55. Blut und Tod

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Mit mächtigen Flügelschlägen näherten sich die Drachenreiter Osilon. Das letzte Licht, des scheidenden Tages wich der Dunkelheit einer heraufziehenden Nacht. Trotzdem setzten die Reiter ihren Weg fort.
Sie waren eilig aufgebrochen und hatten sich auf ihrer Reise nur wenige Pausen gegönnt. Ein Angreifer, der verwegen genug war die Elfen in ihrem Wald herauszufordern, war mehr als Grund zur Sorge.
Eragon überdachte noch einmal, was er auf Nachfrage von Arya über ausgebildeten elfische Tuppen erfahren hatte. Diese Krieger waren alles andere als eine leichte Beute. Nicht nur besaßen sie Schwerter und Bögen sowie Pfeile, welche auf die unnachahmliche Weise des schönen Volkes hergestellt waren, sondern auch ihre Rüstungen waren von besonderer Machart. Nicht nur aus den feinsten Materialien sondern auch mit Schutzzaubern versehen. Während die Kettenhemden und Panzer geschmiedet wurden sangen die fähigsten Magier schützende Zauber über das Material. Elfische Rüstungen lebten quasi dafür ihre Träger zu beschützen.
Dazu kam, dass die Krieger hervorragend ausgebildet und, aufgrund ihres Einsatzes im Krieg gegen Galbatorix, Kampferfahren waren. Es bedurfte eines mächtigen Gegners um eine solche Truppe zu überwältigen, die außerdem mit einem Angriff rechnete.
- "Wir sind fast dar Kleiner. Dort ist der Berg." - Teilte Saphira ihrem Reiter mit.
Westlich von Osilon erhob sich ein kleiner Berg aus dem unendlichen Grün von Du Weldenvarden. Die Reiter hatten vereinbart zunächst diesen Berg anzusteuern und das umliegende Gebiet mit ihrer geistigen Wahrnehmung zu überprüfen. Schließlich wollten sie nicht selbst in eine Falle geraten.
Etwas unterhalb des Gipfels war ein flaches Plateau, auf dem die Drachen bequem landen konnten. Eragon ließ sich vom Rücken seiner treuen Begleiterin gleiten und ließ seinen Blick über den nächtlichen Wald gleiten. Er kam sich vor, als stünde er auf einer Insel in einem endlosen Ozean. So ebenmäsig wirkte der umstehende Wald im fahlen Licht des Mondes.
"Meister! Kommt schnell!"
Es war Marek, der gerufen hatte. Angst und Überraschung schwangen unverkennbar in der Stimme des jungen Reiters mit und rissen Eragon sofort aus seinen Gedanken. Alle Reiter und Drachen eilten zu ihrem Kameraden. Fassungslos betrachteten sie was der junge Bergnomade entdeckt hatte.
Im Schatten eines Felsvorsprungs, exakt so platziert, dass es aus der Luft nur schwer zu erkennen war, hatte man zwei Speere in den Boden gerammt. Die Spitze dieser Waffen wurden auf grausige Weise von zwei Köpfen gekrönt. Beide mussten einst zu elfischen Kriegern gehört haben. Am Fuß der beiden Speere war mit großer Kraft etwas in den Stein geritzt:
- Willkommen neuer Orden der Drachenreiter! -

Ein kalter Schauer lief Eragon über den Rücken. Wer immer die Angriffe gegen die Elfen führte war kein Dummkopf. Er hatte geahnt, dass die Reiter zu Hilfe gerufen würden und war offenbar mit der Denkweise ihres Anführers weit genug vertraut um seine Vorsichtsmaßnahmen vorherzusehen. Ein Meer von Fragen stürmte auf Eragon ein: Wer war ihr Gegner? Woher wusste der Unbekannte überhaupt, dass die Reiter für die Völker in so greifbarer Nähe waren? Wer kannte ihn gut genug um seine Gedanken so gut voraussehen zu können?
Die Summe der Fragen überstieg bei weitem die der Antworten. Einmal mehr war es ein warnender Ruf einer bekannten Stimme, die Eragon in die Realität zurückholte.
- "Kleiner sieh nur!" -
Saphira blickte exakt in die Richtung in der Osilon lag. Eragons Magen schnürte sich zu als er erkannte was die Aufmerksamkeit der blauen Drachendame erregt hatte. Ein rötlicher Feuerschein erhellte den Nachthimmel. Dicke Rauchschwaden stiegen über dem Punkt Du Weldenvardens auf, wo die Elfensiedlung liegen musste.
Eragon wechselte einen eiligen Blick mit Arya und erkannte, dass sie dasselbe dachte wie er. Der unbekannte Feind hatte es offenbar aufgegeben Angriffe aus dem Hinterhalt durchzuführen und sich offen auf eine Stadt der Elfen gestürzt.
"Auf eure Drachen." Befahl Eragon während seine Schüler noch gebannt den rötlicher Feuerschein betrachteten. "Umgebt euch mit sämtlichen Schutzzaubern, die Arya und ich euch gelehrt haben. Formuliert einige präzise und einige allgemeiner. Wir wissen nicht was für Waffen unser Gegner zum Einsatz bringen wird aber eins ist sicher: Die beste Art einen Angriff zu überleben, ganz gleich mit welcher Waffe er geführt wird, ist es sich nicht auf Schutzwälle zu verlassen sondern auszuweichen oder am besten selbst derjenige zu sein der angreift."
Eragons Befehle lösten die drückende Stille und schon wenige Minuten später erhoben sich die Drachen in die Luft und flogen in Richtung dessen was ein wahres, flammendes Inferno sein musste.
Wie er es seinen Schülern geraten hatte umgab Eragon auch sich und Saphira mit Schutzwällen und vergaß auch nicht Vervarda und Hidalgo mit solchen auszustatten.
- "Danke Kleiner." - Flüsterte Saphira als sie Eragons Schutz für ihre Kinder bemerkte.
Beruhigend streichelte der junge Anführer der Reiter über die blauen Schuppen seiner Begleiterin und sprach dann noch einige Schutzzauber aus, die Arya und ihren Drachen verteidigen sollten. Die Elfe merkte davon nichts. Eragon wusste, dass seine Gefährtin sich eigentlich selbst verteidigen konnte aber seine Fürsorge gab ihm einfach ein besseres Gefühl.
Die Entfernung zu Osilon schmolz in Windeseile zusammen und schon bald erkannten die Reiter das ganze Ausmaß der Zerstörung. Buchstäblich jedes Haus der Elfenstadt brannte und stinkende Rauchschwaden erfüllten die Luft mit dem Geruch von Blut, Tod und Zerstörung.
Plötzlich durchschnitt ein schrilles Kreischen die Luft und übertönte alle anderen Geräusche. Das Blut in Eragons Adern schien zu gefrieren. Er kannte diesen Laut nur zu gut. Aus den Trümmern der Stadt erhoben sich fast 30 Letherblaka. Jedes der widerlichen Flugwesen trug einen Ra zac auf seinem Rücken. Eragon konnte es nicht genau benennen aber diese Flugrösser waren anders als die, denen er auf dem Helgrind begegnet war. Sie wirkten größer, finsterer und bedrohlicher.
Saphira brüllte und stieß eine Flammenzunge aus, die die Angreifer auf Abstand halten sollte. Tatsächlich näherten sich ihnen die geflügelten Wesen nicht weiter, doch Eragon hatte das untrügliche Gefühl, dass dies nichts mit der Drohgebärde seiner Drachendame zu tun hatte. DieLetherblaka waren eindeutig in der Überzahl und machten dennoch keine Anstalten anzugreifen.
Plötzlich war etwas zu hören, was mindestens ebenso erschreckend klang wie der schrille Schrei der Flugrösser. Ein eiskaltes, unmenschliches Lachen.
"Der neue Orden der Drachenreiter! Welche Ehre für mich!"
Etwas stieß aus den Rauchschwaden hinab und setzte sich zwischen die Drachen und die Flugrösser der Ra zac. Einen Augenblick lang glaubte Eragon Cuaroc den Wächter vor sich zu haben. Auch dieses Wesen bestand aus Metall, hatte einen menschenähnlichen Körper auf dem der Kopf eines Drachen thronte. Doch damit endeten die Gemeinsamkeiten. Dieses Wesen war schwarz wie die Nacht. Alles an der Kreatur schien darauf ausgerichtet einschüchtern zu wirken und in seiner rechten Hand hielt das Wesen einen gewaltigen Morgenstern. Aus dem Rücken brachen Flügel hervor, die aus Dunkleheit selbst geformt schienen.
"Wenn das nicht Saphira und Eragon sind. Wie schön euch wieder zu sehen." Höhnte das monströse Wesen. "Und da ist ja auch die nette Elfe, die mir ihre Lanze in den Schädel gerammt hat. Nun, der Tod meines Fleisches kümmert mich nicht besonders. Wie ihr seht habe ich einen neuen Körper."
Erneut ergriff ein Schauder Eragon. Die Andeutungen des Wesens ließen nur einen Schluss über seine Identität zu.
"Shruikan?" Rief der junge Anführer der Drachenreiter um seine Theorie zu bestätigen.
"Das war Galbatorix Fehler Eragon. Er hat einfach unterschätzt was für ein kluges Kerlchen du doch bist." Lachte der ehemalige Drache des Königs. "Ich freue mich, dass wir diesmal etwas Gelegenheit haben miteinander zu plaudern. Was hältst du von meinen kleinen Lieblingen. Ich finde es recht eindrucksvoll was ich aus den 20 Eiern gemacht habe, die mein "Reiter" in Verwahrung genommen hatte. Natürlich habe ich etwas Magie angewendet, damit sie schneller wachsen und sich fortpflanzen. Das herrliche Klima von Vroengard hat das Übrige getan. Die Kräfte die dort umgehen haben sich auf meine kleinen Lieblingen übertragen. Sie sind nun die etwas verbesserte Version der Ra zac. Die Spitzohren dort unten in Osilon können euch das sicher bestätigen. Zumindest die die noch am Leben sind."
"Was immer du vorhast Shruikan, wir Reiter werden dich aufhalten!" Schrie Arya der schwarzen Kreatur zu.
Wieder musste Shruikan lachen.
"Freche kleine Elfe! Was wollt Ihr den tun?"
Die Augen von Shruikans Körper glühten auf und eine Kugel aus eisblauer Energie schwebte zu Boden. Es gab einen gewaltigen Lichtblitz doch blieb es völlig lautlos. In Sekundenschnelle hatte Shruikan die Umstehenden Bäume von lebenden Pflanzen im Glas verwandelt. Wieder glühten die Augen des schwarzen Wesens und die Bäume zerbarsten in unzählige Splitter, welche auf die Reiter zurasten. Allein die Schutzwälle verhinderten, dass Eragon und seine Gefährten in Stücke geschnitten wurden.
"Begreift ihr nun meine Macht?" Spottete Shruikan. "Ich bin der erste Drache, der gelernt hatte seine Magie zu beherrschen. Ich war größer als jede eurer Echsen und daher bin ich um ein Vielfaches mächtiger! Und das Wort der Wörter wird euch gegen mich nichts nützen. Wie ihr gehört, oder besser nicht gehört habt, brauche ich die alte Sprache nicht um eine Zauber zu wirken. Ihr könnt mir meine Macht nicht stehlen indem ihr den wahren Namen der alten Sprache benutzt. Und mich könnt ihr mit dem Wort nur angreifen wenn Ihr meinen wahren Namen kennt. Sonst ist das Wort nur ein Wort. Ich bezweifle, dass Ihr meinen wahren Namen erraten werdet bevor ich mir geholt habe was mir zusteht."
"Und was ist das?" Wollte Eragon wissen. "Was bezweckst du mit all dieser Zerstörung?"
"Anders als Galbatorix bin ich nicht so dumm meine Pläne zu verraten. Wenn Wissen Macht ist, ist Unwissen Ohnmacht. Solange ihr ohnmächtig seit, seid ihr keine Gefahr für mich. Natürlich könnte ich euch jetzt alle töten aber ich stehe in eurer Schuld Eragon und Arya. Er hat mich von diesem unerträglichen Aufschneider Galbatorix befreit und mir die Freiheit gegeben meine Ziele zu verfolgen. Daher lasse ich euch diesmal davonkommen. Ihr könnt natürlich versuchen, mich und meine Lieblinge zu verfolgen aber dort unten in der Stadt leben noch immer ein paar Elfen und ich habe eine gewisse Anzahl Ra zac in der Stadt zurückgelassen. Sie standen keine Flugrösser zur Verfügung. Ich denke ihr solltet euch um sie kümmern bevor sie sich um die armen Elfen kümmern. Amüsiert euch gut mit ihnen! Sie werden euch anschaulich vor Augen führen welche Wunder Vroengard vollbracht hat. Sollte ihr diese einmalige Erfahrung überleben meine jungen Freunde, grüß doch bitte meinen alten Bekannten König Orrin von Surda. Sagt ihm ich finde seine politischen Ambitionen äußerst langweilig und da er nun ausgedient hat, habe ich kein Interesse mehr daran, ihm in irgendeiner Form zu helfen. Macht mit ihm was ihr wollt. Richtet ihn nur meinen Dank aus für seine Hilfe und die monatlichen Schiffsladungen an Futter für meine Lieblinge. "
Lachend flog Shruikan davon und die Flugrösser mit den Ra zac folgten ihm. Eragon wurde übel bei dem Gedanken, was Orrin als Futter nach Vroengard geschickt haben musste.
"Sollen wir ihn verfolgen Meister?" Wollte Marek voller Tatendrang wissen.
"Nein! Wir müssen uns um die Überlebenden in der Stadt kümmern."
"Wir könnten uns aufteilen." Beharrte Laories Reiter. "Mit ein paar Ra zac werden Tar, Narie und ich schon fertig. Er könntet....."
"Ich habe nein gesagt Marek. Ich bewundere deinen Mut aber jetzt den Kampf mit Shruikan zu suchen wäre Dummheit. Er ist überaus mächtig. Wenn er wirklich die Uhr alte Magie der Drachen zu kontrollieren gelernt hat wäre es Selbstmord ihn ohne Plan zu attackieren. Außerdem hast du doch gehört, was er über seine "Lieblinge" gesagt hat. Diese Ra zac haben uns unbekannte Fähigkeiten. Sie waren mächtig genug eine ganze Elfenstadt nieder zu brennen. Wir dürfen nicht voreilig handeln."
Das überzeugte den jungen Bergnomaden schließlich.
"Entschuldigt Meister. Mein Mund war wohl mal wieder schneller als mein Verstand."
Trotz der ernsten Lage musste Eragon schmunzeln.
"Ich verstehe deinen Wunsch Shruikan zu verfolgen und diesen Wahnsinn zu beenden, Marek. Unsere Zeit wird kommen und Geduld kann auch eine Waffe sein.
Eragon gab Saphira ein Zeichen und die Drachen glitten weiter auf die Stadt zu.
- "Ich möchte dass er mich und die anderen Reiter im Zentrum der Stadt abgesetzt. Wir werden die Ra zac suchen und zur Strecke bringen." -
- "Willst Du deine Nase mal wieder in etwas stecken, was zurück beißt?" - Grollte Saphira. - "Du glaubst doch nicht, dass ich mich in einem brennenden Stadt die von Ra zac verseucht ist zurücklasse?!" -
- "Doch, genau das wirst du tun!" - Bestätigte Eragon entschlossen. - "Sieh dich doch um. Du und die anderen Drachen seit zu groß, um euch zwischen diesen brennenden Bäumen sicher bewegen zu können! Die Ra zac sind schnell und wendig. Sie könnten euch in die Flanke fallen ohne dass wir sie aufhalten können. Ihr werdet uns helfen und müsst uns helfen Saphira. Kreist über der Stadt und haltet nach unseren Feinden Ausschau. Versuch zu ergründen wie viele es sind und aus welcher Richtung sie angreifen werden. Unterstützt unsere Schutzwälle mit eurer Kraft und helft uns wenn nötig mit Klauen, Zähnen und eurem Feuer. Stoßt schnell vom Himmel und bringt euch dann wieder in Sicherheit. Gibt es zu! Das ist die beste Strategie!" -
Eragon konnte spüren, wie sich seine Drachendame gegen die Wahrheit seiner Worte wehrte. Schließlich musste Saphira jedoch einsehen, dass ihr Reiter recht hatte. Die Straßen der Stadt waren bereits im Normalzustand eng und luden zu Angriffen in die ungeschützten Flanken der Drachen ein. Der Rauch und das Feuer verstärkten diese Probleme noch.
Eragon gab seine Befehle an die anderen Reiter weiter und nachdem diese ihre Partner überzeugt hatten wurde der Plan ausgeführt.
Im Zentrum der Stadt war eine weiträumige freie Fläche, die wohl als Versammlungsort diente. Dort setzten die Drachen ihre Gefährten ab und erhoben sich dann wieder in den Himmel.
Eragon blickte sich um. Leichen lagen auf dem Boden verteilt, manche Körper waren regelrecht in Stücke gerissen.
"Seht nach ob es Überlebende gibt." Befahl der junge Anführer der Reiter. "Aber entfernt euch nicht zu weit voneinander."
Stumm bestätigten Eragons Mitstreiter seinen Befehl und jeder näherte sich einem Körper, bei dem es die Hoffnung gab, das noch Leben in der Hülle vorhanden war.
- "Achtung Kleiner!" - Warnte plötzlich Saphira. - "Sie kommen! Etwa 12 Ra zac. Sie nähern sich dem Platz von Osten! Manche hangeln sich durch die Bäume!" -
Kaum hatte Saphira ihre Warnung ausgesprochen als Eragons feine Sinne schon die Schritte seiner Feinde aufnahmen und ein schriller Schrei den Angriff einleitete.
Eragon riss Brisingr aus der Scheide, festigten den Griff um seinen Rundschild und eilte zu seinen Freunden. Die anderen Reiter waren von ihren Drachen ebenfalls gewarnt worden und stellten sich nun Rücken an Rücken und bildeten so einen Verteidigungskreis.
Mit schrillen Schreien griffen die Ra zac an. Einige sprangen aus den Bäumen herab und sprengten die Formation der Reiter auseinander. Eragon rollte über den Boden, kam aber schnell wieder auf die Beine und sah sich einer der Kreaturen direkt gegenüber. Das Wesen zischte angriffslustig und öffnete gierig seinen Schnabel.
Der Ra zac hielt die Arme leicht abgespreizt vom Körper. Die Handflächen zeigten in Eragons Richtung. Staunend und angeekelt verfolgte der junge Anführer der Reiter wie aus den Handgelenken der Kreatur dornenartige Fortsätze wuchsen. Als diese etwa die Länge von 20 cm erreicht hatten schleuderte das Wesen sie mit einer ruckartigen Bewegung in Richtung des Drachenreiters. Eragon die sich zur Seite fallen, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine. Die Dornen hatten sich in einen der wenigen Bäume gebohrt, die nicht in Flammen standen. Fassungslos beobachtete Eragon was geschah. Die Dornen schien förmlich die Lebenskraft aus dem Baum heraus zu saugen. In Sekundenschnelle verkümmerte und starb der mächtige Baum. Ein rascher Gedanke alarmierte Saphira und die blaue Drachendame leitete die neue Informationen an die übrigen Reiter weiter. Im selben Moment erhielt Eragon eine Warnung von Fírnen. Der grüne Drache schickte ihm Bilder, die Aryas Blickwinkel zeigten. Die Elfe hatte versucht einen der Ra zac mit Magie anzugreifen. Das dämonische Wesen schien nicht nur völlig immun gegen Zauber jeder Art sondern saugte die magische Kraft regelrecht auf. Dies erhöhte den Kraftverlust den ein Magier bei jedem Zauber hinnehmen musste um ein Vielfaches! Gleichzeitig schienen die Ra zac durch die aufgenommene Energie stärker und schneller zu werden.
