.
"Dann solltest du jetzt aufhören Bäume an zu starren, zu ihm gehen und den Sprung wagen. Vertraue darauf das er dich auffängt solltest du fallen. Vertrauen bedeutet nicht eine Garantie zu haben nicht verletzt zu werden. Es bedeutet diese Möglichkeit zu akzeptieren und trotzdem voran zu schreiten."
Mit diesen Worten erhob sich der grüne Drache in die Lüfte. Seiner Reiterin signalisierte er noch, dass er sich mit Saphira treffen würde.
Lange blickte die Reiterin ihren Gefährten nach.
"Er hat recht." Flüsterte sie sich schließlich selbst zu.

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Das leise Klopfen schreckte Eragon aus seinem Wachschlaf. Er wunderte sich. Für einen Besuch war es eigentlich zu spät. Dennoch erhob er sich von seinem Nachtlager, zog sich eilig seine Beinkleider über und ergriff dann eine kleine, tragbare Zwergenlampe auf seinem Nachttisch. Um sich nicht völlig zu blenden ließ er das magische Gerät nur etwa dieselbe Menge an Licht erzeugen wir eine Kerzenflamme. Das genügte ihm um den Weg durch den Wohnbereich seines Baumhauses zur Eingangstür zu finden. Dort angekommen öffnete er die Schiebetür.
Zu seiner Überraschung blickte Arya ihm entgegen.
"Darf ich reinkommen? "
Die Stimme der Elfe löste die starre, in die Eragon vor Verwunderung verfallen war. Mit einer einladen Geste forderte er sie auf einzutreten. Gerne kam sie auf Forderung nach Eragon schloss die Schiebetür wieder.
Das Arya für ihn der Inbegriff der Schönheit war hatte Eragon längst akzeptiert. Heute verwandelte allerdings das dünne Kleid aus dunkel grüner Seide ihre Erscheinung in ein Kunstwerk.
"Ist etwas passiert? Warum bist Du hier?"
Mit einem zärtlichen Lächeln auf dem Gesicht nahm die Elfe ihren Gefährten die Zwergelampe aus der Hand.
"Nein." Lächelte sie. "Es ist alles in Ordnung und ich bin hier weil ich es sein will."
Mit diesen Worten brachte sie das Licht der kleinen Laterne zum verlöschen. Eragons Augen brauchen einige Sekunden um sich an die plötzliche Dunkelheit zu gewöhnen. Allein das Licht des Vollmond erhellte jetzt noch das Zimmer. Schließlich erkannte er, dass Arya nun direkt vor ihm stand. Ihr warmer Atem verriet ihm, dass ihre Lippen nach Seinen suchten.
Bereitwillig erwiderte er den zärtlichen Kuss und zog die ehemalige Prinzessin in die Arme. Sein Herz schien für einige Sekunden auszusetzen. Der feine grüne Stoff, welche Aryas Körper bedeckt hatte war verschwunden. Allein ihre seidigen, schwarzen Haare fielen über ihren Rücken und zarte, warmer Haut schmiegte sich an seine Brust. Wie lange sie so da standen und sich küssen vermochte er schon bald nicht mehr zu sagen. Rationales, logisches Denken zerfloss bei ihm wie Eis in der Sonne. An seine Stelle traten Instinkte, welche er so intensiv noch nie gespürt hatte.
"Bist du dir sicher?" hauchte er mit einem Rest von Selbstbeherrschung.
Ihr geflüstertes" Ja" ließ bei Eragon jeden Widerstand gegen die in ihm aufsteigenden Gefühle verschwinden.
Schon bald lagen die beiden Liebenden eng umschlungen auf Eragons Bett. Da die Dunkelheit ihre Augen nahezu nutzlos werden ließ, erforschen ihre übrigen Sinnen das gegenüber aufs genaueste.
Von Kräften, tief aus seinem Innern getrieben, wanderten Eragons Hände über den Körper seiner Liebsten. Schließlich strich er zärtlich über die Innenseite der Oberschenkel. Von denselben Kräften getrieben, die auch Eragon beherrschten, gewährte die Elfe ihm den Einlass den er begehrte. Sanft glitt er zwischen ihre Beine. Er lag nun direkt über ihr. Unter sich, konnte er im Licht des Mondes ein leuchten in Aryas Augen sehen wir es nie zuvor von ihr gekannt hatte.

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Saphira und Fírnen lagen nebeneinander an einem kleinen Teich außerhalb von Ellesméra. Die Flanken der beiden mächtigen Wesen zitterten leicht. Die Gefühle, welche von ihren Reitern ausgingen sie so noch nie gespürt. Zuerst war es ein einheitliches heißes Aufflammen gewesen. Nun trafen die Eindrücke die Drachen allerdings wie die Brandung eines Ozeans. Kurzen Momenten der Entspannung folgten Wellen auf Wellen höchste Ekstase.
"So nehmen das also die Zweibeiner war."
Murmelte der grüne Drache nachdenklich.
Saphira schüttelte leicht ihr mächtiges Haupt als die herangezogenen Gefühle immer intensiver wurden.
"Ich bin froh dass Ihr zu uns gefunden habt. Das hätte mein Kleiner auf die Dauer nicht zurückhalten können."
"Das hätten sie beide nicht. Es hätte sie innerlich zerrissen."

Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang (wird überarbeitet)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora