36. Wahrheiten

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Eragon, Murtagh und Arya hatten ihr gemeinsames Abendessen in vollen Zügen genossen. Auch ihre Drachen, hatten den bevorstehenden Abschied auf ihre eigenen Art gefeiert. Sie waren gemeinsam zur Jagd ausgeflogen.
Nach dem Abendessen hatte sich Arya verabschiedet. Offenbar wollte sie den beiden Halbbrüdern noch Zeit geben etwas unter sich zu sein. Von der Sonne war nur noch im Westen ein roter Streifen geblieben und Murtagh Eragon wanderten über die Schlüpflingswiese.
"Schlüpflingswiese?" Lachte Murtagh schließlich. "Irgendwie passt das nicht mehr Eragon. Die meisten Drachen sind doch inzwischen erwachsen."
"Nun sie werden bestimmt nicht die letzten Schlüpflinge bleiben. Irgendwann wird wohl auch Dorn sich ein hübsches Drachenmädchen aussuchen."
Das Lächeln auf Murtaghs Gesicht bekam eine traurige Note.
"Irgendwann bestimmt. Im Moment allerdings interessiert er sich noch nicht dafür. Ich denke das ist auch noch so eine Nachwirkung von seinem beschleunigten Wachstum. Gewisse Instinkte entwickeln sich erst langsam bei ihm."
Eragon nickte verstehend, und für einen Augenblick breitete sich schweigend aus. Inzwischen hatten die beiden Brüder den kleinen Bach erreicht der sich gurguelnd seinen Weg durch die Wiese bahnte.
"Sag mal Eragon, warum gab es eigentlich bei euch kein Fleisch?"
Die Frage überrascht Eragon etwas. Im Zuge seiner Ausbildung hatte er das Leben zu sehr schätzen gelernt als dass er ohne unbedingte Notwendigkeit Tiere töten wollte. Auf der anderen Seite wusste er aber nicht was sein Bruder eigentlich bei Galbatorix gelernt hatte. Es war kaum zu erwarten, dass der dunkle König ähnlich gründlich vorgegangen war wie Oromis.
"Hast du nie gelernt auf die Stimmen des Lebens zu hören, bist du alles um dich herum wahrnimmst?"
"Du meinst meinen Geist öffnen und alles um mich herum berühren? Wollte Murtagh wissen.
"Ja."
"Das ist doch gefährlich Bruder! So kann jeder feindliche Magier sofort deinen Geist angreifen!"
Diese Aussage seines Bruders erinnerte er Eragon daran, dass er einst genauso gedacht hatte.
"Es ist ein gewisses Risiko Murtagh aber stell dir folgendes vor. Ein Magier hat den Schwur geleistet dich unter allen Umständen zu töten. Er greift sich mit Magie an. Wie schützt du dich vor so einem Angriff? Sicher du kannst noch zurückschlagen aber tot bist du trotzdem. Nur wenn du dich öffnest, erkennst du sofort den Verstand eines Magiers. Denn der wird seinen Geist sofort schützen, sobald er deine Präsenz bemerkt. Ich erinnere dich ungern an deine Zeit in Urû'baen aber hat Galbatorix dir diese Kunst nie beigebracht?"
"Nein, in dieser Form nicht. Die Eldunari, welcher mir gegeben hat haben für mich die Umgebung überwacht und mich gewarnt wenn sie ein Magier wahrnahmen. Er hat mir nur gezeigt, wie ich am effektifsten in den Verstand eines anderen eindringen kann. Aber was hat das mit Fleisch zu tun?"
"Das ist schwer zu erklären Murtagh. Wenn Du mal den Verstand eines Kaninchen, oder eines Schafs berührt hast, siehst du alles mit etwas anderen Augen. Sicher, Tiere haben nicht unsere Intelligenz aber sie fühlen Schmerzen wie wir und erfreuen sich am Leben so wie auch wir. Kannst du beweisen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt Murtagh? Was wenn dieses Leben alles ist was wir, Tiere wie Menschen, haben und wir nehmen es einem Huhn, nur um es zu essen. Sicher, wenn man sonst verhungern würde ist es zu rechtfertigen aber du bist heute Abend nicht verhungert oder?"
Murtagh lachte.
"Ganz sicher nicht. Wie lernt man dieses hören bis es nichts mehr gibt das einem entgeht eigentlich? Ich vermisse die Macht nicht, die die Seelenhorten mir gaben aber angreifbar fühle ich mich seitdem schon."
"Bei den alten Reitern war diese Kunst der Schritt, den sie tun mussten um als vollwertiger Reiter anerkannt zu werden. Such dir einen Ort irgendwo in einem Wald, wo du allein bist, öffne deinen Geist und Versuch alles um dich herum wahrzunehmen. Es dauert eine Weile bis man das kann aber glaub mir es lohnt sich. Du wirst wissen wenn du es geschafft hast."
Eragon überlegte einen Moment. Da er schon dabei war etwas über Murtaghs Ausbildungsstand zu erfahren wollte er die Chance nutzen. Es gab etwas, das ihn interessierte seit ihrem Kampf auf den brennenden Steppen.
"Stört es dich, wenn ich eine Frage stelle?"
"Wenn, dann hättest du mich jetzt schon gestört."
Selenas Söhne mussten beide lachen. Inzwischen hatten sie sich auf einen zerkratzen Baumstamm gesetzt der am Flussufer lag. Winzige Furchen im Holz, zeugten von den unzähligen Jungdrachen, die hier ihre Krallen geschärft hatten.
"Es geht um etwas, das du damals auf den brennenden Steppen zu Wege gebracht hast. Heute bin ich nicht mehr stolz darauf, aber es war nie gelungen Dorn zu verletzen. Du hast seine Wunde geheilt mit nur ein paar Worten in der alten Sprache. Ich hätte wenigstens fünf Sätze gebraucht um dasselbe Ergebnis zu erzielen. Wie hast Du das gemacht."
"Zum einen, nehme ich es dir nicht übel, dass du Dorn damals verletzt hast. Du hattest keine Wahl. Leider werde ich dich wohl enttäuschen. Es hatte nicht viel mit herausragenden Fähigkeiten oder einem geheimen Satz in der alten Sprache zu tun der einen befähigt besonders gut zu heilen. Ich habe nur den Eldunari befohlen ihre Kraft zu nutzen um Dorns Wunde zu heilen. Als Drachen, die sie einmal waren, wussten sie instinktiv wie Fleisch, Sehnen und Muskeln zusammen gehörten. Ihr Wissen hat meine Magie gelenkt. Auf ähnliche Weise hat Galbatorix die Sinnestäuschungen erschaffen mit denen er Nasuada brechen wollte. Ihm lieferten auch die Eldunari die Details für seine Täuschungen. Später habe ich dann einfach einen mit Magie aufgeladenen Gegenstand verzaubert jede Wunde an einem Drachenkörper sofort zu heilen. Galbatorix wollte das so. Er meinte du könntest sonst zu leicht auf die Quelle meiner Kraft kommen."
Murtagh blickte zum Himmel auf und seufzte schwer.
"Ich schätze meine Fähigkeiten sind bei weitem nicht so beeindruckend wie sie gewirkt haben Eragon. Viel, sehr viel stammte von den Eldunari."
"Es macht ja auch irgendwo Sinn. Jedes Wort in der alten Sprache, dass dir Galbatorix beigebracht hätte, hätte dir Macht gegeben. Indem er nur die Eldunari missbrauchte um dich ähnliche Effekte erzeugen zu lassen, war es für ihn wohl leichter dich zu kontrollieren."
Murtagh nickte stumm.
"Ich möchte mich noch bei dir bedanken Murtagh."
"Wofür?" Wunderte sich der Dunkelhaarige.
"Dass du mich und Saphira damals nicht nach Urû'baen gebracht hast. Das hätte jede Hoffnung Galbatorix jemals zu besiegen beendet. Ich will auch gar nicht darüber nachdenken, was mit Saphira da passiert wäre."
"Es war das Richtige." Murmelte Murtagh. "Auch wenn ich das damals nicht so gesehen habe. Zumindest nicht nach meiner Rückkehr."
"Lass mich raten, Galbatorix hat sich aufs übelste bestraft und dabei immer wieder betont, dass es im Grunde meine Schuld ist. Wenn ich doch nur seine edlen Ziele anerkennen würde, wenn ich dich nicht um Gnade gebeten hätte, dann wäre das alles nicht nötig."
Wieder lachte Murtagh etwas bitter.
"Genau! Der König war etwas eloquenter als du Bruder, aber die Nachricht hast du richtig wiedergegeben. Es erschreckt mich bis heute noch am meisten wie er mich manipuliert hat. Eragon, auf dem Höhepunkt habe ich wirklich in dir die Quelle all meine Sorgen und Probleme gesehen. Der Inbegriff der Ungerechtigkeiten dieser Welt unter der ich zu leiden habe. Dorn ist schon aufgefallen, dass ich längst nicht mehr so selbstsicher bin ich es einmal war. Das ist der Hauptgrund dafür. Ich frage mich immer, ob es nicht einem anderen auch gelingen könnte mich so zu manipulieren. Wie denkst du darüber?"
"Bittest du jetzt deinen kleinen Bruder um einen weisen Rat?"
Wieder mussten die beiden Drachenreiter lachen.
"Nun mein kleiner Bruder scheint ein gewisses Talent dafür entwickelt zu haben."
"Ich denke, dass es möglich ist jeden zu manipulieren Murtagh. Wenn es dir hilft, ich glaube fest, dass du nicht böse bist. Damals, als ich dir gesagt habe wie du deinen wahren Namen ändern kannst habe ich dir vorgeschlagen, zu versuchen deinen Zorn zu überwinden. Du hast gesagt, dass er es ist der dir Kraft verleiht. Hier also mein Rat, von Bruder zu Bruder: Du hast recht, Zorn kann dir Kraft verleihen aber nur, wenn du es bist der ihn beherrscht! Galbatorix hat es fertig gebracht, dass du von deinem Zorn beherrscht wirst. Das ist eine gefährliche Sache."
"Da hast du wohl recht Eragon. Leider ist eine ganze Menge Zorn in mir. Interessant, das du unseren zweiten Kampf ansprichst. Ich glaube ich habe mich damals in einem Punkt geirrt. Ich sagte damals, dass du dich wohl nicht halb so gut gehalten hättest wie ich wenn du in Urû'baen aufgewachsen wärst. Vielleicht hättest du auch eher besser abgeschnitten."
Eragon schüttelt energisch den Kopf.
"Warum? Weil ich ein besserer Mensch bin als du? Jetzt verwechselt du Ursache und Wirkung Murtagh. Dein Zorn ist nicht in dir, weil Du ein schlechter Mensch bist. Er ist da, weil du aufgewachsen bist wie du es nun einmal bist. Einigen wir uns darauf, dass wir gleich gut abgeschnitten hätten."
"Damit kann ich leben." Lachte der Dunkelhaarige von Beiden. "Du warst aber mal der Meinung, dass du was Besseres bist. Erinnerst du dich noch damals, die Sache mit den Sklavenhändlern."
"In diesem Punkt, hat der Krieg mich einige harte Lektion gelehrt." Murmelte Eragon. "Ich weiß jetzt, dass es manchmal nötig ist gnadenlos zu sein. Es gefällt mir nicht aber es ist so."
"Mir gefällt diese Notwendigkeit auch nicht Eragon."
"Das wollte ich dir auch nicht unterstellen Murtagh."
"Wann bist Du eigentlich zu dieser neuen Überzeugung gelangt?" Wollte Murtagh wissen.
Der Jüngere von beiden überlegte kurz, dann begann er zu berichten.
"Nachdem ich die Ra zac getötet hatte, habe ich Roran und Katrina mit Saphira zurück zu den Varden geschickt. Ich selbst reiste zu Fuß durch das Imperium. Bei mir war damals nur Arya. Sie hat mich gesucht. Wir stießen auf eine Patrouille und mussten gegen die Männer kämpfen. Ich verfolgte einen der floh, und obwohl er keine Bedrohung mehr für uns war und nicht um Gnade bat, habe ich ihn töten müssen."
Eragon brach ab, die Erinnerung schmerzte ihn noch immer.
"Du hast getan was du musstest." Brummte Murtagh. "Hättest du ihr Leben lassen, wäre er zum nächsten Außenposten der Armee gerannt, hätte Alarm geschlagen und innerhalb von wenigen Stunden hättest du Dorn und mich auf den Fersen gehabt."
Zu Eragons Überraschung musste Murtagh plötzlich lachen.
"Was ist so komisch?"
"Wusstest Du, dass Galbatorix vorhatte dich mit Katrina als Geisel in eine Falle zu locken? Nur deshalb haben die Ra zac sie am Leben gelassen. Leider hat er es mit seiner Bestrafung, weil ich dich habe laufen lassen, etwas zu gut gemeint. Weder Dorn noch ich waren in der Verfassung um zu kämpfen. Das hat ihn wild gemacht. Er hat dann diese Priester des Helgrinds angewiesen, dich zu überwältigen. Die meisten von denen waren Magier oder Geisterbeschwörer. Doch die haben sich geweigert! Haben irgendwas von heiligem Boden geredet und waren weder durch Drohungen noch Schmeicheleien bereit sich anders zu entscheiden. Tja, und dann hast du die Ra zac getötet und bist mit seiner schönen Geisel auf und davon. Das war damals ein sehr frustrierender Tag für ihn."
Nun mussten die beiden Brüder wieder herzlich lachen.
"Sag mal Murtagh," keuchte Eragon atemlos. "Warum hat sich der König das eigentlich gefallen lassen von den Priestern? Er schien mir nicht die Art Mann zu sein, die ein Nein als Antwort akzeptiert."
"Das hast du ganz richtig erkannt. Aber wenn es um die Priester ging, war Galbatorix zurückhaltend. Er hat sie nicht gefürchtet. Doch der Helgrind..... diese riesige schwarze Glasscherbe hat er gefürchtet. So verrückt wie das für dich auch klingen mag. Er hat den Helgrind gefürchtet. Deshalb hat er den Priestern viel durchgehen lassen."
"Wenn du wüsstest, was die um ein Haar hinter seinem Rücken getan hätten."
Eragon erzählte Murtagh davon wie er während der Schlacht um Dras'Leona mit Arya in die Hände der Priester gefallen war und fast getötet worden wäre. Nachdem er geendet hatte erhob Murtaghs sich ungläubig. Fassungslosigkeit war ihm ins Gesicht geschrieben.
"Die wollten dich töten?! Und Arya auch? Gegen den ausdrücklichen Befehl des Königs?"
"Daran gibt es keinen Zweifel."
Murtagh war völlig entgeisterd und begann auf und ab zu gehen.
"Sie müssen wirklich wahnsinnig gewesen sein. Was Galbatorix mit ihnen gemacht hätte!! Ihre Schmerzen vor ihrem Tod wären legendär geworden! Er war bereit alles zu opfern um dich in die Finger zu kriegen. Er hat eine ganze Grafschaft auf deinen Kopf ausgesetzt! Und auch Arya war ihm wichtig. Er hatte den Befehl gegeben sie lebend gefangen zu nehmen wenn möglich. Jeder Hauptmann kannte ihr Gesicht damit sie nicht einfach getötet wird. Er wusste dass sie die Tochter von Islanzadi ist. Das machte sie für ihn zu einer wertvollen Geisel. Wenn er es je erfahren hätte, dass die Priester ihn so betrügen wollten. Bei allen Göttern! Ich wage es gar nicht mir vorzustellen was er mit ihnen angestellt hätte. Was hast du diesen Irren angetan, dass sie dich so hassen?!"
"Ich habe nur ihre Götter getötet. Inzwischen sogar schon zum zweiten Mal."
Murtagh schüttelte irritiert den Kopf.
" Du glaubst auch, dass die Priester den Helgrind verehrt haben oder?"
Murtagh nickte.
"Das stimmt aber nicht. Sie beteten nicht den Berg an sondern die Wesen die dort hausten."
Der Dunkelhaarige brauchte einen Moment, dann erbleichte er.
"Diese Wahnsinnigen haben die Ra zac verehrt?!"
Diesmal war es Eragon der nickte.
"Das erklärt warum sie wenn auch nur widerwillig Galbatorix gehorcht haben. Er hatte ja schließlich 20 Eier ihrer Götter in seinem Besitz. Hoffentlich verfaulen die in irgend einem Versteck!"
"Das kann man wirklich nur hoffen Murtagh. Aber was soll man von Leuten erwarten, die sich freiwillig ihre Gliedmaßen abtrennen. Sowie ihr hoher Priester!"
Murtagh stimmte vorbehaltlos zu.
"Dabei war der noch nicht mal der Schlimmste. Er konnte er mit seinen Stummeln nicht mehr viel Schaden anrichten. Weit schlimmer war seine rechte Hand. Dieser Kerl mit dem goldenen Klingen statt Händen."
Eragon sprang erregt auf. Sein Traum kam ihm plötzlich in den Sinn. Er griff sich einen kleinen Stock begann etwas in den sandigen Boden zu zeichnen. So gut er konnte kopierte er das Medaillon, welches der unheimliche Fremde in seinem Traum getragen hatte.
"Dieser Mann, mit Klingen als Händen, hat er so ein Medaillon getragen? "
Murtagh musste ein kleines Wehrlicht beschwören um in der aufziehen Dunkelheit Eragons Zeichnung zu erkennen. Dann nickte er.
"Das Abzeichen des Blutpriesters. Der höchste im Orden unter dem hohen Priester. Er war einmal in der Hauptstadt und Galbatorix wollte, dass ich gegen ihn kämpfe. Uns hat er auch zu einem Duell gezwungen. Ob er sehen wollte, wie gut ich mit dem Schwert bin oder ob er einfach nur sein Vergnügen haben wollten kann ich nicht sagen. Aber da habe ich diesen Kerl gesehen. Ein fürchterlicher Kämpfer. Ich bedaure jeden der den als Gegner hat. Außerdem ein sehr talentierter Magier. Selbst die Elfen hätten wohl mit dem ihre Schwierigkeiten. Woher kennst du ihn?"
"Ich hatte einen merkwürdigen Traum. Er kam darin vor!"
"Die Art von Träumen, wie Drachenreiter sie haben und die manchmal wahr werden?"
"Du hast sie auch schon gehabt?"
"Frag lieber nicht kleiner Bruder!"
"Bitte erzähl es mir nicht großer Bruder. Ich habe genug mit meinen Träumen zu kämpfen!"
Wieder mussten beide kurz lachen.
"Was weißt Du über diesen Mann?"
Murtagh schnaubte verächtlich.
"Nicht viel! Diese Prothesen mit den zwei Klingen, sind seine bevorzugten Waffen im Kampf. Er hat auch andere um Schreibtarbeiten durchführen zu können. Sie sind aus menschlichen Handknochen gefertigt. Mit Magie kontrolliert er die Finger, die von feinen Drähten zusammengehalten werden."
"Aus menschlichen Handknochen?! Wo hat er die her?"
"Eragon, es sind seine. Es sind die Knochen seiner Hände. Jetzt nach dieser komische Begriff auch Sinn!"
"Begriff?"
"Du hast doch auch schon von dem Öl der Seither-Pflanze gehört, dass man mit einem Zauber und einem Blutopfer in eine tödliche Säure verwandeln kann oder?"
Eragon nickte. Ein bitterer Geschmack breitete sich in seinen Mund aus. Natürlich erinnerte er sich an dieses Öl. Damit war sein Onkel zu Tode gefoltert worden.
"Die Priester nennen es die Tränen der Götter. Der Blutpriester heißt Mathias Tabor."
"Tabor? so wie in Marcus Tabor, der Statthalter von Dras'Leona?"
Murtagh nickte.
"Matthias ist sein Bruder. Er hat sich den Priestern angeschlossen und sich den Titel des Blutpriesters verdient indem er seine Hände in das Seither-Öl getaucht hat. Er hat sie so lange daringelassen, bis sich sein Fleisch vollständig aufgelöst hatte. Seine Knochen haben sich nur deshalb nicht zersetzt, weil er über sie einen Schutzzauber gesprochen hatte. Dann hat er die Knochen abgesägt und daraus diese Prothesen gemacht."
Eine Gänsehaut Koch Eragon über den Rücken. Je mehr er über den Orden des Helgrind herausfand, desto mehr verabscheute er diese Religion.
"Hoffentlich hat dein Traum nichts zu bedeuten." Sagte Murtagh. "Nasuada hat genug Probleme auch ohne diese Priester. Ein paar dieser Probleme haben mit dir zu tun Eragon."
"Mit mir?! Wieso?"
"Die Leute verstehen nicht, wieso du Alagaesia verlassen hast. Also sind allerhand Gerüchte im Umlauf. Bei den meisten kommen die Elfen nicht gut weg. Als Arya noch ihre Königin war, wäre die Lage fast eskaliert. Zum Glück ist sie gerade noch rechtzeitig zurückgetreten. Aber trotzdem halten sich diese Gerüchte. Scharlatane und Betrüger verkauften Talismänner, die angeblich davor schützen sollen, das Elfen die Kinder der Menschen stehlen und sie durch Wechselbälger ersetzen. Abgeschnittene Hasenpfoten, Katzenschädel oder zermahlene Rabenschädel. Du weißt schon, dieser Blödsinn der keine Wirkung hat aber von Leichtgläubigen immer gern gekauft wird. Das sind nur die harmlosen. Aber es gibt auch Leute, die versuchen das Volk regelrecht auf zu hetzen. Die Elfen hätten dich ermordet um eine von ihnen an die Spitze der neuen Reiter zu setzen. Sie hätten dich und Saphira entführt und würden dich gefangen halten, auch damit Arya die Führung der Reiter übernehmen kann."
Eragon massierte sich müde die Schläfen.
"Ich dachte dieser Unsinn hätte sich endlich erledigt. Ich bin doch auch bereits einmal zurückgekehrt."
Murtagh schüttelte den Kopf.
"Aber nur Orrin und ein paar seiner Leute haben dich wirklich gesehen. Und gerade der verehrte König von Surda sägt an Nasuadas Thron wann immer er kann. Er hat kein Interesse daran dass diese Gerüchte verstummen."
Eragon überlegte einen Moment.
"Ist nicht bald der Jahrestag von Nasuadas Thronbesteigung?"
"Allerdings!" Bestätigte Murtagh. "Es ist nun schon fast vier Jahre her, dass sie gekrönt wurde. Der große Tag ist in fünf Monaten. Was hast du vor?"
Eragon zog ein Gesicht, wie ein Kater, der gerade den sprichwörtlichen Vogel gefressen hatte.
"Wenn meine Schüler sich weiterhin so gut machen, dann wäre es vielleicht möglich das der neue Orden der Drachenreiter an Nasuadas Jubeltag der Königin seine Aufwartung macht. Wenn du das nächste Mal mit ihr spricht, könntest Du sie vielleicht fragen, ob sie das für eine gute Idee hält?"
Ein breites Grinsen trat auf Murtaghs Gesicht.
"Es wird mir eine Freude sein."


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Murtagh und Eragon hatten sich noch eine Weile unterhalten, doch nun kehrte der junge Anführer der Reiter in sein Quartier zurück. Seine Gedanken kreisten noch immer um das was er über die Priester des Helgrind erfahren hatte. Nur zu gerne würde er glauben, dass sein Traum nur ein Traum gewesen war. Eindeutig dagegen sprach die Tatsache, dass er noch nie in seinem Leben Matthias Tabor getroffen hatte. Trotzdem hatte er ihn in seinen Träumen gesehen.
Eragon befürchtete, dass seine Sorgen ihm in dieser Nacht den Schlaf rauben würden. Immer noch nachdenklich betrat er sein Zimmer und legte sein Hemd ab. Ein leises Räuspern ließ ihn zur Tür blickten.
Dort stand Arya in ihren Nachtgewand. Langsam trat die Elfe auf ihn zu.
"Ihr hattet wohl viel zu besprechen."
Aryas Stimme hatte neutral geklungen. Eine Tatsache, die Eragon etwas nervös machte. Noch immer hatte er Angst, zu weit zu gehen oder etwas von Arya zu fordern wozu sie im Moment nicht bereit war. Trotzdem konnte er sich nicht dagegen wehren, dass allein ihre Anwesenheit in seinem Zimmer ein gewisses Verlangen in ihm weckte. Er war lange fort gewesen um Lebensräume für die wilden Drachen zu suchen. Er hatte sie sehr vermisst. Murtaghs Anwesenheit, so willkommen sie auch war, hatten ihn und Arya wenig Zeit gegeben sich über ihr Wiedersehen zu freuen. War die Elfe deshalb zu ihm gekommen?
Schließlich konnte sich Eragon zu einem Nicken durchringen.
"Ja." Insgeheim verfluchte sich Eragon. Seine Kehle war wie zugeschnürt und seine Stimme erinnerte ihn mehr an einen quarkenden Frosch.
Arya stand jetzt direkt vor ihm und strich ihm zärtlich mit dem Handrücken über die Wange.
"Ich nehme an, Du willst morgen mit mir darüber reden?"
"Morgen?" Erkundigte Eragon sich und schloss die Arme um Aryas Hüften.
"Morgen!" Bestätigte die Elfe flüsternd.
Sanft verschmolzen die Lippen der beiden Gefährten zu einem Kuss. Eragon ließ seine Hände über Aryas Rücken wandern hinauf zu ihren Schultern. Dort löste er die Träger ihres Nachtgewands. Lautlos glitt der seidigen Stoff zu Boden.

Eragon Band 5 - Jedes Ende ist ein Anfang (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now