Ein erneutes Zischen seines Gegners lenkte Eragons Aufmerksamkeit wieder auf den Ra zac der ihn angriff. Beulenartige Fortsätze blicken sich rechts und links des mörderischen Schnabels auf. Den jungen Anführer der Drachenreiter blieben nur Sekunden um zu reagieren. Er riss seinen Schild hoch und spürte wie etwas gegen seine Deckung klatschte. Eilig spähte er über den Rand seines Schildes und erkannte, dass der Ra zac ihn mit einer Art Säure bespritzt hatte. Schäumend und gurguelnd fraß sich die klebrige Substanz bereits durch Eragons Deckung. Eilig schleuderte er den Schild von sich um zu vermeiden, dass die Säure ihn erreichte. Inzwischen hatte der Ra zac erneut Fortsätze aus seinen Handgelenken wachsen lassen die nun aber etwa 1 m lang waren und geformt wie tödliche Klingen. Damit stürmte das dunkle Wesen auf Eragon zu.
Der junge Anführer der Drachenreiter reagierte mit der Erfahrung, die er in unzähligen Kämpfen gesammelt hatte. Er fing die beiden Klingen des Ra zac mit Brisingr ab, löste eine Hand von Griff des blauen Schwertes und zog Klimpertod aus seiner Scheide. Mühelos durchtrennte er damit die dornenartigen Fortsätze und rammte anschließend beide Schwerter in den Brustkorb des Ra zac.
Der Tod seines Gegners gab Eragon zeigt sich kurz umzusehen. Zu seiner Erleichterung schien die Lage unter Kontrolle. Narie bewies er geschickt mit dem Bogen und tötete drei Ra zac, die sich durch die Baumkronen auf sie zu bewegten. Marek war an ihrer Seite und verteidigte sie mit dem Schwert, damit die Elfe unbehelligt ihren Bogen zum Einsatz bringen konnte. Durch die gelbe Klinge schien bereits ein Ra zac den Tod gefunden zu haben.
Arya machte den Namen, den die Gehörnten ihr gegeben hatten alle Ehre. Ihre Klinge war so flink wie der Wind und forderte blutigen Tribut. Immer wieder schließen auch die Drachen vom Himmel, packten sich einen oder zwei Ra zac und rissen die widerlichen Kreaturen buchstäblich in Stücke.
Als der Kampf abflaute thronte Tar über den Leichen von drei Ra zac. Den Kopf der einen Kreatur schien der junge Urgal buchstäblich mit bloßen Händen zerquetscht zu haben. Der Gehörnter stieß ein triumphierendes Heulen aus! Zum ersten Mal seit Eragon die ungestüme Wildheit seines Volkes in den Augen seines Schülers. Der erste Drachenreiter der Gehörnten hatte den Sieg gekostet und die Kraft in seinen Armen gespürt. Vom Himmel her stimmte Aroc in den Triumph seines Reiters ein.
Da keine weiteren Feinde in Sicht waren landeten die Drachen um sich zu überzeugen, dass ihre Reiter wohlauf waren. Auch Eragon musste Saphiras kritische Musterung über sich ergehen lassen.
- "Du bist wirklich ein Meister darin, dich in Schwierigkeiten zu bringen." - Knurrte die blaue Drachendame.
- "Glücklicherweise bis eine Meisterin darin, mich aus Schwierigkeiten zu retten meine Schöne." -
Saphira rollte mit den Augen, kam aber nicht dazu noch etwas zu sagen. Eine Gruppe von Elfen stürmte auf den Platz und kam auf die Drachenreiter zu. Diese versammelten sich um Eragon und erleichtert stellte dieser fest, dass seine Kampfgefährten alle unverletzt geblieben waren.
Inzwischen hatten die ankommenden Elfen die Drachenreiter erreicht und verneigten sich respektvoll.
"Schattentöter, wir sind froh euch und die anderen Mitglieder des Ordens begrüßen zu dürfen." Aufgrund der ernsten Lage verzichtete der Elf auf die förmliche Begrüßungsriten. "Mein Name ist Ethos. Ich bin der Kommandant der Stadtgarnison. Leider sind nicht viele von meinen Männern übrig. Wir konnten euch nicht früher zu Hilfe kommen. Wir hatten uns mit den Überlebenden in einem der Gebäude verschanzt und sahen und ständigen Angriffen ausgesetzt. Plötzlich stürmten die Ra zac davon. Offenbar um euch anzugreifen. Erst als er einen eurer Drachen über der Stadt kreisen sahen verstanden wir, warum die Wesen plötzlich ihren Angriff auf uns eingestellt hatten. Ihr müsst verzeihen aber ich konnte die Überlebenden nicht schutzlos zurücklassen."
"Ihr hat völlig richtig gehandelt Ethos-Elda." Beschwichtigte Eragon. "Bitte führt uns zu diesem Gebäude, damit wir euch bei der Versorgung der Überlebenden unterstützen können. Wo wir gebraucht werden helfen wir gerne. Es tut uns leid, dass sie nicht früher hier sein konnten."
"Niemand hätte diesen Angriff vorhersehen können Schattentöter." Erwiderte der Soldat der Elfen und bat die Reiter ihm zu folgen. Während Drachen und Reiter sich vorsichtig einen Weg durch die Zerstörung bahnten wurde Eragon, trotz des schrecklichen Anblicks den Osilon bot, etwas leichter ums Herz. Immer mehr Elfen wagten sich aus der Deckung und begannen mit Löscharbeiten. Das Inferno hatte aus der Luft so total gewirkt, dass der junge Anführer der Reiter schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte noch Überlebende zu finden. Tatsächlich jedoch schien es eine durchaus große Anzahl von Elfen zu geben die Zerstörung überstanden hatten. Immer wieder rief Ethos einzelnen Gruppen Befehle zu Maßnahmen besser zu koordinieren.
Mit der ihnen eigenen Magie bekämpften die Elfen das Feuer in dem sie den Flammen von der Luft abschnitten und so zum verlöschen brachten. Dort wo das Inferno unter Kontrolle gebracht wurde zeigte sich allerdings das furchtbare Ausmaß der Zerstörung. Es mochte Überlebende geben doch mit den Häusern war die Grundlage des Lebens an diesem Ort zerstört worden.
"Ethos-Elda, wir wissen es zu schätzen, dass eure Männer uns eskortiert. Doch teilt sie besser ein um bei den Bemühungen zu helfen. Wir müssen so schnell wie möglich die uns verbleibenden Kräfte bündeln." Warf Arya schließlich ein.
"Vielen Dank Argetlan. Ich bin auch der Meinung, dass Führung nun das wichtigste ist. Ich wollte euch aber nicht beleidigen indem ich euch Begleitschutz verweigere.
"Wir sind hier um zu helfen Ethos-Elda." Erklärte Eragon entschieden. "Jede Höflichkeit, jede Begrüßung, jede Gefälligkeit kann warten bis das notwendigste getan ist. Ich weiß wie wichtig das Protokoll für euer Volk ist. Doch seid versichert, wir werden Notwendigkeit nicht mit Unhöflichkeit verwechseln."
Erleichtert und dankbar kommandierte der Hauptmann der Stadtwache seine Leute ab und wendete sich dann wieder den Drachenreitern zu.
"Unsere Fürstin wird euch erklären, wie unsere Lage ist und wo ihr uns am besten helfen könnt." Sagte Ethos während sie durch die Stadt schritten. Bevor der Elf allerdings zu weiteren Erklärungen ansetzen konnte unter brach ihn ein Aufschreien Naries.
Die jüngste Reiterin des schönen Volkes löste sich von der Gruppe und stürmte auf zwei Elfen zu, die gerade einen Körper aus einem eingestürzten und noch immer brennenden Haus befreiten. Bei der Verletzten handelte es sich um eine Frau, die sich stöhnend auf der Trage hin- und herwand, auf die man sie gebettet hatte.
Jede Erleichterung, die Eragon verspürt hatte verflüchtigte sich als er hörte was Narie sagte.
"Mutter! Was tust du hier? Was ist mit dir?"
Eragon richtete schnell den Blick auf Arya und stieß sanft ihren Geist an.
- "Eranna, Naries Mutter, hat Verwandte hier in Osilon. Vermutlich ist sie zu ihnen gegangen, als sie sich von Naries Vater trennte." -
Die Drachenreiter eilten an Naries Seite. In Gedanken ging Eragon bereits einige Heilzauber durch. Als sie die Trage erreichten auf der Naries Mutter ruhte, erkannte er aber, dass kein Zauber der Frau mehr helfen würde. Mit einem letzten Funken Hoffnung blickte er zu Arya, doch diese schüttelte nur den Kopf. Die linke Hälfte der Elfe Eranna war völlig verbrannt. Kleidung, Haaren, Haut und Muskeln waren zu einer schwarzen, kohleartigen Schicht zusammengeschmolzen und erinnerten nur noch entfernt an die Schönheit wie die Frau einst ausgezeichnet haben musste.
Eragon trat neben Arya und legte vorsichtig die Arme um sie. Dort lag schließlich die Schwester ihres Vaters. Auch wenn Aryas Gesicht kaum Veränderungen zeigte, spürte Eragon doch mit welcher Kraft sie den Arm, den er um sie gelegt hatte an sich drückte.
"Mama, bitte sag doch was. Bitte!"
Naries Stimme war inzwischen erstickt von Tränen. Sie hatte die unser letzter Hand ihrer Mutter ergriffen und hielt sie mit beiden Händen fest.
Ob auf das Flehen ihrer Tochter hin, oder durch einen gnädigen Zufall, tatsächlich öffnete Naries Mutter kurz die Augen und blickte ihre Tochter an. Auf dem Teil ihres Gesichtes, der nicht zur Unkenntlichkeit verbrannt war zeigte sich ein Lächeln. Eragon konnte sehen, dass die Hand welche Narie fest umklammert hielt kurz den Druck erwiderte. Dann wurde der Blick der Verletzten Elfe leer.
"Mama?" Fragte Narie verzweifelt und ihre Augen weiteten sich als sie die Wahrheit erkannte. Fassungslos und nach Atem ringend stolperte das junge Elfenmädchen rückwärts. Arya löste sich von Eragon, fing ihre Cousine auf und zog sie in eine feste Umarmung.
Es dauerte einige Sekunden, bis Narie zu einem gequälten Aufschrei in der Lage war. Als er schließlich ihre Kehle verließ nannte Eragon etwas über die Elfen, was er lieber nie erfahren hätte. Sowie ihr Lachen jeden der es hörte in Verzückung versetzen konnte waren die Klänge ihrer Trauer dazu im Stande alle diese hörten verstehen zu lassen, wie und endlich ihr gegenwärtiges Leid war.
Arya hielt ihre schluchzen der Cousine weiter an sich gedrückt während Kira vorsichtig den Flügel um ihre Reiterin und die Frau legte, die sie in den Armen hielt.

Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now